Zitternd, frierend, taub

Bis eben habe ich geackert und korrigiert - und nun liegt sie vor mir, frisch ausgedruckt: Die Bewerbung für ein Stipendium, damit ich es mir leisten kann, meinen geliebten Polenroman zu schreiben. Natürlich werde ich ihn trotzdem irgendwie schreiben, wenn es nicht klappt; frei nach dem Zitat Kaminers von vorhin. Aber irgendwie ist dieses Nach-Außen-Gehen ein besonderer Schritt, wenn man Probetext in so frühem Stadium den kritischen Augen einer Jury übergibt. Es fühlt sich schlimmer an als Verlagsbewerbungen. Und es fühlt sich auch gut an, weil es mir zeigt: Ich glaube selbst daran.

Ich sitze da, glücklich, dass mich die Druckerpatrone nicht wie sonst in dringenden Fällen im Stich gelassen hat. Ich sehe die Sonne vor dem Fenster. Aber als die letzte Seite heraus lief, zitterte ich wie in einem Schüttelfrostanfall. Ich friere und klappere. Meine Ohren sind zugefallen. Zeit für einen doppelten Espresso. Dann das Eintüten in aller Ruhe.

Und morgen fahre ich in die Stadt, in der dieser Roman beginnt, und gebe das Ganze auf der Post auf. Eine Straße weiter werde ich mich belohnen, denn dort sitzt mein Leib- und Magenbuchhändler. Dann noch ein wenig in den Straßen Russisch lauschen und auf den Spuren der russischen Schriftsteller wandeln, allerdings nicht spielen wie Dostojewskij ... sondern endlich umschalten auf das Projekt, dem die Zeit davon rennt. Mein wunderbarer, inzwischen heiß geliebter russischer Dingens wartet! Die nächsten Monate wird sich alles nur noch um ihn drehen...

8 Kommentare:

  1. Dieses Gefühl des Frierens kenne ich gut!
    Es ist, als hätte man all seine Energie, all sein Blut in diesen Roman, diesen Text gesteckt. Diese Dinger saugen einen manchmal aus wie Vampire.
    Aber ich freue mich, dass du es rechtzeitig geschafft hast und gratuliere ganz herzlich zur stabilen Druckerpatrone. Jetzt bleibt mir nur noch, fröhliches Eintüten zu wünschen und dann feste die Daumen zu drücken!
    Liebe Grüße
    Jutta

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  2. Danke für die lieben Wünsche, Jutta!
    Ich habe mir mal sagen lassen, dass das Gehirn beim Hochleistungsdenken mindestens genauso viele Kalorien verbraucht wie die Muskeln eines Sportlers. Deshalb werde ich das gebührend mit einem leckeren Menu feiern ... mir ist nach irgendetwas an Senfsauce, mit frischen Rosmarinblüten...
    Herzlichst - fast schon aus der Küche,
    Petra

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  3. TOI, TOI, TOI !!! :)

    Uffff-Post ist grade angekommen, bin gespannt.

    Und jetzt wünsch ich eine schöne beschwingte Woche mit Dingens.

    Jan

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  4. Hab mir schon gedacht, dass du mit der Bewerbung beschäftigt bist! Ich drücke dir ganz stark die Daumen, damit du dein Projekt verwirklichen kannst! Und genieße alles, was in diesen schönen Tagen kommt.

    Herzlichst
    Christa

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  5. da drücke ich doch auch die Daumen - kräftig!

    herzlichst
    jueb

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  6. Danke, danke, danke! Ich rechne ja nicht damit und verdränge es auch, weil erst gegen Jahresende entschieden wird.
    Aber dein Wunsch, Christa, hat sich bereits erfüllt. Ich werde dieses Buch schreiben MÜSSEN, koste es was es wolle. Und wenn ich mir nachts eine Stunde stehle und wie Akaki Akakijewitsch nur noch auf Zehenspitzen laufe, damit sich die Sohlen nicht so schnell abnützen ;-)

    Aber zuerst ist Dingens dran, in der Tat.

    Herzlichst,
    Petra

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  7. Christine20/4/09 21:04

    Nanu? Wo sind denn meine gedrückten Daumen geblieben? Ich hatte doch heute morgen auch ganz kräftig - ? Also drücke ich nochmal. Drück!

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  8. Ich weiß auch nicht, Christine - ich habe nichts gelöscht, deinen Beitrag aber gelesen. Vielleicht bist du aus Versehen an das Signet mit dem Mülleimer gekommen? Sie sind aber angekommen!

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