Money money money
Kürzlich wurde ich unfreiwillig mit einer gigantischen Geschäftsidee konfrontiert. Man lässt nicht mehr Autoren für den Druck der Vanity Press bezahlen, sondern lässt Menschen löhnen, die im "Buch" vorkommen.
Die Kundschaft kann für den findigen Sachbuchautor immens sein. Von sogenannten Gastro-Führern, die lediglich aus bezahlten PR-Texten bestehen, kennt man die Idee bereits. Der Mindestabsatz ist garantiert, der Vertrieb sowie Buchhandel gespart - denn jeder darin vorkommende Koch oder Wirt wird stolz das Produkt an der eigenen Theke auslegen. Vielleicht greift auch der ein oder andere Tourist gern zu, dem das Mahl geschmeckt hat. Aber Freunde echter Bücher bevorzugen dann doch lieber unabhängige Ware von echten Kritikern. Es spricht sich schnell herum, wenn die nicht mehr selbst schreiben und sich bezahlen lassen. Ja, auch das hat es schon gegeben. Ist aber alles Schnee von gestern. Hier meine Anleitung zum Gelddrucken:
Liebe ärmliche KollegInnen, Ihr wisst nicht, wie ihr das anpacken könnt? Sucht große, noch unbearbeitete Themen, die nicht im Branchenbuch auf der ersten Seite zu finden sind. Möglichst große!
"Der absolute Schornsteinfeger-Führer Deutschlands" wäre zwar ein exotisches Nischenprodukt mit guten Verkaufchancen in der Häuslesbauerszene - aber überlegt euch die Aquise! So schnell werdet ihr Deutschlands Schornsteinfeger nicht überzeugen können, das irre dolle hochfeine Hochglanzprodukt beim nächsten Kontrollgang zu vertickern.
Eher schon etwas auch für Tante Ernas Geburtstag und den Besuch an Onkel Ernstens Krankenbett wäre ein "Gartenzwergführer für Ganzhinterbrandenburg". Hier ließen sich Verkaufsveranstaltungen ähnlich der Tupper-Parties erfinden, eine kulturelle Bereicherung für das platte Landleben.
Auch gut: Dahin gehen, wo Menschen Geld verdienen wollen und es folglich ausgeben könnten. "Der irreste Führer aller Unterwäscheläden einschließlich der Krämermarktstände von Castrop-Rauxel" wäre so ein Projekt. Wer in Unterwäsche investiert, die man sowieso nicht sieht, hat Knete. Und das Projekt lässt sich unendlich ausbauen: Nach Castrop Rauxel wollen sicher auch Hannover, Hintertupfingen und Hengersberg ihre eigene Ausgabe!
Die Dinger brummen. Also versprecht euren Kunden Auflagen bis so um die 7000. So gut gehen zwar nicht mal alle Taschenbücher von Großverlagen, aber wer weiß das schon. Nicht mal die Presse, die begeistert eure Idee aufnimmt und schon morgen eine Gartenzwergkolumne startet. ISBN gibt's natürlich umsonst. Geschenkt. Man hat ja all die feinen Seitenfinanzierungen schon in den Geldbeutel gezählt und lacht sich krümelig über die tatsächlichen Druckkosten.
Tja. Und dann die Ernüchterung. Vor allem bei Amazon und anderen Händlern, die sonst jeden Schund vorrätig haben, jedes winzige Selbstverlegerbüchlein. All die wunderbaren Riesenauflagen der wunderbaren Führer gar nicht käuflich. Schon ausverkauft? Vor Begeisterung vergriffen? Die Verkaufsränge sprechen eine deutlich andere Sprache. Vielleicht hat Tante Erna ein Probeexemplar für Onkel Ernst bestellt.
Ich haue mir immer wieder an die Stirn, wie bekloppt ich bin, dass ich beim Schreiben so darbe. Wenn ich mir vorstelle, was ich hätte verdienen können, wenn ich jeden abgezockt hätte, der in meinem Elsassbuch vorkommt! Lydie, ich beschreib deine Küche extra auf ein paar Zeilen, wenn du mir 100 E für die Seite zahlst. Nee, sagen wir lieber 200 E, deine Küche ist ja ein halbes Restaurant. Was hätten mir Rosenzüchter zahlen können, wenn ich ihre Namen im Rosenbuch nur gegen Geld genannt hätte! Oder jetzt, dieses eine Theater in Paris, das kurz vorkommt. Ich ruf sofort da an: Was zahlen Sie mir, dass ich den Namen des Theaters nicht schwärze?
Ach, da bleibt man dumm integer und moralisch, geistig unabhängig und kritisch - da wird nie eine Verkaufsparty draus.
Spaß beiseite. Leider, leider ist den meisten Menschen immer noch nicht bewusst, was man unter Verlegen und echten Büchern wirklich versteht. Verlegen kommt von Vorlegen. Ein Verleger investiert in Bücher und Autoren, weil er kalkulieren kann, dass sich ein Projekt auch verkauft und selbst trägt. Und ein Buch ist kein Advertorial zwischen Pappedeckeln.
Drum: Trau, schau, wem! Hier bei Fairlag gibt es wichtige Infos darüber, wie seriöse Verleger arbeiten.
Die Kundschaft kann für den findigen Sachbuchautor immens sein. Von sogenannten Gastro-Führern, die lediglich aus bezahlten PR-Texten bestehen, kennt man die Idee bereits. Der Mindestabsatz ist garantiert, der Vertrieb sowie Buchhandel gespart - denn jeder darin vorkommende Koch oder Wirt wird stolz das Produkt an der eigenen Theke auslegen. Vielleicht greift auch der ein oder andere Tourist gern zu, dem das Mahl geschmeckt hat. Aber Freunde echter Bücher bevorzugen dann doch lieber unabhängige Ware von echten Kritikern. Es spricht sich schnell herum, wenn die nicht mehr selbst schreiben und sich bezahlen lassen. Ja, auch das hat es schon gegeben. Ist aber alles Schnee von gestern. Hier meine Anleitung zum Gelddrucken:
- Man gründe einen Verlag.
- Man suche sich ein möglichst breitgefächertes Themenpublikum. Möglichst eines, das entweder wissbegierig ist oder noch besser neidisch auf Konkurrenten.
- Man bastle zum Thema einen "Führer".
Liebe ärmliche KollegInnen, Ihr wisst nicht, wie ihr das anpacken könnt? Sucht große, noch unbearbeitete Themen, die nicht im Branchenbuch auf der ersten Seite zu finden sind. Möglichst große!
"Der absolute Schornsteinfeger-Führer Deutschlands" wäre zwar ein exotisches Nischenprodukt mit guten Verkaufchancen in der Häuslesbauerszene - aber überlegt euch die Aquise! So schnell werdet ihr Deutschlands Schornsteinfeger nicht überzeugen können, das irre dolle hochfeine Hochglanzprodukt beim nächsten Kontrollgang zu vertickern.
Eher schon etwas auch für Tante Ernas Geburtstag und den Besuch an Onkel Ernstens Krankenbett wäre ein "Gartenzwergführer für Ganzhinterbrandenburg". Hier ließen sich Verkaufsveranstaltungen ähnlich der Tupper-Parties erfinden, eine kulturelle Bereicherung für das platte Landleben.
Auch gut: Dahin gehen, wo Menschen Geld verdienen wollen und es folglich ausgeben könnten. "Der irreste Führer aller Unterwäscheläden einschließlich der Krämermarktstände von Castrop-Rauxel" wäre so ein Projekt. Wer in Unterwäsche investiert, die man sowieso nicht sieht, hat Knete. Und das Projekt lässt sich unendlich ausbauen: Nach Castrop Rauxel wollen sicher auch Hannover, Hintertupfingen und Hengersberg ihre eigene Ausgabe!
Die Dinger brummen. Also versprecht euren Kunden Auflagen bis so um die 7000. So gut gehen zwar nicht mal alle Taschenbücher von Großverlagen, aber wer weiß das schon. Nicht mal die Presse, die begeistert eure Idee aufnimmt und schon morgen eine Gartenzwergkolumne startet. ISBN gibt's natürlich umsonst. Geschenkt. Man hat ja all die feinen Seitenfinanzierungen schon in den Geldbeutel gezählt und lacht sich krümelig über die tatsächlichen Druckkosten.
Tja. Und dann die Ernüchterung. Vor allem bei Amazon und anderen Händlern, die sonst jeden Schund vorrätig haben, jedes winzige Selbstverlegerbüchlein. All die wunderbaren Riesenauflagen der wunderbaren Führer gar nicht käuflich. Schon ausverkauft? Vor Begeisterung vergriffen? Die Verkaufsränge sprechen eine deutlich andere Sprache. Vielleicht hat Tante Erna ein Probeexemplar für Onkel Ernst bestellt.
Ich haue mir immer wieder an die Stirn, wie bekloppt ich bin, dass ich beim Schreiben so darbe. Wenn ich mir vorstelle, was ich hätte verdienen können, wenn ich jeden abgezockt hätte, der in meinem Elsassbuch vorkommt! Lydie, ich beschreib deine Küche extra auf ein paar Zeilen, wenn du mir 100 E für die Seite zahlst. Nee, sagen wir lieber 200 E, deine Küche ist ja ein halbes Restaurant. Was hätten mir Rosenzüchter zahlen können, wenn ich ihre Namen im Rosenbuch nur gegen Geld genannt hätte! Oder jetzt, dieses eine Theater in Paris, das kurz vorkommt. Ich ruf sofort da an: Was zahlen Sie mir, dass ich den Namen des Theaters nicht schwärze?
Ach, da bleibt man dumm integer und moralisch, geistig unabhängig und kritisch - da wird nie eine Verkaufsparty draus.
Spaß beiseite. Leider, leider ist den meisten Menschen immer noch nicht bewusst, was man unter Verlegen und echten Büchern wirklich versteht. Verlegen kommt von Vorlegen. Ein Verleger investiert in Bücher und Autoren, weil er kalkulieren kann, dass sich ein Projekt auch verkauft und selbst trägt. Und ein Buch ist kein Advertorial zwischen Pappedeckeln.
Drum: Trau, schau, wem! Hier bei Fairlag gibt es wichtige Infos darüber, wie seriöse Verleger arbeiten.
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