Die Fachidiotin
Mein Blog gehorchte einmal der schwammigen Zielgruppenbeschreibung: "Menschen, die meine Texte gern lesen und sich für Bücher, Kunst und Kultur interessieren." Damit habe ich mir insgeheim erfüllt, was ein in meinen Augen gutes Sachbuch erreichen muss: eine breite Leserschicht, der man - verkleidet in ihr großes Interessensgebiet - seltene bis seltsame Themen unterschieben darf. Wäre ich ein geschickterer Werbemensch, würde ich dagegen ständig meine alten Buchthemen aufwärmen, um womöglich Käufer zu gewinnen. Aber ich bin ungeschickt, weil dieses Blog noch einen Zweck erfüllen soll: mir Spaß machen. Also denke ich gern laut und exzessiv über laufende Projekte nach ...
Heute will ich anhand des laufenden Projekts von einer Eigenheit bei der Sachbuchrecherche erzählen.
Wer neu hinzugekommen ist, dem sei gesagt, dass die Schlagwörter Russland und Petersburg mich noch eine Weile weiter umtreiben werden, weil die Ballets Russes nun einmal aus dem Marijnsky-Theater in Petersburg hervorgegangen sind und außerdem eine der faszinierendsten Entwicklungen einer Ost-West-Beziehung waren. Wer trotzdem fliehen möchte, dem sei gesagt, dass es noch mindestens genauso viel mit Paris zu tun haben wird, ja sogar mit Berlin und München, Wien, Los Angeles oder New York. Das Problem beim Bloggen ist nur das: Ich kenne in Paris inzwischen wahrscheinlich jede einzelne Kneipe, in der sich die Avantgarde besoff, ich weiß, wer wann wo mit der Pistole herumschoss, welcher Künstler in welcher Wohnung woran jämmerlich verreckte und vieles mehr. Und wenn ich es nicht weiß, muss ich mich nur ins Auto oder in den Zug setzen; mit dem TGV bin ich in knapp drei Stunden dort.
Unbekanntes Terrain
Die über 2000 Kilometer in ein visumpflichtiges Petersburg schaffe ich nicht mal so schnell zwischendurch. Und was würde mich dort von meiner "Geschichte" erwarten? Sicherlich bräuchte ich einen Spezialisten als Führer, denn da ist ein Bruch, den Paris nie erlebt hat: der Stalinismus hat mit vielem gründlichst aufgeräumt. Kommt dazu, dass ich von der Sprache nur Brocken verstehe und von der Geschichte her weder auf Vorbildung aus der Schule noch dem Studium zurückgreifen kann. Der Eiserne Vorhang in meiner Jugend war das im Wortsinn. Ich muss mich als "Rechercheuse" also gezielt und konzentriert auf die weißen Flecken meiner eigenen Landkarte stürzen, muss herausfinden, was ich nicht weiß. Die kleine Handvoll Spezialisten der Russischen Avantgarde, die es weltweit gibt, hilft jedoch nur bei Fachfragen - ihre Forschungen reichen zum Verständnis allein nicht aus.
Wer sich mit Geschichte beschäftigt, hat nur scheinbar Fakten vor sich. Auch Geschichtsschreibung ist von Zeitströmungen und Ansichten einer Gesellschaft geprägt, ist kollektiven Verdrängungen, Vorurteilen, Ignoranz oder Propaganda unterworfen. Ich habe gelernt, jede Quelle, auch die tagesaktuellen Nachrichten, mit einem einfachen Satz zu hinterfragen: Cui bono, wem nützt es? Das macht es manchmal leichter, Gegenquellen zu finden, die man dann vergleichen kann. Leider ist diese kritische Analyse nicht immer so einfach wie mit Texten aus Diktaturen, aus Unterdrückungssystemen. Propaganda - und sei es nur die für ein harmloses Markenprodukt, ist nämlich grundsätzlich immer und überall möglich: Texte können manipulieren.
Wie Personen ihren Charakter durch die Sprache ändern können
Ich möchte einmal an einem konkreten Beispiel zeigen, in welche Fallen ein Sachbuchautor mit scheinbar harmlosen Aussagen fallen kann - und wie man dagegen ankämpft.
Ich recherchiere mein Ost-West-Thema in mehreren Sprachen, nicht nur wegen der Breite der Aussagen, sondern weil viel Fachliteratur nie übersetzt wurde. Hauptsprache der Sekundärliteratur ist dabei Englisch / Amerikanisch, die Originalquellen sind fast ausschließlich französisch geschrieben (die Sprache der russischen Emigranten), in deutscher Sprache gibt es extrem wenig. Russische Bücher sind mir zum einen kaum zugänglich, zum anderen schaffe ich es allenfalls einmal, einen kleinen Absatz "zusammenzureimen" - ich bin hier auf Übersetzungen angewiesen, deren Übersetzer und Herausgeber ich mir genau anschauen muss.
Das kann seltsame Blüten treiben. Ursprünglich lag mir eine deutschsprachige Übersetzung von Nijinskys Tagebüchern vor, die mir äußerst seltsam vorkam. Nach allem, was ich von Nijinsky schon wusste, erschien er mir hier fremd. Er war polnischstämmiger Russe (hat zuhause Polnisch gesprochen) - und genau das stieß mir bei der Übersetzung auf: So würde kein Pole seine Gedanken und Gefühle ausdrücken. Schlimmer noch: Es ging in diesem Text um das "tiefinnerliche Fühlen von Kunst", aber das klang, als würde ein Franzose im Smalltalk "Gefühle teilen".
Eine kleine Recherche erwies, dass der deutsche Verlag die Tagebücher aus der französischen, von Nijinskys Frau (einer Ungarin) stark zensierten Übersetzung hatte übertragen lassen - nicht aus dem Original, das zur Drucklegung noch nicht vorlag!
Dann bekam ich zum Glück die unzensierte und aus dem Russischen neu übersetzte Ausgabe aus dem Suhrkamp Verlag. Streckenweise scheinbar der gleiche Text, könnte man meinen. Aber nicht einmal die übereinstimmenden Abschnitte ähnelten sich besonders. Das schrieb ein völlig anderer Mensch, das waren völlig andere Aussagen, andere Nuancen. Und ich bin mir bewusst, dass ich mich Nijinsky damit nur angenähert habe - den echten, wirklichen müsste ich im Original lesen oder es daneben legen. Mir ist selten so extrem aufgefallen, wie nicht nur das Übersetzen, sondern auch das Übertragen in unterschiedliche Kulturkreise Aussagen derart deutlich verändern kann.
Vorurteilen und Klischees auf der Spur
Noch schlimmer ist das mit den bewusst oder unbewusst einseitigen Sichtweisen der Fachautoren. Ich könnte allein ein Buch darüber schreiben, wie in welchem Land mit der offensichlichen Bisexualität Nijinskys und all den schwulen Künstlern seiner Zeit umgegangen wird, um nur ja ein Aussprechen zu vermeiden und so zu tun, als hätte es das alles nie gegeben. Es gibt wissenschaftlich anerkannte, vielgepriesene Biografien von Künstlern, die selbst dann die sexuelle Orientierung peinlichst verschweigen, wenn sie tatsächlich eine immense Rolle in ihrer Kunst spielt - und das tut sie bei den Ballets Russes, weil sie auch das Rollenbild der Frau radikal verändert hat.
All das sind sehr offensichtliche Beispiele, wo man beim Recherchieren nachhaken und forschen muss. Fieser sind die Kleinigkeiten, die einem selbst nicht auffallen. Die scheinbar unpolitisch und nebensächlich sind. Da ist z.B. Diaghilew, der vor allem bei angelsächsischen Autoren ziemlich exzentrisch, wenn nicht gar zwangsneurotisch erscheint - in einer Verfilmung wird das bis zur Lächerlichkeit auf die Spitze getrieben. Die scheinbaren (!) Fakten: Diaghilew soll extrem abergläubisch gewesen sein und allerhand Rituale geliebt haben, "echter Russe eben", setzen einige Autoren dann urteilend hinzu. Und Diaghilew soll eine derart panische Angst vor Schifffahrten über das Meer gehabt haben, dass er sie mied und darum auch nicht bei der USA-Tournee dabei war. Und weil angeblich alle Russen abergläubisch und irgendwie mystisch veranlagt seien, gerät seine Figur auch in Fachbüchern schnell zu einer Karikatur - einer Karikatur der Vorurteile von Fachautoren.
Klischees im Sachbuch?
Hier trage ich als Sachbuchautorin Verantwortung. Wie viele Vorurteile trage ich weiter? Wie viel Blödsinn, der vielleicht in Zeiten des Stalinismus oder des Kalten Krieges aufgebaut wurde, schreibe ich fest, indem ich mich auf solche "Fakten" beziehe? Natürlich bin auch ich in meiner Kultur gefangen und wahrscheinlich auch von Vorurteilen und Klischees geprägt - dieser Subjektivität kann keiner ganz entschlüpfen. Aber ich muss an jedem auch nur erdenklichen Klischee kratzen. Ich muss wie ein Bildhauer den groben Klotz, als der Diaghilew erscheint, freimeißeln. Indem ich möglichst viele Bücher über ihn lese, aus möglichst unterschiedlichen Kulturkreisen. Indem ich möglichst viele Aussagen von Zeitzeugen sammle, Originalquellen, Aussagen von ihm selbst, seinen Freunden und Feinden - und alles miteinander vergleiche.
Das Märchen von der ominösen Schiffsreise
Das reicht dann z.B. im Fall der Schiffsreisen. Ich bin auch nicht der Typ, der sich auf dem Dach eines Wolkenkratzers cool nach unten beugt - und trotzdem fahre ich Aufzug. Was soll also dieses Getue um seine Angst? Ist einer mit einer Angst schon verrückt? Und hoppla, der Lieblingsurlaubsort von Diaghilew war Venedig! Wie kam er eigentlich von Paris nach London, etwa in einer Mondrakete? Das Geheimnis war durch Augenzeugenberichte seiner Zeit schnell gelöst: Natürlich fuhr der Mann, wenn es nicht anders ging und immer mit Leibarzt, auf Schiffen. Dass er nicht mit nach New York ging, hatte ganz andere Gründe, viel gewichtigere. Aber der Mythos war einfach zu schön! Weil ausgerechnet auf dieser Reise sein Geliebter eine Frau heiratete. All die Autoren, die damit beweisen wollten, dass Nijinsky doch "richtig herum" war, hätten ihr Pulver nicht verschießen können, wenn sie hätten zugeben müssen, dass die beiden schon damals kein Paar mehr waren. Also lieber Mythos im Fachbuch. Vornehmlich in amerikanischen. Wer ist da nun "mystisch veranlagt"?
Das Märchen vom "mystischen Russen"
Der zweite Punkt stieß mir gestern abend noch einmal auf, als ich eine Reportage von Gerd Ruge über eine Reise nach Moskau anschaute. Solche scheinbar unzusammenhängenden Beschäftigungen mit dem Grundthema gehören auch zur Recherche, um sich ein Bild zu machen, um ein Gefühl dafür zu entwickeln. Da fiel sie wieder, die Aussage; nicht ganz so explizit, aber im Grundton gleich: Russen seien furchtbar abergläubisch und empfänglich für Rituale. In dem Moment war mir endgültig klar: Der ach so abergläubische Diaghilew mit seinen Ritualen war eine Erfindung eines entmystifizierten, kopfbetonten Westens. Tatsächlich kommt er in der Nijinsky-Biografie von Bronja Nijinska viel menschlicher und normaler herüber. Musste ich also wieder kratzen, am heute noch fröhlich blühenden Klischee!
Wer je an einer Bühne gearbeitet hat, wird die seltsamen Rituale und abergläubischen Gesten kennen, auch im äußersten Westen, denn sie sind international. Man klopft dreimal auf Holz, sagt unverständliche Zaubersprüche wie "toitoitoi", geht nicht unter der Leiter des Bühnenarbeiters hindurch oder spuckt seinem Kollegen dreimal hinter die Schulter. Künstler sind verdammt abergläubisch. Ich halte es da wie die Kollegen: Wer etwa über einen noch nicht signierten Vertrag laut spricht, wird ihn nie signieren können. Und wenn ich mir jetzt vorstelle, ich hätte Anfang des 20. Jahrhunderts zig Millionen von reichen Sponsoren in ein Projekt gepumpt, das alle für völlig durchgeknallt halten, und das mich, meine Truppe, ganze Theaterhäuser, Banker und andere in den Ruin treiben würde, wenn es an diesem einen Abend fehlschlägt ... ich weiß nicht, was ich alles an Ritualen ausgeführt hätte!
Ist auch dieses Klischee als solches durchschaut, wird der Weg zu einer Persönlichkeit freier. Statt der fast lächerlichen, ach so abergläubischen Figur kommt plötzlich ein Mann mit immens großem Mut und Durchsetzungsvermögen zum Vorschein. Der ach so mystisch herumfühlende Russe wird plötzlich zu einem Menschen, der zwar seine Leidenschaften und Visionen intensiv lebt, der aber auch unwahrscheinlich stark seinen scharfen Verstand benutzt, um solche Mammutprojekte in die Wirklichkeit umzusetzen, um den gesamten Apparat dazu aufzubauen und anzuleiten. Abgesehen von den diplomatischen und strategischen Fähigkeiten, die ein solcher Impresario braucht. Eine klitzekleine Kleinigkeit nur in der Recherche - und plötzlich steht da ein völlig anderer Mensch.
Und die Moral von der Geschicht...
Solche Recherchen machen demütig. Ich kann mich wahrscheinlich noch so anstrengen, auch mir werden aus meiner eigenen Zeitsicht heraus solche Verzerrungen unterlaufen, trotz aller Sorgfalt. Ich muss mir einer Sache immer bewusst bleiben: Ein Sachbuch erzählt nicht nur etwas über ein bestimmtes Thema. Es erzählt unterschwellig auch immer etwas über seinen Autor, über dessen Zeit und Kultur. Meine Aufgabe ist es, möglichst unsichtbar zurückzutreten, möglichst wenig von mir und meiner Zeit einfließen zu lassen. Lebendig werden sollen diejenigen, die wir nicht mehr fragen können, wie das damals wirklich war. Gar nicht so einfach...
Liebe Petra,
AntwortenLöschenzu Ihrem Blog kann ich nur sagen, Sie schreiben schneller interessante und lehrreiche Artikel, als ich dazu Kommentare verfassen könnte. Ich kann Sie auch nicht mehr für jeden Blogbeitrag loben, die eigentlich mehr im Bereich von Kurzgeschichten, Abhandlungen, Lektionen und Analysen rangieren, weil das ist für mich einfach nicht mehr zu schaffen. Ich habe schon genug damit zu tun, alles zu lesen und erwähnte Dinge zu recherchieren, um meine Bildunglücken einigermaßen zu schließen.
Ich habe aber wieder einmal einen Punkt gefunden, in dem ich Ihnen widersprechen möchte.
Wäre ich ein geschickterer Werbemensch, würde ich dagegen ständig meine alten Buchthemen aufwärmen, um womöglich Käufer zu gewinnen. Aber ich bin ungeschickt, weil dieses Blog noch einen Zweck erfüllen soll: mir Spaß machen. Also denke ich gern laut und exzessiv über laufende Projekte nach ...
Es wäre ausgesprochen ungeschickt, das Blog nur zum Aufwärmen ihrer alten Buchthemen zu nutzen. Ich könnte Ihnen AutorInnen nennen, die das tun und als Ergebnis ist tote Hose in dem Blog, und ich möchte bezweifeln, dass es zusätzliche Bestellungen gibt.
Gerade durch Ihre unnachahmliche Art über sich selbst, andere Menschen und Literatur zu schreiben, gewinnen Sie neue Fans.
Also eigentlich doch sehr geschickt ;)
Wieder einmal ein Widerspruch von mir, der auf wackeligen Füßen steht, aber ich muss mir ja irgendeinen Grund suchen noch einen Satz zu schreiben, statt nur zu applaudieren. ;)
Gruß Heinrich
Liebe Petra,
AntwortenLöschenes war sehr interessant über Deine Arbeit zu lesen und wie umfangreich und zeitintensiv die Recherche bei Darstellungen historischer Persönlichkeiten sein kann. Ich habe auch festgestellt, dass manche Biografen es sich zu leicht machen. Wie ich bei Adam Zamoyski (Chopin - der Poet am Piano) lesen konnte, stützten sich einige Biografen "nicht auf Dokumente, sondern auf ihre eigenen Erinnerungen, auf die Erinnerungen anderer und auf ein gewisses Maß an Hörensagen und Klatsch." Dieser Klatsch ist gerade in Künstlerkreisen oft massiv. Deshalb finde ich es bewundernswert, mit welcher Akribie und archäologischem Spürsinn Du an Deine Projekte herangehst. Kompliment!
Ein Punkt noch, den ich erwähnenswert finde:
Die (angebliche) Homo- oder Heterosexualität bei feinsinnigen Künstlern mag daraus resultieren, dass es Mode ist/war, ihr Leben im Lichte des Liebeslebens zu betrachten, aber mich ärgert so manche Verschleierung. In obiger Biografie zum Beispiel wird auch Chopins Heterosexualität vehement verteidigt. Seine brieflichen Liebeserklärungen an seinen Freund Titus hingen nur mit der damals üblichen Sprache zusammen, wären sein typisch polnisches Gebahren. Das lässt mich zweifeln, auch wenn ich nicht qualifiziert bin, das zu beurteilen. Chopins Liebe zur äußerst "burschikosen" George Sand spricht allerdings Bände! Ich will keinen Künstler auf seine sexuelle Gesinnung reduzieren, aber es trägt doch zum Verständnis ihrer Handlungen bei; das auch heute noch vertuschen zu wollen, ist blödsinnig. Das kratzt doch unser Bild des Genies nicht mehr an!
Liebe Grüße,
Nikola
Lieber Heinrich,
AntwortenLöschensie haben Ihr Honigeimerchen ja sogar im Widerspruch immer parat ;-) - da war ein sehr schönes Kompliment versteckt.
Aber entspannen Sie sich: Keiner muss hier alles lesen, ständig lesen oder immer kommentieren. Sie schreiben ja auch ihrer Tageszeitung nicht täglich einen Leserbrief zum Aufmacher? Was ich am wenigsten wollte, wäre, meine Leser unter Druck zu setzen, denn es gibt wahrhaftig noch jede Menge feiner Texte anderswo zu lesen, z.B. in Büchern.
Der "geschickte" Werbemensch war natürlich eine Karikatur - mir liefen zufällig gestern ein paar solche bei Twitter über den Weg (keine Buchleute), die sich dann grundsätzlich als die weltbesten und erleuchtendsten Marketingmenschen selbst feiern. Und nicht merken, dass man sie nicht einmal mehr ernst nimmt.
Also: Danke für das Kompliment, aber bleiben Sie locker ;-)
Schöne Grüße,
Petra
Liebe Nikola,
AntwortenLöschenWie sehr man sich in so eine Arbeit hineinstürzt, ist sicher nicht nur persönlich bedingt, sondern hängt auch am Thema. Mein Rosenbuch z.B. hat sehr viel weniger Arbeit gemacht, weil ich da auf reichhaltige Kenntnisse aus dem Studium zurückgreifen konnte und die wichtigsten Quellen kannte. (Trotzdem musste ich mein Latein wieder auffrischen.)
Das hat auch damit zu tun, dass man bei Sachbüchern oft von Fachleuten kritisiert wird, die Freiheiten, die ein historischer Roman bietet oder eine Romanbiografie, kann man sich da nicht erlauben. Außerdem bin ich ja ein von Natur aus grässlich neugieriger Mensch ... Recherche ist für mich reines Vergnügen.
Mit dem neuen Projekt erreiche ich noch einmal eine völlig neue Dimension. Nicht nur, dass ich jetzt endlich langsam auf den Weg gerate, die Bücher zu schreiben, die ich mir wünsche (es hängt ja noch etwas Belletristisches dran) - es ist auch Teil meines Lebens.
Einer der ersten Kunstdrucke, die ich mir an die Wand pinnte, war von Kandinsky. Als ich die Musikaufnahmen für den Nijinsky bekam, kamen mir die Tränen, denn von Sheherazade kannte ich fast jeden Takt auswendig - das war mein "Durchhaltestück" im Studium. Seit meiner Schulzeit bin ich verrückt nach der Avantgarde und hätte mir eine Zeitmaschine gewünscht. Ich lebe seit mindestens 30 Jahren mit der Musik, den Bildern, den Ideen, über die ich jetzt schreiben darf, endlich vielleicht einigermaßen schreiben kann.
Das macht allerdings auch Angst, weil es so groß ist und manchmal verschlingend. Es macht fürchterlich Angst davor, nur ein "kleines" Buch zustande zu bringen. Ich sitze dann schon manchmal zitternd wie ein Reh vor dem Papier und frage mich, ob ich dem, was ich mir vorstelle, je auch nur halbwegs gerecht werden kann. Aber das ist auch ganz gesund, um sich noch mehr anzustrengen. ;-)
Zum anderen Thema später noch was...
Schöne Grüße,
Petra