Nato spielt Roulette: Rien ne va plus

Gestern habe ich mit einem Kunden in der "Nato-Zone" krampfhaft nach einem nicht-österlichen Termin gesucht. Denn wenn die Nato Richtung Baden-Baden, Kehl und Strasbourg anrückt, geht nichts mehr. Kein lockeres binationales Grenzwechseln, kein entspanntes Fahren durch idyllische Landschaften, kein Nutzen mehr von öffentlichen Einrichtungen. Und es kommt noch schlimmer: Einwohner der Nahkampfzone sollten besser auch auf ihr Sexleben in dieser Zeit verzichten und Windeln horten.

Die Leute sind sauer, extrem sauer, über den Umgang von Politik und Polizei mit Demokratie und Freiheit, über deren Äußerungen in den Medien. Baden-Würtemberg ist effektiv, schwäbisch gründlich. Die Einwohner werden nämlich kollektiv festgesetzt. Gefangen genommen. Nicht so schlimm, möchte man meinen, denn an diesen Tagen ist sowieso alles geschlossen - und wer will schon freiwillig irgendwelchen Anzügen hinterherjubeln. Nichts geht mehr (während im Casino Baden-Baden vielleicht die Kugeln rollen). Nicht einmal die Kunstsammlung öffnet, denn da bekommen die hohen Tiere ja eine Privatführung.

Die Folgen des Ausnahmezustands sind immens teuer, stehen in keinem Verhältnis zum Nutzen für die Bevölkerung - und oft sind sie einfach nur irre, grotesk, paranoid. So werden etwa die armen Abiturienten zur ausgerechnet dann stattfindenden Prüfung aus der Sicherheitszone in eine fremde Stadt gekarrt! Prüfung in der eigenen Schule? Nur weil irgendwo im Stadtviertel ein Politiker Amok laufen könnte? Um Himmels Willen - Politikerschutz geht vor. Abitur geht nach. Man macht das ja schließlich nur einmal pro Leben.

Wer jetzt aber glaubt, sich der Gartenarbeit widmen zu können oder friedlich ein Pfeifchen im Vorgarten zu rauchen, der irrt. Schon Bewegungen am Fenster können lebensgefährliche Folgen haben, warnt man die Bevölkerung! Also bitte nicht im Stehen knutschen und immer fein unterm Fensterbrett entlangschleichen. Und wenn's unbedingt sein muss, die Familienmitglieder vorschicken, die man schon längst entbehren wollte. Habt ihr doch alle schon im Western gesehen, wie man's macht, wenn man von durchgeknallten Heckenschützen umzingelt wird.

Schlimm wird es allerdings erst, wenn einer Pipi machen muss in der ganz heißen Phase. Vor allem, wenn dieser einer ein Hund ist. Das geht nur in Polizeibegleitung. Wie das praktisch funktionieren soll? Ruft man beim Polizeinotruf an und erbittet sofortigen Begleitschutz für den armen Fifi, der es kaum noch halten kann? Muss man den Impfpass an der Kontrolle vorzeigen? Und welches Bein hebt so ein ordentlicher polizeibegleiteter deutscher Hund - das rechte?

Oder schlappt man besser gleich laut pfeifend mit Fifi vor die Haustür, wird zackdizack vom SEK überwältigt und kann sich so gut geschützt ganz plötzlich erleichtern? Ach nein, Fifi war es doch, der musste. Fifi schau, du darfst nicht bis zu deinem Lieblingsbaum gehen, da könnte Obama vorbeilaufen oder die Merkel sieht dich. Oder noch schlimmer: Einer von denen schießt ein Foto und hat einen pinkelnden Hund mit drauf. Was sollen die Lieben zuhause denken?

Heute ist Ausnahmezustand, Fifi, da müssen wir nehmen, was man uns lässt, schau, das schöne Bein vom Onkel mit der Uniform, schau, das ist doch fast so stramm wie ein Baumstamm, na komm, Fifi, mach endlich. Ja, braver Fifi, natürlich darfst du auch reinbeißen, wir wissen ja alle, wie Hunde auf Uniformen stehen. Guck, der gute Onkel wird ja dafür bezahlt, dass er das macht, und wenn er brav ist, gibt ihm der Schäuble künftig vielleicht sogar was von der Hundesteuer ab!

(Notiz für die sich jetzt massenhaft einloggenden Geheimdienste: Dieser Beitrag ist natürlich schärfste Satire. Rocco mit seiner Schutzhundeausbildung ersetzt jeden Mann in Uniform. Und: er pinkelt auch immmer noch im Stehen.)

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