VG Wort verhält sich nicht

In der Sache Google Book Settlement warten sicher viele AutorInnen ebenso sehnsüchtig wie ich darauf, dass die, die uns eigentlich vertreten und mehr Macht hätten, etwas unternehmen - zumal der erste Stichtermin schon am 5. Mai ist. Allen Organisationen voran wäre die VG Wort so eine Adresse, die sich für ihre AutorInnen stark machen könnte.

Heute habe ich also endlich auch den eng beschriebenen, dreiseitigen Brief der VG Wort erhalten. Ein befreundeter Urheberrechtsanwalt meinte dazu lakonisch: Ich möchte den Laien sehen, der diesen Brief versteht. Nun, eigentlich hat man nur bei Google abgeschrieben und dann zwei weitere verwirrende Seiten produziert. Und was ist die Essenz auf Dummdeutsch?

1. Die VG Wort unternimmt erst einmal nichts. Sie überlässt jegliche Reaktion den AutorInnen allein.
Und dass sie das den AutorInnen so kurz vor knapp mitteilt, entschuldigt sie mit einem späten Termin einer Verwaltungsratssitzung und vielen vielen Beratungen.
Klasse zu wissen, da hätten wir uns ja längst allein drum kümmern können. Mit mehr Zeit zum Überlegen.

Ironischerweise heißt es dann am Schluss plötzlich: "Sie hält es insbesondere für sinnvoll, dass die genannten Rechte von Autoren und Verlagen nicht individuell, sondern gemeinsam über die VG Wort wahrgenommen werden."
Ja, wie nun, was nun? Erst sollen wir einzeln beim Settlement tätig werden und dann will sie doch...? Irgendwann? Kommt da noch eine Erleuchtung vor dem 5. Mai? Mysteriös, diese Widersprüche.

2. Die VG Wort empfiehlt uns das zu tun, was uns Google empfiehlt zu tun.
Eine eigene Meinung habe ich im ganzen Brief nicht finden können, auch keine Erklärungen über die möglichen Konsequenzen (vielleicht habe ich das aber auch nur übersehen, weil ich den Brief auch nicht komplett verstehe).

3. Die VG Wort hat jetzt immerhin eine Arbeitsgruppe gebildet (wow, wie schnell!) und berät sich weiter. Und prüft und berät. Wir hören dann irgendwann von den Ergebnissen.

4. Die VG Wort hat eine Idee, die man sich auf der Zunge zergehen lassen muss:
"Gleichzeitig soll die VG Wort das Recht eingeräumt bekommen, digitale Nutzungen von vergriffenen Büchern weltweit für Google (über das Google-Partnerprogramm) oder Dritte zu lizensieren, sofern nicht Autor oder Verlag dem widerspricht."

Man mache sich die Logik klar:
Sollte die VG Wort diese Idee nach den Beratungen tatsächlich verfolgen, kämen wir AutorInnen vom Regen in die Traufe. Wir würden wieder nicht aktiv und eigenständig beauftragen können (oder selbst machen), sondern müssten wiederum nachträglich Widerspruch gegen vollendet geschaffene Tatsachen einlegen. Bei der eigenen Verwertungsgesellschaft, die dann als Google-Partner auftritt!

Hoffen wir, dass das nur ein vorgezogener Aprilscherz war.

Es schreit wirklich langsam zum Himmel, wer sich inzwischen alles unsere Arbeit wie einen süßen Kuchen untereinander aufteilen will. Ohne uns zu fragen. Die AutorInnen stehen fein im Regen, allein auf sich gestellt, und können schauen, wie sie ihre Existenzgrundlage bewahren. Vielleicht wird jetzt klar, wie ernst die Lage ist.

Ach, noch ein Rat der VG Wort zum Settlement: "Sie können auch Ihren eigenen Rechtsanwalt auf eigene Kosten beauftragen." Selten so gelacht.

1 Kommentar:

  1. Liebe Petra,

    kann Dir nur zustimmen und eigentlich demzufolge nichts weiter hinzufügen.

    LG

    Matthias

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