Slapstick pur

Manchmal bin ich richtig froh, dass gewisse Dinge geschehen, wenn keiner zuschaut. Was die letzten Stunden hier abging, ist nicht mehr feierlich. Nach dem Mittagessen hatte ich nämlich den Vertrag und sämtlichen Unterschreibkram von Monsenstein und Vannerdat für den Nijinsky. Zum Glück hatte ich dort nachgehakt, denn durch ein Versehen war zuerst alles an mein Mailaccount mit .de gegangen. Also vielmehr nicht gegangen, weil ich eine internationale Endung habe.

Ich bin das aber gewohnt. Bei wichtigen Dingen und besonderen Buchprojekten ging bisher immer irgendetwas schief. Als ich mich darauf freute, alle Papiere auszudrucken, zu unterschreiben und durchzufaxen, bevor ich sie zur Post gebe, ahnte ich nicht, dass ich mich die nächsten Stunden wie in einem Charlie Chaplin Film fühlen sollte.

Ich muss wohl nicht erst sagen, dass mein Drucker plötzlich nicht funktierte. Das sind die üblichen kleinen grünen Männchen aus dem Ätschebätsch-Universum. Als er wieder wollte, bildete sich ein schöner, schicker weißer Streifen in der Mitte. Das war meine eigene Dummheit - ich hätte die Laserpatrone längst wechseln sollen, aber sie funktionierte noch beim Blatt davor! Es half kein Drehen und Wenden mehr. Nun lebe ich aber mit einem etwas älteren Drucker auf dem Lande, so dass die Patronen nicht einfach um die Ecke zu haben sind. Schnell überschlug ich die Entfernungen und stellte fest, mein Nachbar könnte mich retten, indem er mir einfach die paar Seiten ausdruckte. In dem Moment, in dem ich die glorreiche Idee hatte, hörte ich auch schon sein Auto wegfahren. Und während ich noch herumfummelte, stürzte plötzlich auch der Computer ab. So richtig und voll.

Findig kam ich auf die Idee, dass da noch irgendwo ein alter Tintenstrahldrucker vor sich hin döste, den ich noch nirgends angeschlossen hatte. Den könnte ich ja ans Laptop stecken... Eigentlich bin ich normalerweise nicht so doof, aber diesmal ging alles schief. Das Laptop erkannte der Reihe nach selbst seine alten gewohnten Kabelverbindungen nicht mehr. Und als das schließlich funktionierte, wollte die Druckerinstallation nicht. Die Obertechnikerin vom Dienst hatte nämlich die quadratmetergroße Beschreibung mit Bildern für Extrablöde auf die falsche Seite gelegt. Installierte fleißig für Mac und wunderte sich, warum die versprochenen "Bildschirme" auf dem PC nie auftauchten. Ich erspare meinen LeserInnen weitere Einzelheiten - irgendwann druckte das Ding endlich.

Einen starken Kaffee später erinnerte ich mich, dass der Laptop zwar druckte, die Daten aber auf dem Festcomputer lagen. Der war ja abgestürzt. Also pfriemelte Frau auch da geheimnisvolle Dinge herum. Jetzt bin ich mir sicher, auch das waren die kleinen grünen Männchen aus dem Ätschebätsch-Universum gewesen. Denn plötzlich ging wieder alles.

Machen wir's kurz - irgendwann hatte ich alles gelesen, ausgedruckt, unterschrieben. Da fiel mir ein, dass ich zwar Faxe versenden kann, aber seit Jahren kein echtes Papierfax mehr fortschicken musste! Kein Problem. Ich habe da noch ein uraltes amerikanisches Faxgerät aus Polen, aus der Urzeit aller Faxgeräte (1 Seite in einer Minute oder so) ... Das meldete mir brav auf Englisch, dass es kein Papier mehr habe und deshalb den Dienst quittiere.

Seit vielen Jahren wird dieses Papier nicht mehr produziert. Nicht in dieser Größe. Aber Frau ist ja erfinderisch, wenn's um Technik geht. Die Originalpapprolle wird in eine zugeschnittene Küchenrollenpapprolle gesteckt. Dann wickelt Frau per Hand vom modernem Faxpapier eine Bahn auf die Hilfskonstruktion ... und legt vor lauter Hektik natürlich die Rolle falsch herum ein.

Vor einer Stunde habe ich es dann endlich geschafft! In amerikanisch-polnischer Zeitlupe ratterten die relevanten Seiten in den Verlag, damit der schon mal loslegen kann, während ich morgen alles gemütlich zur Post bringe. Aufregend ist es! Nijinsky hat nämlich jetzt schon eine ISBN und der gebundene Ladenpreis fürs Hardcover steht auch fest: 15,50 Euro. Die ISBN gebe ich selbstverständlich bekannt, sobald das Buch gemeldet ist. Und jetzt rühre ich für heute keine Technik mehr an, es sei denn, zum Ausschalten. Immerhin habe ich mir gerade den Sprudel nur übers Hemd gekippt und nicht in die Tastatur.

Bevor jetzt einer witzelt "Frauen und Technik" - hey, ich habe alles zum Laufen gebracht, sogar den abgestürzten Computer! Das sind einzig und allein die kleinen grünen Männchen aus dem Ätschebätschuniversum, die immer, aber auch immer angebeamt kommen, wenn man sie am wenigsten gebrauchen kann. Kaum hat man es trotzdem geschafft, rauschen sie mit lautem Kichern und fünffachem Warp-Antrieb wieder davon! Wer weiß, wen sie als nächstes besuchen ...

Hoffentlich nicht mich. Denn jetzt werden meine Buchdateien gecheckt. Und die sind hoffentlich fehlerfreier als mein Umgang mit Geräten heute. Und schließlich kommt noch der Aushänger zur Druckfreigabe, hoffentlich ohne grüne Männchen! Oder war's ein Ausleger oder Ableger oder ... ach egal, ich bin jetzt nicht einmal mehr der deutschen Sprakke möchtig. Also, sowas wie das, was ich habe, wenn ich mir jetzt auf die gesammelten Schrecken ein Glas Sekt genehmige - Fahnen!

9 Kommentare:

  1. Himmel, liebe Petra, jetzt ist mir schwindelig. Aber vermutlich ist das wie mit der Generalprobe, die muss ja bekanntlich in die Hose gehen. Ich drücke Dir ganz fest die Daumen, dass Du damit Murphys Gesetz vollständig verausgabt hast und keine weitere Panne mehr auf Dich wartet. (Allerdings nicht ganz uneigennützig - ich will endlich diese ISBN!)
    Toi, toi, toi und Prost!

    Liebe Grüße,
    Nikola

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  2. Es gibt Tage, die sind 2. Wahl, die liegen auf dem Grabbeltisch und sind billiger zu haben. Man denkt "Kauf ihn! Sieht doch gut aus...", merkt die Macken, kaum, dass er in Gebrauch ist - und sieht erst dann auf dem Schildchen, das drauf geklebt ist: Umtausch ausgeschlossen

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  3. Jetzt weiss ich was mir im Lavenderblues, ohne dies zu wissen, fehlte - Die Handlung ist zu perfekt.

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  4. sorry Lavendelblues - lavender blues ist der Name eines Blumenladens in London welches meine ehemalige Vermieterin gehoert.

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  5. Die Vermieterin ist leider nicht zufällig Verlegerin und verkauft Blumenbücher im Blumenladen? So eine englische Lizenz...;-)

    Stimmt, an die Generalprobe habe ich gar nicht gedacht - DAS ist es also!
    Die ISBN (magisch 3-6-9-lastig) bringt jetzt noch gar nichts, weil das Buch ja noch nicht im Sortiment gemeldet ist!

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  6. Dein Rosenbuch gibt es jetzt übrigens in absolut christlicher Umgebung....

    Hab's bei "Vivat" im neuen Katalog gesehen.

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  7. Wo treibst du dich denn herum? ;-)

    Da hat wahrscheinlich einer im Klappentext vom süßen "Jesusknaben mit Röslein in der Hand" gelesen, der meines Wissens nicht im Buch, sondern nur bei der Klappentexterin vorkam. Na, das wird ein herrliches Erwachen zwischen all den Göttinnen und Göttern geben!

    Brutal, wie das Buch verramscht wird. Empfehlen dazu Räucherstäbchen Rose und himmlisches Licht für die Gesundheit...

    Aber das ist komplette Leserverar...:
    "Lesen Sie, welche Heilkräfte Rosen entfalten können und wie sie zur Gesundung helfen."

    Ich wappne mich mal gegen christliche Drohbriefe von Lesern, die sich vergackeiert fühlen.
    Tut schon weh, was aus Büchern werden kann. Zum Glück habe ich den Nijinsky vor diesem Los bewahrt.

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  8. Ja, was aus Büchern werden kann, wenn man nicht aufpasst mit den beschreibenden Texten drum herum, da mache ich ja auch gerade meine Erfahrungen.....

    :-/

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  9. Das Schlimme ist, dass man bei manchen Verlagen keinerlei Mitspracherecht hat, während andere die Zusammenarbeit zwischen Presseabteilung und Autor sogar schätzen...

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