Seltsame Zeichen an der Wand

 Es kam hier im Blog schon öfter vor: Seltsame Zeichen mehren sich, vielsagende Inschriften tauchen aus dem Nichts auf und sollte beides einmal ausbleiben, greifen Autoren zu seltsamen Mitteln wie bewusstseinsverändernden Drogen oder Beschwörungen.

C. G. Jung hat die "Synchronizitäten" salonfähig gemacht. Ethnologen haben herausgefunden, dass die Schamanen dieser Welt Techniken erlernt haben, ein solches Denken in besonders konzentrierter Form zu provozieren. Und die Esoteriker machen dann alle Erkenntnisse wieder zunichte, indem sie allerlei faulen Zauber ins Hirn implementieren wollen, das auch ganz gut ohne diesen zurechtkommt.
Ich will ein paar Bücher empfehlen für diejenigen, die sich für die sachliche Seite interessieren. Denn diese Art zu denken ist zwar einerseits eine Begabung, kann aber andererseits auch früh gefördert werden und selbst in späteren Jahren trainiert.

Arthur I. Miller, Professor für Wissenschaftsgeschichte und -philosophie in London, hat darüber sehr gute Bücher geschrieben, die leider nie übersetzt wurden und wahrscheinlich nur antiquarisch zu haben sind:

Insights of Genius. Imagery and Creativity in Science and Art (The MIT Press)

Darin untersucht er, inwiefern Wissenschaftler mit bahnbrechenden Entdeckungen und Künstler mit besonderer Schöpferkraft "anders ticken" und warum visuelle Vorstellungskraft bei beiden eine solche Rolle spielt. Als wichtigste Eigenschaften dieses Denkens nennt er "insight, revelation, a distinctive point of view".

Einstein, Picasso. Space, Time and the Beauty That Causes Havoc (Basic Books)

Hier macht er das Gleiche, aber am konkreten Beispiel - nämlich der Entwicklung des Kubismus bei Picasso und der Relativitätstheorie bei Einstein. Absolut spannend zu sehen, dass Kunst und innovative Wissenschaft gar nicht so weit voneinander entfernt liegen - und vor allem ein sehr ungewöhnlicher Einblick in die Denkweise zweier Berühmtheiten.

Werner Siefer / Christian Weber: Ich. Wie wir uns selbst erfinden (campus)

ist ein richtiger Wissenschaftskrimi, vor allem interessant für Menschen, die sich mit Fiktion, Virtualität oder Simulationen beschäftigen. Spannend zu lesen, wird da nicht nur die Realität relativiert, sondern auch alles, was wir bisher von uns und unserem Gehirn glaubten. Eine Rezension von mir gibt es hier.

1 Kommentar:

  1. Liebe Petra,
    danke für den Tipp: Werner Siefer / Christian Weber: Ich. Wie wir uns selbst erfinden (campus)
    Das klingt sehr interessant und rutscht auf meiner Liste der "will haben"-Bücher ganz nach oben (gleich nach der Kafka Bio).
    Um überall Synchronizitäten zu entdecken, bedarf es keiner Drogen oder faulem Zauber, Man muss einfach nur mit sensiblen Antennen durch den Alltag streifen. Und das Schöne daran ist, dass es für jeden Menschen anders ist. Das, woran der Eine sich ergötzen kann, ist für den Anderen belanglos.
    Liebe Grüße,
    Nikola

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