Lesererwärmung
Sachbuchautoren nennen die Spezies hinter vorgehaltener Hand "Superstudienräte". Wohl jeder, der einmal ein Sachbuch geschrieben oder einen Vortrag gehalten hat, kennt diese Männer aus der letzten Reihe (ich sage bewusst Männer, weil mir noch nie eine derartige Frau untergekommen ist), die nur darauf warten, dass man an der falschen Stelle hustet oder womöglich einen weltgravierenden Fehler eingebaut hat. Und dann steht dieser Mensch plötzlich auf, mit einem donnernden "ja aber!", reißt die Rede an sich und klärt das Publikum darüber auf, warum eigentlich er das Buch hätte schreiben müssen.
Ich hatte mal ein besonders faszinierendes Exemplar von Superstudienrat in einem Vortrag, wo ich selbst fotografierte Fotos von Newgrange in Irland zeigte und darüber erzählte. Prompt stand ein Männlein in der letzten Reihe senkrecht und holte zum Rundumschlag gegen Frauen aus, die ach so inkompetent und intuitionsgesteuert über Einbildungen faselten. Also, er sei mehrfach und regelmäßig als wichtiger Fachmann in Newgrange gewesen, und was ich da auf Bildern zeigte, existiere so einfach nicht, dafür lege er die Hand ins Feuer. Folgte eine Suada gegen meine an der Vita abzulesende Inkompetenz, rein fachlich, studienhalber. Schließlich sei ich ja nur Journalistin und das ein journalistentypisches Gehabe. Dann natürlich die Aufzählung seiner zweifelhaften Meriten, die darin gipfelten, dass er sich mehrfach bei den bösen Journalisten des SWR beworben habe.
Das graue Mäuschen an seiner Seite erblühte sichtlich und warf ihrem Ehegespons bewundernde Blicke zu. Dadurch wuchs das Männchen - aber Unterbrechungen dieser freundlichen Art kann man schließlich nicht dulden, zumal das Publikum bereits unruhig wurde. Ich kenne heute den Witz nicht mehr, mit dem ich ihm den Wind aus den Segeln nahm, das Publikum zum Lachen brachte und Mäuschen zu funkelbösen Blicken auf ihren Gespons, weil dem die Kraft erstarb. Jedenfalls zeigte ich weiter meine erfundenen Fotos mit Sachen, die es gar nicht gibt. Die meine Kamera da hin gezaubert hatte. Um später zu erfahren, dass der Mann einschlägig bekannt war, vor allem bei den ach so bösen Journalisten, die ihn einfach nicht schreiben lassen wollten...
Journalisten sind immer gut für solche Hahnenkämpfe. Sie lernen in ihrer Ausbildung, über alles schreiben zu können. Sie dürfen mehr als andere, haben Formen für sachliche Nachrichten ebenso wie für emotionalere Features oder Meinungskommentare. Sie vertiefen sich in ihre Fachgebiete, lernen lebenslänglich und haben keine Zeit, für jede Sonderdisziplin einen Doktortitel zu erwerben. Sie schreiben Bücher, weil sie Schreiben gelernt haben. Sie schreiben Bücher, obwohl andere vielleicht mehr Spezialwissen haben - aber eben deshalb, weil sie wirklich allgemeinverständlich - und vor allem unabhängig - schreiben können. Sie sind deshalb angreifbar. Und auch, weil sie ja "nur" Autoren sind.
Ein wirklich köstlich schillerndes Beispiel dessen, was man mit jener Spezies so erleben kann, dokumentieren die Sachbuchautoren Miersch und Maxeiner hier. Sie erhielten nämlich plötzlich Kritik über ein neun Jahre altes Buch ... und bewiesen eine bewundernswerte Engelsgeduld!
Ich hatte mal ein besonders faszinierendes Exemplar von Superstudienrat in einem Vortrag, wo ich selbst fotografierte Fotos von Newgrange in Irland zeigte und darüber erzählte. Prompt stand ein Männlein in der letzten Reihe senkrecht und holte zum Rundumschlag gegen Frauen aus, die ach so inkompetent und intuitionsgesteuert über Einbildungen faselten. Also, er sei mehrfach und regelmäßig als wichtiger Fachmann in Newgrange gewesen, und was ich da auf Bildern zeigte, existiere so einfach nicht, dafür lege er die Hand ins Feuer. Folgte eine Suada gegen meine an der Vita abzulesende Inkompetenz, rein fachlich, studienhalber. Schließlich sei ich ja nur Journalistin und das ein journalistentypisches Gehabe. Dann natürlich die Aufzählung seiner zweifelhaften Meriten, die darin gipfelten, dass er sich mehrfach bei den bösen Journalisten des SWR beworben habe.
Das graue Mäuschen an seiner Seite erblühte sichtlich und warf ihrem Ehegespons bewundernde Blicke zu. Dadurch wuchs das Männchen - aber Unterbrechungen dieser freundlichen Art kann man schließlich nicht dulden, zumal das Publikum bereits unruhig wurde. Ich kenne heute den Witz nicht mehr, mit dem ich ihm den Wind aus den Segeln nahm, das Publikum zum Lachen brachte und Mäuschen zu funkelbösen Blicken auf ihren Gespons, weil dem die Kraft erstarb. Jedenfalls zeigte ich weiter meine erfundenen Fotos mit Sachen, die es gar nicht gibt. Die meine Kamera da hin gezaubert hatte. Um später zu erfahren, dass der Mann einschlägig bekannt war, vor allem bei den ach so bösen Journalisten, die ihn einfach nicht schreiben lassen wollten...
Journalisten sind immer gut für solche Hahnenkämpfe. Sie lernen in ihrer Ausbildung, über alles schreiben zu können. Sie dürfen mehr als andere, haben Formen für sachliche Nachrichten ebenso wie für emotionalere Features oder Meinungskommentare. Sie vertiefen sich in ihre Fachgebiete, lernen lebenslänglich und haben keine Zeit, für jede Sonderdisziplin einen Doktortitel zu erwerben. Sie schreiben Bücher, weil sie Schreiben gelernt haben. Sie schreiben Bücher, obwohl andere vielleicht mehr Spezialwissen haben - aber eben deshalb, weil sie wirklich allgemeinverständlich - und vor allem unabhängig - schreiben können. Sie sind deshalb angreifbar. Und auch, weil sie ja "nur" Autoren sind.
Ein wirklich köstlich schillerndes Beispiel dessen, was man mit jener Spezies so erleben kann, dokumentieren die Sachbuchautoren Miersch und Maxeiner hier. Sie erhielten nämlich plötzlich Kritik über ein neun Jahre altes Buch ... und bewiesen eine bewundernswerte Engelsgeduld!
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