Kinder, Küche, Cora
Allerdings: auch ein Erotikladen verkauft seine neckischen Spielereien auf Dauer nicht ohne Marktforschung. Was nützt es, wenn der Zimtgeschmack zum Ladenhüter wird, weil Frauen ganz andere Geschmäcker haben? Der CORA-Verlag, Marktführer in einem Genre, das man auch Fluchtliteratur nennt, hat nun repräsentativ genau 1028 Frauen gefragt, wie Frauen ticken. Alte und junge, dicke und dünne, schlaue und doofe. Und eigentlich hätten sie sich die Umfrage sparen können, denn wir wissen jetzt, was wir schon immer wussten. Für solche Männer haben Frauen schon im 19. Jahrhundert geschwärmt, als man das Lesen leichter Serienromane noch für eine gefährliche weibliche Geisteskrankheit hielt.
Frauen träumen also laut dieser Befragung von richtigen Kerls, die nicht von jedem kleinen Lebenssturm geknickt werden. Schränke von Männern, die sich im Dschungelcamp genauso sicher bewegen wie bei Schwiegermamas Geburtstag. Dabei spielt Geld wohl weniger eine Rolle als ein genereller Ekel gegen die Haarfarbe Blond. Ein Held muss er natürlich sein, der umbrandete Fels, und obendrein stinklangweilig: Treue, Verlässlichkeit und Humor sollte der Traumprinz nämlich mitbringen. Das sind diese altmodischen Eigenschaften, die Frauen selbst schon lang nicht mehr auf die Reihe kriegen. Träumen darf mann ja mal, pardon frau.
Und jetzt? Es wird in deutschsprachigen Liebesromanen wohl weiter keine Helden geben, die mit Todesverachtung den Müll zur Tonne wuchten oder die Hanteln gegen das Bügeleisen tauschen. Dagegen hat vielleicht endlich der türkische Gemüseladenbesitzer von nebenan Chancen auf eine Hauptrolle, aber die richtigen Witze über seine Gurken sollte er schon draufhaben. Ein Hundeblick stünde ihnen allen gut, den neuen Pattextypen, treu bis in den Tod haben sie schließlich Zentnerlasten auszuhalten. Die Blonden, die Kleinen, die Schwachen und die Männer, die bei jeder Comedysendung aufs Klo müssen - die braucht die Frau von heute nicht mehr. Aha.
Nun lebe ich ja in einem Land, in dem der Mann für den Müll zuständig ist und die wahre Politik in der Küche gemacht wird, auch wenn Bruni selbst wahrscheinlich nicht kocht. Die Helden hierzulande stehen unter gehörigem Druck, denn die Sache mit der Prinzessin und dem Pattex funktioniert schon längst nicht mehr. 50% aller Ehen werden geschieden, Flirten ist geschlechtsübergreifend nur ein harmloser Sport und eine körperliche Vereinigung führt eher zum Kind als zur Ehe. Vielleicht haben wir deshalb eine andere Art von Literatur? Eine, die Träume nicht an Treue koppelt, aber dafür Pornographie an Politik?
Die Französinnen träumen natürlich auch. Ebenso heimlich, ebenso heftig. Zeitungen und Zeitschriften beklagen seit einigen Jahren, diese "neuen" Frauenträume seien so unrealistisch. Männer gründen Selbsterfahrungsgruppen und landen reihenweise beim Psychiater. Konservative Stimmen befürchten den Untergang des Abendlandes. Denn in immer mehr Frauenträumen kommen nur noch Frauen vor. Männer ab vierzig müssen sich verzweifelt nach blutjungen Frauen umschauen, weil ihre Altersgenossinnen nichts mehr an ihnen finden! Und Literatinnen werfen in ihren Büchern die Kerls weg wie geschnitten Brot, verkaufen Millionen Exemplare mit sinnlosem Gerammel, das keine zwei Seiten hält...
Träumt weiter, liebe Coraleserinnen, träumt weiter.
Eine Umfrage in unserem Haushalt hat ergeben, dass es zwischen 03:10 Uhr und 03:25 Uhr unbedingt einen Cafe Crema und ein Stück Winterapfelkuchen geben sollte.
AntwortenLöschenIch sehe in der Durchführung kein Problem, da nur noch ich wach bin und somit wenig Zweifel an der Umfragegenauigkeit aufkommen können.
Gruß Heinrich
P.S. Ich bin sehr froh, dass die Beschreibung des Traummannes nicht auf mich zutrifft! Mir genügt es, meine eigenen Träume nicht zu erfüllen. Auch noch dafür verantwortlich zu sein, die Träume einiger Damen nicht zu erfüllen, würde mich überfordern.
Ich frage mich ja schon, was die blonden Männer derart aus der Statistik geboxt hat. Ob sich die Blondinenwitze langsam rächen?
AntwortenLöschenSchöne Grüße,
Petra