Kasperletheater mit Zugabe
"Das Amt"
Zuerst die witzigere Geschichte: mein Amt. Ich denke, es kommt die Antwort auf meinen Widerspruch. Stattdessen flattert eine Aufforderung ins Haus, ich möchte endlich richtig deklarieren und nicht betrügen. Natürlich diplomatisch französisch gesagt. Es sei unmöglich, dass ich Arbeitsstunden erfasse, für die ich nicht bezahlt werde. Ein Mensch werde für Arbeit IMMER bezahlt. Das gebe es nicht, dass man auch nur eine Stunde ohne Lohn arbeite. Und bis das geklärt ist, rechnet sich das Amt aus meinen Stunden einen Fantasielohn aus und zockt mir Geld ab, das ich nicht habe.
Ich bin ja versucht, insgeheim diesem Amt Recht zu geben: Es grenzt wirklich an hellen Wahnsinn, auch nur einen Finger krumm zu machen, ohne gleich Knete zu sehen. Menschen, die Texte schreiben, von denen sie noch nicht mal wissen, ob sie je verkauft werden, gehören gestraft, von Amts wegen. Künstler sind eine Pest der Gesellschaft, weil sie nicht ordentlich und brav funktionieren können wie ordentliche brave Lohnempfänger. Wo kommen wir denn da hin, wenn jeder einen Roman nur auf Verdacht schreibt - und das auch noch hauptberuflich! Wo kommen wir hin, wenn Tantiemen nicht sofort und monatlich fließen! Pfui Schriftsteller. Ich hätte Sängerin werden sollen und den Präsidenten heiraten.
Alter Schinken
Es war einmal ein Erstlingswerk, das schon so uralt ist, dass sich nicht einmal mehr die Autorin an den gesamten Text erinnern kann - und hoffnungslos überholt ist es auch. "Geheimnis Odilienberg" erschien 1998 im damals renommierten, auf Religionswissenschaften und Sinologie spezialisierten Verlag Eugen Diederichs. Die erste Auflage verkaufte sich ratzfatz, es war einer der Bestseller des Verlags, wurde sogar in der FAZ besprochen und kam ins Fernsehen. Aber plötzlich wurde der Verlag verkauft, Diederichs verlor zuerst seinen Eugen und dann sein Renommé, versackte in Esoterik - und der neue Eigner wollte nicht mehr. Statt zweiter Auflage sofortige Verramschung. Was bis heute dazu führt, dass der damalige Spitzentitel des Verlags auf dem Gebrauchtmarkt Preise von teilweise über 100 Euro erzielt, denn es ist wirklich alles restlos weg. Es waren nicht einmal mehr genug Exemplare da, um mich selbst bereichern zu können.
Was liegt näher, als sofort alle Rechte zurückzurufen und so ein begehrtes Buch noch einmal woanders auflegen zu lassen? Tja. Denkste. Manche Verlage können so schnell sein wie französische Ämter. Und manchmal wird bei Hin- und Herverkauf und Fusionen (die kam nämlich danach) auch einfach nur nicht richtig aufgeräumt. Meine Rechterückrufe bei zwei Verlagen, die sich das Erbe Diederichs teilten, vermodern sicher noch in einem nicht geräumten Schreibtisch in der Schweiz. Irgendwann gab ich es auf und wollte meinen Agenten auch nicht mit Altlasten von vor seiner Zeit nerven.
Und dann bekam ich einen Brief jenes Verlags, von dem ich mich getrennt hatte, weil schier nichts funktionieren wollte. Der Verlag gab seinen Verkauf bekannt. Mal wieder das fröhliche Bäumchen-Wechsel-Dich-Spiel. Jetzt hat Random House das Imprint Diederichs gekauft. Und plötzlich läuft alles ganz anders. Eine Mail meines Agenten mit Bitte um Rechterückruf. Heute die unkomplizierte und pünktliche Bestätigung der Rechterückgabe durch RH. Knapp neun Jahre habe ich auf diesen Brief gewartet. Zwei nicht ganz unbekannte Verlage waren dazu nicht fähig gewesen. Jetzt muss ich sozusagen feiern, dass Random House mal wieder einen Verlag geschluckt hat.
Denn jetzt kann ich endlich endlich mit meinem geistigen Eigentum tun und lassen, was ich, die Schöpferin, will! Ich hätte es aber gern getan, als es noch ein Erfolg war und aktuell. Jetzt ist es wissenschaftlich und von meinen Einsichten her restlos überholt. Ich müsste es neu schreiben...
Dafür haben Autoren dann den berühmten Mülleimer der Geschichte: Erfahrungen, die ich mir kein zweites Mal mehr antue. Drum trau schau wem.
Zuerst die witzigere Geschichte: mein Amt. Ich denke, es kommt die Antwort auf meinen Widerspruch. Stattdessen flattert eine Aufforderung ins Haus, ich möchte endlich richtig deklarieren und nicht betrügen. Natürlich diplomatisch französisch gesagt. Es sei unmöglich, dass ich Arbeitsstunden erfasse, für die ich nicht bezahlt werde. Ein Mensch werde für Arbeit IMMER bezahlt. Das gebe es nicht, dass man auch nur eine Stunde ohne Lohn arbeite. Und bis das geklärt ist, rechnet sich das Amt aus meinen Stunden einen Fantasielohn aus und zockt mir Geld ab, das ich nicht habe.
Ich bin ja versucht, insgeheim diesem Amt Recht zu geben: Es grenzt wirklich an hellen Wahnsinn, auch nur einen Finger krumm zu machen, ohne gleich Knete zu sehen. Menschen, die Texte schreiben, von denen sie noch nicht mal wissen, ob sie je verkauft werden, gehören gestraft, von Amts wegen. Künstler sind eine Pest der Gesellschaft, weil sie nicht ordentlich und brav funktionieren können wie ordentliche brave Lohnempfänger. Wo kommen wir denn da hin, wenn jeder einen Roman nur auf Verdacht schreibt - und das auch noch hauptberuflich! Wo kommen wir hin, wenn Tantiemen nicht sofort und monatlich fließen! Pfui Schriftsteller. Ich hätte Sängerin werden sollen und den Präsidenten heiraten.
Alter Schinken
Es war einmal ein Erstlingswerk, das schon so uralt ist, dass sich nicht einmal mehr die Autorin an den gesamten Text erinnern kann - und hoffnungslos überholt ist es auch. "Geheimnis Odilienberg" erschien 1998 im damals renommierten, auf Religionswissenschaften und Sinologie spezialisierten Verlag Eugen Diederichs. Die erste Auflage verkaufte sich ratzfatz, es war einer der Bestseller des Verlags, wurde sogar in der FAZ besprochen und kam ins Fernsehen. Aber plötzlich wurde der Verlag verkauft, Diederichs verlor zuerst seinen Eugen und dann sein Renommé, versackte in Esoterik - und der neue Eigner wollte nicht mehr. Statt zweiter Auflage sofortige Verramschung. Was bis heute dazu führt, dass der damalige Spitzentitel des Verlags auf dem Gebrauchtmarkt Preise von teilweise über 100 Euro erzielt, denn es ist wirklich alles restlos weg. Es waren nicht einmal mehr genug Exemplare da, um mich selbst bereichern zu können.
Was liegt näher, als sofort alle Rechte zurückzurufen und so ein begehrtes Buch noch einmal woanders auflegen zu lassen? Tja. Denkste. Manche Verlage können so schnell sein wie französische Ämter. Und manchmal wird bei Hin- und Herverkauf und Fusionen (die kam nämlich danach) auch einfach nur nicht richtig aufgeräumt. Meine Rechterückrufe bei zwei Verlagen, die sich das Erbe Diederichs teilten, vermodern sicher noch in einem nicht geräumten Schreibtisch in der Schweiz. Irgendwann gab ich es auf und wollte meinen Agenten auch nicht mit Altlasten von vor seiner Zeit nerven.
Und dann bekam ich einen Brief jenes Verlags, von dem ich mich getrennt hatte, weil schier nichts funktionieren wollte. Der Verlag gab seinen Verkauf bekannt. Mal wieder das fröhliche Bäumchen-Wechsel-Dich-Spiel. Jetzt hat Random House das Imprint Diederichs gekauft. Und plötzlich läuft alles ganz anders. Eine Mail meines Agenten mit Bitte um Rechterückruf. Heute die unkomplizierte und pünktliche Bestätigung der Rechterückgabe durch RH. Knapp neun Jahre habe ich auf diesen Brief gewartet. Zwei nicht ganz unbekannte Verlage waren dazu nicht fähig gewesen. Jetzt muss ich sozusagen feiern, dass Random House mal wieder einen Verlag geschluckt hat.
Denn jetzt kann ich endlich endlich mit meinem geistigen Eigentum tun und lassen, was ich, die Schöpferin, will! Ich hätte es aber gern getan, als es noch ein Erfolg war und aktuell. Jetzt ist es wissenschaftlich und von meinen Einsichten her restlos überholt. Ich müsste es neu schreiben...
Dafür haben Autoren dann den berühmten Mülleimer der Geschichte: Erfahrungen, die ich mir kein zweites Mal mehr antue. Drum trau schau wem.
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