Schreibunterricht

Neuerdings fragen mich immer öfter KollegInnen scherzhaft, ob ich nicht mal bereit wäre, Schreiben zu unterrichten, oder wie man neudeutsch sagt, Dozentin für Creative Writing zu werden. Das fragen die ausgerechnet eine, die von fertigen Ratgebern und Instant-Anleitungen so gar nichts hält. Nun erzählte mir vorhin einer am Telefon, es gäbe jetzt schon Schreibseminare für den Fall, dass einem erst gar nichts einfällt. Das glaube ich ihm nicht, denn wenn mir nichts einfällt, lass ich's besser und mach mir einen schönen Tag. Dafür brauche ich doch keinen Unterricht? Oder irre ich mich?

Spontan kam ich auf die Idee, ein Seminar anzubieten: "Auspendeln heißer Themen". Falls einem mal wieder nichts einfällt, kann man von der Zahnbürste über Zeitungsausschnitte bis zur letzten Mahnung vom Finanzamt oder ein paar Hundehaaren alles hinlegen. Professionell erpendelt lässt sich doch aus allem ein Bestseller stricken!

Ich hätte dann auch gleich den Kurs für Fortgeschrittene: "Pendeltechniken für Plagiatoren". Mitzubringen sind gute Bücher, Papierleim, eine Schere und Papier. Alter unbegrenzt, die Teilnehmer sollten jedoch blond sein.

Der liebe Kollege (lach nicht so laut) meinte dann, ein wenig Tiefenentspannung zwischendurch sei nicht schlecht, allerdings nur so weit, dass die Schreibhand nicht einschlafe. Das ist allerdings ein Problem, dem ich aber mit zwei Seminaren abhelfen kann: "Automatisches Schreiben mit und ohne Baldrian" oder "Bücher-Channeling leichtgemacht". Fortgeschrittene der Stufe A 2 belegen besser den Kurs "Mir fällt nichts ein, ich hab keine Lust und will trotzdem berühmt werden."

Soll ich das wirklich alles unterrichten? Ich bring das fertig!
Aber vorher macht ihr bitte alle brav eure Hausaufgaben:

Stellt euch vor, ihr wärt ein kleines grünes Gummischwein. Als euch wieder mal nichts einfällt, begegnet ihr einer Blume, die nach Motorenöl riecht und behauptet, in einer früheren Reinkarnation Verleger gewesen zu sein. Plötzlich stürzt ein Förster herbei, der euch den Rüssel abschneiden möchte. Drohend zückt er einen Brieföffner.

Aufgabe: Entwickelt einen Dialog, der dem inneliegenden Konflikt gerecht wird. Zielgruppe: Verlage für Terrarienkunde.

Habe die Ehre...

Dies ist ein kostenloser Schnupperkurs für Teilnehmer an "Plotten mit Lachjoga"

5 Kommentare:

  1. Hanna Bananna18/3/10 21:41

    Madame, jeden Ihrer Kurse würde ich sofort belegen - vielleicht gäbe es dann günstigere Abonnementsgebühren?

    Nur fürchte ich, Sie werden solche hochspannende, richtungsweisende, augenöffnende, erfolgservierende Kurse nie geben können.

    Ihnen fehlt nämlich das Entscheidende, das einen Leiter solcher Kurse auszeichnen muß - besser gesagt, Sie haben schon zu viel auf dem schriftstellerischen Kerbholz!

    Ein solcher Kursleiter darf nämlich selbst noch *nichts* veröffentlicht haben ... oder höchstens in gewissen Verlagen, die wir hier nicht nennen wollen.

    Pech für Sie - und ein Jammer für uns alle.

    Es sei denn, Sie legten sich ein Pseudonym, gefärbte Haare und eine gefälschte Vita zu - Ideen würde ich dazu gern beisteuern.

    Es grüßt Sie aus der abendlichen Lachyogaposition
    Hanna Bananna-Rofl :))

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  2. Schwein an Blume: "schnüff - schnüff" *rüsselrümpf*

    Blume: versucht Buchstaben mit Motorölduftmarken zu bilden, merkt aber, dass auch grüne Schweine nicht lesen können.

    Schwein: "oink" *interessiertaberirritiertguckt*

    Schwein: sieht Förster "OINK! OINK! OINK!"

    Blume: versucht, mit Motorölduftmarken den Förster zu schreiben, dass es sich um ein Dichterschwein in der Schaffenskrise handelt, was verschont werden müsse.

    Förster: schaut nicht hin, weil er zwar lesen kann, aber stinkenden Blumen nicht zutraut, dass sie schreiben können und schneidet den Rüssel ab.

    Grünes Dichterschwein verblutet "oink...."

    Blume wird vom Förster zertreten: *leisevorsicheinletztesmalhinstinkt*

    Förster verlässt stumm den Tatort. Allgemeine Sprachlosigkeit, das Elend dieser Welt.

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  3. Nachtrag:

    Eben sehe ich, dass es sich um ein GUMMIschwein handelt. Das verblutet natürlich nicht, sondern verduftet!!

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  4. Das ist ja berückend, wie das gleich so abrauscht, also diese Gruppendynamik, die da gleich unter wildfremden Menschen entsteht, fühlt ihr das? Fühlt hin!
    Wenn ihr dieses Schwirren und Vibrieren mitnehmen könnt in eure Figurenkonstellationen, wie im richtigen Leben sach ich euch, wie im richtigen Leben!

    Hanna Bananna gibt uns hier die - wahrscheinlich schöne - weibliche Teilnehmerin, die dem Kursleiter (man beachte ihre männliche Form) Honig ums Maul schmiert und Sahne obendrauf klatscht. Dabei erscheint sie nicht unsympathisch, sondern wissend und intelligent. Sie wird's noch weit bringen, zumindest zur Co-Dozentin, falls sie bereit wäre, ihre Haare ebenfalls zu färben. Aber für die Kunst bringt man ja gern Opfer!

    Und Sabine, was soll ich sagen, ich bin ENTZÜCKT! BEEINDRUCKT! Du hast erkannt, was der Hintermeier und die Dame mit dem Waschblau in der Dauerwelle völlig übersehen haben: Auch Gummischweine können sprechen! Dass sie nicht bluten, mach dir da keinen Kopf, das ist Endlektorat, Kleinigkeit, Fitzelchen, das wischen wir weg, das ganze Blut und dann kannste sauber nochmal anfangen.

    Aber ich erkenne Talent! Ein Möchtegern hätte jetzt zum "deus ex machina" gegriffen, da wäre ein fesch aussehender Vampir herbeigeflogen, geil auf Gummiblut. Und schon hätten wir wieder so ne Nachmache gehabt! Du aber stehst ehrlich zu dem leidenden Gummischwein in dir, das ja das Gummischwein in uns allen ist, tragische Tiefe hat das, wahrhaftige Größe, auch wenn die Blutkörperchen von Gummischweinen grün sind. Aber welcher Leser schaut schon so genau hin.

    Was mir besonders gefällt: Deinen Text liest man mit allen Sinnen, den riecht man förmlich bis zum Fußzeh. Und wie du dann das tragische Endgemetzel mit einer morbiden, knalligen Endnote zum Ausstinken, pardon Ausklingen bringst - einfach göttlich! Die alten Griechen und ich verneigen sich vor diesem Gummitalent der Metallurgie, pardon Dramaturgie.

    Jetzt aber nicht levitieren, Sabine! Schön weiterüben. Du weißt, Genie muss weh tun. Man schreibt nicht einfach ungestraft so vor sich hin...

    Damit beenden wir die heutige Stunde ... vergesst bitte nicht, Scheine in den Hut am Ausgang zu werfen. Wir nehmen auch Fünfhunderter.

    Wagt noch jemand einen Versuch?destega

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  5. Destega ist kein Geheimcode, sondern ein Blogger-Technikfehler.

    Und was hab ich gesagt, du da hinten, ja du da ganz in Schwarz: SCHEINE will ich im Hut sehen, nicht Schweine!

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