Ein Fall zum Gähnen
Gestern abend hatte ich etwas im Ofen, das wider Erwarten länger dauerte. Also dachte ich, ich könne ja die Zeit nutzen und mal schauen, wie das so ist mit dem ZDF, mit Kulturauftrag und niveauvoller Unterhaltung. Mir wurde ein Krimi im Vorabendprogramm versprochen, Krimis liebe ich, "Unser Mann im Süden" hieß er, Fritze Wepper spielte eine Hauptrolle, nein, nicht als Kommissar. Überhaupt war nichts, wie es schien.
Weil ich zuerst nach meinem Kartoffelkuchen schauen musste, verpasste ich, um welche Insel und welchen Mann es ging. Ansichten wie aus dem Reiseprospekt (mir fehlten die Werbeeinspielungen zur Hotelanlage) und typisches Inselgeschrammel von Musik, also das, was sich Tante Erna als "Compilation" zum Urlaubsandenken bei Lidl oder Aldi mitnimmt, hätten auf Mallorca wie Gran Canaria (Treffer!) gepasst, mit Akkordeon hätte man die Konserve sogar an die friesischen Inseln anpassen können.
Ich achte immer auf Musik und Nebensächlichkeiten, wenn ich vergeblich einen guten Plot suche. Denn auch der kam wie aus der Konserve, "unser Mann im Süden" könnte morgen ein freundlicher Tierarzt sein und übermorgen der Landarzt in der Finca. Der Krimi ein Familienfilm oder einer von denen, wie sich Programmmacher einen Frauenfilm vorstellen.
Da war also ein Ehepaar Hammerstein, er Konsul und folglich was Besseres. Drei Blondinen gab es insgesamt (vielleicht habe ich mich auch verzählt), eine gebleichter als die andere, aber irgendwie alle gleich. Eine davon riss den armen braven Hammerstein in duhuhunkle Welten, weil sie von irgendeinem Schattenwesen bedroht wurde und vor allem, weil sie Sexualtherapeutin war. Sie war das auf eine Art, wie Tante Erna das schmutzige Wort hinter vorgehaltener Hand bei der Kehrwoche benutzen würde. Und genau so verlief der Rest der ach so durchschaubar verwickelten lauwarmen Geschichte: Irgendwelche Blondinen klagten sich ihr Herzeleid, irgendein Mann verliebte sich unglücklich in die verheiratetere der Blondinen, und die wiederum war eifersüchtig auf die Frau mit dem ibah-Beruf, weil sie glaubte, ihr Gatterich, der auch nicht mehr so doll schien, habe das ibah noch nötig.
Weil aber Fritz Wepper mit der vor sich hergetragenen Gutmenschlichkeit für Erotik ungefähr so geschaffen scheint wie Cheetah oder Flipper, ertrank der sogenannte Krimi in dem, was brave Deutsche auf heißen Inseln sonst noch suchen. Da wurden jede Menge Weingläser vor prächtiger Kulisse geschwenkt (Genuss), Interieurs gezeigt (Komfort) und zum Inselschrammeln (Luschdigsein) qualvoll bemühte Dialoge mit Anzüglichkeiten übers Inselrammeln montiert. Gewürzt mit ein wenig familiärem Machogehabe, ach so schröhöcklich peinigender Eifersucht und dem Traum vom männlichen Märchenprinzen. Muss ich noch sagen, dass die eifersüchtige Ehefrau tüchtig umworben wurde?
Nicht einmal Tante Erna hätte den abgegriffenen Untertitel "Die Leidenschaft, die Leiden schafft" gebraucht, um zu merken, dass sich hier Pappfiguren auf einer Klischeeinsel in Klischeeszenen bewegen. Man hätte die Handlung wirklich leicht auf eine Landarztserie umschreiben können und wurde den Verdacht nicht los, dass genau dies umgekehrt geschehen war.
Wie immer bei schwachen Plots gab's dann zum Schluss noch eine Steigerung, die einen regelrecht anbrüllte: Guck, ich bin die Steigerung vor der Lösung, die Schreibratgeber genau in dieser Minute empfehlen! Hatte zuvor noch die Erwähnung des Wortes "Sexualtherapeutin" für eine Möchtegernerotik gesorgt, wie man sie nicht einmal hinter der Eichenschrankwand mit eingeschnitztem Wildschwein verstecken müsste, so ging Hammerstein (nomen est omen) da noch einmal aufs Ganze. Will sagen, er fiel plump auf die gefesselte Pfuiwortfrau und machte beim Befreien Geräusche, die nicht nötig gewesen wären. Als die arme naive Ehefrau sich dabei das Falsche dachte, wünschte man ihm von Herzen, er hätte wirklich einen hochgebracht.
Aber stattdessen, auch typisch für so ein Drehbuch, kam das Böse wie deus ex machina zutage, natürlich war es die Frau in nächster Nähe, welch ein Zufall. Ich glaube, die war auch blond gefärbt. Deshalb weiß ich auch gar nicht mehr genau, welche es war, aber das spielte sowieso keine Rolle. Die Liebe war stärker, der Verliebte entsagte wie ein Kavalier mit Bedauern beim Abflug, und Hammerstein wusste wieder, was er an seiner Wein saufenden Gattin hatte. Sex zur Kinderstunde nein, Alkohol ja.
Auch die größte Überdosis Viagra hätte diesem muffigen Altherren"krimi" mit Inselplätschern nicht aufhelfen können - die Sendung hatte aber genau die richtige Länge, um meinen Kartoffelkuchen aufgehen zu lassen. Das war Fernsehen für Kaffeefahrten-Bucher, die ihre Heizdecke billiger haben wollen. Selbst Tante Erna hätte umgeschaltet, die ist nämlich nicht so unbedarft. Liebes ZDF, schick doch bitte das nächste Mal unseren Freund Charlie auf die Insel und lass den Rosenheim-Cops im Luxushotel das Bier klauen. Dann bleiben wir wenigstens wach für den Film bei ARTE (Paul Newman in: Die Katze auf dem heißen Blechdach - auch so kann Unterhaltung aussehen).
Weil ich zuerst nach meinem Kartoffelkuchen schauen musste, verpasste ich, um welche Insel und welchen Mann es ging. Ansichten wie aus dem Reiseprospekt (mir fehlten die Werbeeinspielungen zur Hotelanlage) und typisches Inselgeschrammel von Musik, also das, was sich Tante Erna als "Compilation" zum Urlaubsandenken bei Lidl oder Aldi mitnimmt, hätten auf Mallorca wie Gran Canaria (Treffer!) gepasst, mit Akkordeon hätte man die Konserve sogar an die friesischen Inseln anpassen können.
Ich achte immer auf Musik und Nebensächlichkeiten, wenn ich vergeblich einen guten Plot suche. Denn auch der kam wie aus der Konserve, "unser Mann im Süden" könnte morgen ein freundlicher Tierarzt sein und übermorgen der Landarzt in der Finca. Der Krimi ein Familienfilm oder einer von denen, wie sich Programmmacher einen Frauenfilm vorstellen.
Da war also ein Ehepaar Hammerstein, er Konsul und folglich was Besseres. Drei Blondinen gab es insgesamt (vielleicht habe ich mich auch verzählt), eine gebleichter als die andere, aber irgendwie alle gleich. Eine davon riss den armen braven Hammerstein in duhuhunkle Welten, weil sie von irgendeinem Schattenwesen bedroht wurde und vor allem, weil sie Sexualtherapeutin war. Sie war das auf eine Art, wie Tante Erna das schmutzige Wort hinter vorgehaltener Hand bei der Kehrwoche benutzen würde. Und genau so verlief der Rest der ach so durchschaubar verwickelten lauwarmen Geschichte: Irgendwelche Blondinen klagten sich ihr Herzeleid, irgendein Mann verliebte sich unglücklich in die verheiratetere der Blondinen, und die wiederum war eifersüchtig auf die Frau mit dem ibah-Beruf, weil sie glaubte, ihr Gatterich, der auch nicht mehr so doll schien, habe das ibah noch nötig.
Weil aber Fritz Wepper mit der vor sich hergetragenen Gutmenschlichkeit für Erotik ungefähr so geschaffen scheint wie Cheetah oder Flipper, ertrank der sogenannte Krimi in dem, was brave Deutsche auf heißen Inseln sonst noch suchen. Da wurden jede Menge Weingläser vor prächtiger Kulisse geschwenkt (Genuss), Interieurs gezeigt (Komfort) und zum Inselschrammeln (Luschdigsein) qualvoll bemühte Dialoge mit Anzüglichkeiten übers Inselrammeln montiert. Gewürzt mit ein wenig familiärem Machogehabe, ach so schröhöcklich peinigender Eifersucht und dem Traum vom männlichen Märchenprinzen. Muss ich noch sagen, dass die eifersüchtige Ehefrau tüchtig umworben wurde?
Nicht einmal Tante Erna hätte den abgegriffenen Untertitel "Die Leidenschaft, die Leiden schafft" gebraucht, um zu merken, dass sich hier Pappfiguren auf einer Klischeeinsel in Klischeeszenen bewegen. Man hätte die Handlung wirklich leicht auf eine Landarztserie umschreiben können und wurde den Verdacht nicht los, dass genau dies umgekehrt geschehen war.
Wie immer bei schwachen Plots gab's dann zum Schluss noch eine Steigerung, die einen regelrecht anbrüllte: Guck, ich bin die Steigerung vor der Lösung, die Schreibratgeber genau in dieser Minute empfehlen! Hatte zuvor noch die Erwähnung des Wortes "Sexualtherapeutin" für eine Möchtegernerotik gesorgt, wie man sie nicht einmal hinter der Eichenschrankwand mit eingeschnitztem Wildschwein verstecken müsste, so ging Hammerstein (nomen est omen) da noch einmal aufs Ganze. Will sagen, er fiel plump auf die gefesselte Pfuiwortfrau und machte beim Befreien Geräusche, die nicht nötig gewesen wären. Als die arme naive Ehefrau sich dabei das Falsche dachte, wünschte man ihm von Herzen, er hätte wirklich einen hochgebracht.
Aber stattdessen, auch typisch für so ein Drehbuch, kam das Böse wie deus ex machina zutage, natürlich war es die Frau in nächster Nähe, welch ein Zufall. Ich glaube, die war auch blond gefärbt. Deshalb weiß ich auch gar nicht mehr genau, welche es war, aber das spielte sowieso keine Rolle. Die Liebe war stärker, der Verliebte entsagte wie ein Kavalier mit Bedauern beim Abflug, und Hammerstein wusste wieder, was er an seiner Wein saufenden Gattin hatte. Sex zur Kinderstunde nein, Alkohol ja.
Auch die größte Überdosis Viagra hätte diesem muffigen Altherren"krimi" mit Inselplätschern nicht aufhelfen können - die Sendung hatte aber genau die richtige Länge, um meinen Kartoffelkuchen aufgehen zu lassen. Das war Fernsehen für Kaffeefahrten-Bucher, die ihre Heizdecke billiger haben wollen. Selbst Tante Erna hätte umgeschaltet, die ist nämlich nicht so unbedarft. Liebes ZDF, schick doch bitte das nächste Mal unseren Freund Charlie auf die Insel und lass den Rosenheim-Cops im Luxushotel das Bier klauen. Dann bleiben wir wenigstens wach für den Film bei ARTE (Paul Newman in: Die Katze auf dem heißen Blechdach - auch so kann Unterhaltung aussehen).
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