Bücher "basteln"

Habe ich eigentlich schon einmal erzählt, dass ich als Schulkind ein Buch nach dem anderen gebastelt habe? Das war ein richtiger Wettbewerb zwischen einer Freundin und mir: Die Bücher durften höchstens in die Handfläche passen, mussten handgearbeitet sein und sehr luxuriös. Meine liebsten waren zwei erwachsene Daumennagel groß und mit tintengeschriebenen Gedichten gefüllt. Die betreffende Freundin wurde später Bastellehrerin, ich selbst habe auch in späteren Jahren nie Gedichte drucken lassen...

Und weil ich ja nun meinen Nijinsky ebenfalls selbst "bastle", gibt es in sehr loser Folge im Blog unter dem Label "Ich bastle ein Buch" noch mehr Einblicke in die Werkstatt. Ich werde keine Inhalte preisgeben, aber von meinen Erfahrungen bei der Buchherstellung erzählen. Denn gemeinhin glauben ja viele, so eine BoD-Ausgabe sei wie Schulbasteln, einfach und mit ein paar Klicks zu machen. Nur - so einfach ist das gar nicht, wenn man vergleichbare Qualität mit herkömmlichen Verlagen will.

Die technische Lösung
Im Moment bin ich in der schönsten, weil kreativen Phase. Erledigt sind Recherchen nach der Firma, ich habe mich für BoD entschieden, weil die Vertragsmodalitäten in meinen Augen die annehmbarsten sind (da gibt es Firmen mit haarsträubenden Klauseln!), weil sie am Markt die Etabliertesten sind und weil nach Aussagen von KollegInnen die rein technische Qualität der Bücher nicht nur gewachsen ist, sondern nicht schlechter als die in vielen Verlagen. Natürlich kein Vergleich zu einer freien Auswahl von Papieren oder Formaten - da sind solche Dienste beschränkt. Außerdem sind die Bücher online leicht bestellbar, sogar im Buchhandel zu bestellen. Vertrieb ist das A und O.

Die ersten Fragen:
Welches Zielpublikum spreche ich wie an?
Die Antwort hat Auswirkungen auf die Machart und die Aufmachung, aber auch auf die gesamte PR-Konzeption. Deshalb will sie sehr gründlich überlegt werden.
Welche Inhalte?
Was will ich überhaupt vermitteln, erzählen, zeigen? Ein klares Konzept muss her, mit Briefing an die Autorin.
Wie lassen sich die Inhalte vermitteln?
Bei diesem Buch, das man nicht seitenweise herunterliest wie üblich, spielen Layout, Grafik und Typografie eine ganz besondere Rolle. Und mit diesem "Äußeren" steht und fällt die Qualität und damit der Erfolg. Weil ich selbst im Brotberuf Layouten gelernt habe und auch schon Prospekte und Zeitschriftenlayout "verbrochen" habe, traue ich mir zunächst eigene Entwürfe zu. Das macht mir auch riesigen Spaß. Es wird aber auch gehörig Zeit kosten, für mich verschiedene "Dummies" anzufertigen, um dann in der Produktionskonferenz mit mir selbst eine Entscheidung zu fällen.

Die Controllerin ist in dieser Phase bereits dabei, denn die Aufmachung entscheidet auch über die Kosten und damit den späteren Endpreis. Nicht jeder Layout-Spaß rechnet sich. Beschränkt bin ich durch das Angebot, wo ich natürlich auch überlegen muss: Welches Format / Papier, Paperback oder Hardcover, Schutzumschlag oder nicht, Schwarzweiß oder Farbe. Für die Herstellungskosten brauche ich aber die genaue Seitenzahl.

Die Autorin
wird in diesem Moment arbeiten müssen. Nämlich die Zusatztexte schreiben, erfassen. Obwohl der Haupttext bereits professionell lektoriert ist (also nicht nur von mir selbst korrigiert), muss er nach dem Erfassen in ein andere System nochmal korrigiert werden. Für die Zusatztexte ist ebenfalls ein Lektorat nötig.

Würde ich bei einem dieser Schritte nicht 100%ig zufrieden sein, würde ich die Leistungen von außen bei Profis holen. Nichts verdirbt ein Buch schneller als ein vermurkster Satzspiegel oder schlechtes Lektorat.

Aber das ist alles noch Zukunftsmusik. Im Moment überlege ich einfach locker lose neben der Arbeit, was ich wem erzählen will und wie so ein Buch äußerlich daherkommen könnte. Dazu gehört auch die essentielle Frage nach dem Cover später, die ich bereits im Hinterkopf wälze. Wie bereits erwähnt, sind die Abdruckrechte für historische Fotos u.ä. Material für Privat einigermaßen unerschwinglich geworden. Kommt dazu, dass ich mit einigen Museen schon zu tun hatte und weiß, dass allein der Schriftverkehr das Buch um sechs Monate verzögern könnte. Ein einziges farbiges Bild, allerdings ein Gemälde, wäre über die VG Bild und Kunst unter 200 Euro zu haben - das steht auf dem Merkzettel. Ob es aber zum Cover taugt, muss sich erst noch erweisen. Vorteil: Es wurde noch nie benutzt. Alternative: Extrem schlichtes, rein graphisches Cover.

Also - noch ist alles eine wirkliche Spaßphase in Sachen Basteln ... der Ernst des Buchmachens kommt früh genug...

3 Kommentare:

  1. Also doch BoD, liebe Petra? Ich bin überrascht, habe Deinen Artikel aber mit sehr großem Interesse gelesen. Ich verfolge Dich.
    Das soll keine Drohung sein.;-)
    Zu den Drogen: ich glaube nicht, dass es Dich davon abhalten wird zu schreiben. Selbst vollgepumpt, doppeltsehend und schwankend, wirst Du zum PC torkeln und mit zitternden Fingern die famosesten Gedanken verfassen. Trotzdem: Nazdarovje!
    Liebe Grüße,
    Nikola

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  2. Liebe Nikola,
    Hatte ich nicht geschrieben, dass ich selbst produziere? (Siehe Beitrag "Freitag, der 13." gleichen Datums).
    Ich gehörte geschlagen, wenn ich es nicht tue, nach zwei Jahren harter Arbeit, für die ich andere Jobs habe sausen lassen und im Winter gefroren habe. Ich gehörte geschlagen, wenn ich es nicht tue, nur weil Vertriebsleute glauben, mit (teuren) Lizenzen der ausländischen Ausstellungskataloge wäre der Markt dicht. Ich gehörte geschlagen, wenn ich einen Text verrotten ließe, den Deutschlands größter Ballettkritiker hoch gelobt hat.

    Mein Buch wird erscheinen, bevor der "gefährliche" Ausstellungskatalog je übersetzt werden könnte.
    Zu BoD haben mir übrigens nicht nur mein Geldbeutel, sondern auch Leute aus der Verlagsbranche geraten.

    Das ist aber nur der Nijinsky in der vorliegenden Fassung. Sicher nicht mein letztes Buch in Sachen europäisch-russischer Kultur. Dazu sitze ich auf einem zu hohen Berg Recherche- und Ideenmaterials...

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  3. Dann habe ich mich verlesen.;-)
    Ich wünsche Dir mit dem Projekt einen Riesenerfolg!

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