Es ist vollbracht
Die oft sehr langen Ausschnitte aus der französischen Literatur waren nämlich zum großen Teil noch nie ins Deutsche übertragen worden. Und wenn einer der berühmten Literaten in deutschen Ausgaben vorlag, hatte "mein Autor" garantiert die nicht dazugehörenden Teile gewählt. Das ist besonders schwierig: das Wechseln zwischen unterschiedlichen Schriftstellern, ohne dass man genug Zeit und Material hätte, sich auf ihren Ton einzulassen; das Wechseln zwischen unterschiedlichen literarischen Formen vom Brief über ein Manifest bis hin zum Sauflied. Literarisches Übersetzen ist kein normales Übersetzen.
Dazu kam überraschend viel Recherche, weil es der Autor nicht immer so genau nahm. Und weil extrem knappe Beschreibungen im Französischen vieldeutig sein können. Historische Fotos mussten aufgespürt und mit Personenbeschreibungen verglichen werden. Fakten geprüft und Fachbegriffe gesucht werden. Ich musste abwägen, wo der deutsche Leser Unterstützung braucht und möglichst kurze, eigene Erläuterungen in Fußnoten formulieren. Deshalb sollte ein Übersetzer das Fachgebiet kennen. Vor allem aber musste ich durchhalten.
545 Seiten hatte das Buch, den Apparat nicht mitgerechnet, den der fleißige Praktikant bearbeitet, weil dazu gefühlte tausend Buchtitel zu recherchieren sind.
Jetzt zieren meine Festplatte 668 Seiten Text.
Nach einem frühzeitigen Feierabend (jetzt!) und ausgiebigem Schlaf ist jedoch keine Ruhe in Sicht. Morgen muss ich einen Klappentext entwerfen und am Ende der Woche bereits die ersten 150 Seiten in geschliffenem Deutsch abgeben. Aber aus meiner Rohübersetzung mit einigen Überprüfungen einen lesbaren Text zu machen, das wird sich wahrscheinlich wie ein Frühlingspaziergang anfühlen.
Ich erinnere mich an meine Angst auf den ersten Seiten, ich würde nie einen adäquaten Ton für den Autor finden, würde nie seine fremden Metaphern in geläufige deutsche übertragen können. Und danach war ich so "drin", dass ich Angst bekam, meinen eigenen Ton nie wieder zu finden...
Der "Klops" erscheint Anfang 2011 und wird natürlich bei mir beworben werden, sobald die Verlagsvorschau erschienen ist. 668 Normseiten. Ich würde nicht einmal ein eigenes Buch schaffen, das so dick ist!
Glauben kann ich es noch nicht, ich bin müde, erleichtert, unendlich müde, aufgedreht, irre stolz, abgeschlafft, nervös, erschöpft, viel zu wach, ungläubig.
Glückwunsch Madame!
AntwortenLöschenUnd wie ich soeben festgestellt habe, ist der Nijinsky zum zweiten Mal von den Toten auferstanden.
Es scheint, ein weißer Hai, der Blut geleckt hat, ist nichts im Vergleich zu Frau van Cronenburg...
Verehrte und bewunderte Petra!
AntwortenLöschenGlückwunsch! Und danke für die erlösende Nachricht. Im Namen von unzähligen, schreibfaulen Fans, die mit Ihnen leiden, sich mit Ihnen freuen gratuliere ich Ihnen zu dieser Marathonleistung, die aber nicht nur eine Kraftanstrengung, sondern eine logistische und geistige Höchstleistung ist. Nun sind wir nur noch gespannt, wann und wo das Buch erscheint.
Jetzt zieren meine Festplatte 668 Seiten Text.
Ich hoffe doch sehr, dass "meine Festplatte" ein Synonym für mindestens 3 separat gelagerte Festplatten / Speicherorte ist. ;)
Gruß Heinrich
Glückwunsch, Petra, das war wirklich eine Erlösung, auch für uns Mitleser!
AntwortenLöschenUnd dass du ein solch dickes Buch übersetzt hast unter solchen Umständen - ich ziehe meinen Hut.
Herzlichst
Christa
Dann kann ich ja jetzt meine Marathontrommeln wegräumen!
AntwortenLöschenSchööön!
Glückwunsch, Madame!
AntwortenLöschenUnd lassen Sie es wenigstens ein bisschen krachen ;-)
Auch wenn noch einiges zu tun ist, ein Gläschen in Ehren ...
Ganz herzlichen Dank für all die Glückwünsche - das tut gut, weil mn dann endlich registriert, dass man etwas geschafft hat. Noch geht die Arbeit ja, wenn auch auf angenehmerem Niveau weiter, denn Mitte September ist Vertreterkonferenz, also Hektik pur. Natürlich feiere und lebe ich zwischendurch!
AntwortenLöschen@Heinrich
Ein bissel Superlative streichen? ;-) Drei Speicherorte bei mir plus Verlag. Ich bin mit dem Sichern nach einem Beinahe-Daten-Unfall so manisch, dass man heute noch das Urmanuskript meines allerersten Buchs auf schwabbeliger, großer Floppydisk hinter einem Balken versteckt auf einem Speicher in Warschau wiederfinden kann. Hatte ich beim Umzug vergessen...
Und zur Not gibt's ja noch dieses Polizeiprogramm, das Daten rekonstruiert...
Was den Hai betrifft: Als ich in dem Metier anfing, war ich der Typ braves, naives, schüchternes Mädchen. Mit der Zeit wird man in dieser Branche dann alt, zynisch und verwegen ;-)
Ich kann ja noch nicht darüber reden, aber das Buch, das ich übersetzt habe, hat mich viel gelehrt, wie kreative Schöpfungen an die Menschen kommen...
Danke!
Und ein Extratrommeln à la Römergaleere bei Asterix & Obelix für dich, Sabine.