Raben, Zeichen und Kafka
Wenn nichts mehr geht wie im Moment, lässt man sich gern ablenken, durch Überflutung natürlich. Und so durfte ich mit Nikola eine Bilderreise durch Prag antreten - wie erholsam! Ich sollte da wohl endlich auch mal hin, nachdem es schon die gesamte amerikanische Verwandtschaft geschafft hat, aber diese Touristenmassen, diese Amerikaner ...
Breit gegrinst habe ich natürlich bei den grüßenden "Raben" während der Landung, das ist mindestens so gut, wie wenn der Papst die Erde küsst. Und dann krächzte auch noch Kafka ... na wenn das kein Zeichen ist! (toitoitoi!) Jedenfalls bin ich nun wieder beruhigt, dass ich nicht die Einzige bin, die infolge besonders geliebter Manuskripte irgendwo Schemen sieht und die fest damit rechnet, dass die Visabestimmungen für ein gewisses Ziel sich spätestens bis zu einem bestimmten Zeitpunkt lockern mögen. Denn man spinnt ja nur einmal richtig und wenn es 2000 km bis dahin sind.
Apropos Kafka, da hätte ich ein ganz besonderes Bonbon zu empfehlen, das ich bereits erwartungsvoll vorbestellt habe und das Ende Oktober erscheinen wird:
Der Parthas Verlag in Berlin gibt in Zusammenarbeit mit dem Stroemfeld Verlag in Frankfurt eine einmalige, limitierte Auflage von Josef Cermáks Kafka-Biografie heraus: "Ich habe seit jeher einen gewissen Verdacht gegen mich gehabt".
Hier habe ich das Buch wegen seiner Faksimile-Mappe schon einmal empfohlen.
Liebe Petra,
AntwortenLöschenvielen Dank für Dein Toitoitoi, ich kann es brauchen.;-)
Schemen, Zeichen und Symbole sehe ich überall, ob das auch mit Reizüberflutung zu tun hat?
Die meisten Künstler sind ja bekanntlich abergläubisch. Du auch?
(An dieser Stelle muss ich zugeben, seit acht Monaten ein Horoskop mit mir herumzutragen, sollte es jemals eintreffen, dann - mannomann!)
Jedenfalls sind es die kleinen Dinge, die Hoffnung schüren und mich mit Rabenkrallen an meinen Träumen festhalten lassen. Deinen Traum von St. Petersburg unterstütze ich gerne mit einem Gedankenseufzen - hach.
Deine Empfehlung der Kafka-Biographie ist auch wieder ein Trüffelchen. Leider muss ich dafür erst noch sparen: 68 € laut Verlag.
Ich glaube mir schwindelt.
Liebe Grüße,
Nikola
Liebe Nikola,
AntwortenLöschenja, absolut betrachtet ist das viel Geld für ein Buch, aber wenn ich mir die liebevoll gestaltete Mappe mit den Faksimile-Ducken anschaue - sowas ist nicht umsonst zu haben. Ich sage mir bei solchen Wünschen immer, dass ich dafür drei, vier schlechte Bücher weglasse oder mal wieder in die Bibliothek gehe. Und dann gibt's ja noch Weihnachten.
Abergläubisch? Was die esoterische Seite betrifft, ganz und gar nicht. Aber wie viele KollegInnen versuche ich strikt, nichts vor Vertrag zu "bereden", weil sonst der Vertrag verschwindet (s. Nijinsky...!) und wenn ich rede, dann natürlich nur: "das ist ganz schlecht, fällt durch...". Na und all die kleinen Zeichen wie dreimal hinter die Schulter zu spucken (toitoitoi ist dafür ja eine Lautmalerei), dreimal auf Holz zu klopfen - das kann man vor allem bei Auftritten gut gebrauchen ;-) Nein, ich bin gar nicht abergläubisch, Schauspieler sind da noch viel schlimmer.
Das mit den Zeichen kann man heute aus der Bewusstseinsforschung gut erklären. Früher nannte man das "magisches Denken", weil es keine Erklärung für Synchronizitäten etc. gab. Um es ganz platt und verkürzt zu sagen: Man hat die Fähigkeit, extrem fokussiert und mit starkem assoziativen Denken Zusammenhänge zu bilden, Analogien zu sehen, aber dabei die Denkzensoren auszuschalten. Schamanen machen das (deshalb die alte Bezeichnung), aber es ist auch eine der Grundvorraussetzungen für Kunst und Wissenschaft.
Schöne Grüße,
Petra
Wen das mit den "Zeichen" und Synchronizitäten interessiert, Arthur I. Miller, Professor für Wissenschaftsgeschichte und -philosophie in London, hat darüber sehr gute Bücher geschrieben, leider nie übersetzt.
AntwortenLöschenMeine Tipps:
Insights of Genius. Imagery and Creativity in Science and Art (The MIT Press)
Darin untersucht er, inwiefern Wissenschaftler mit bahnbrechenden Entdeckungen und Künstler mit besonderer Schöpferkraft "anders ticken" und warum visuelle Vorstellungskraft bei beiden eine solche Rolle spielt.
Einstein, Picasso. Space, Time and the Beauty That Causes Havoc" (Basic Books)
Hier macht er das Gleiche, aber am konkreten Beispiel - nämlich der Entwicklung des Kubismus bei Picasso und der Relativitätstheorie bei Einstein. Absolut spannend zu sehen, dass Kunst und innovative Wissenschaft gar nicht so weit voneinander entfernt liegen - und vor allem ein sehr ungewöhnlicher Einblick in die Denkweise zweier Berühmtheiten.
Liebe Petra,
AntwortenLöschenich bedanke mich auch für den Kafka-Biographie-Tipp und werde die Info sofort meiner Cousine mitteilen.
Als großer Kafka-Fan (oder muss man sagen "Fannin" ? ;) könnte sie es schon wissen, aber das macht dann gar nichts, weil so eine frohe Botschaft doppelt, tut ja nicht weh! Im Gegenteil.
Gruß Heinrich