Drah di net um...
Tja, nun hat uns auch die ARD gezeigt, wie man im Fernsehen mit Kultur umgeht: Sie hat Anselm Kiefer bei der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels einfach den Saft abgedreht.
Der HR verspricht das komplette Video (?), die komplette Rede zum Nachlesen finde ich auch nach zehnminütiger Recherche nirgends.
Lichtblick im Fernsehsumpf: Die streitbare Elke Heidenreich gestern in der FAZ.
Liebe Fernsehmacher!
Es reicht langsam mit den kulturlosen Peinlichkeiten. Ich habe auch noch etwas anderes zu tun als mich über euch aufzuregen. Ich lese heute abend ein gutes Buch.
Und morgen gründe ich den Club der hemmungslosen elitären Hirnanwender.
Aber Petra! Gerade die ARD, namentlich der HR hat doch am Samstag nun wirklich für ein kulturelles Highlight gesorgt.
AntwortenLöschenLies selbst:
http://www.welt.de/fernsehen/article2591574/Auf-der-Spur-von-Peter-Alexander-am-Wolfgangsee.html
Hm, so recht geklappt hat das nicht mit der URL - also noch mal:
AntwortenLöschenhttp://www.welt.de/fernsehen/
article2591574/
Auf-der-Spur-von-Peter-Alexander-am-Wolfgangsee.html
Bitte per Hand zusammensetzen...
Oder jetzt einfach meinen Namen anklicken - da kann man das ganz einbauen (oder die URL bei www.snipurl.com vorher kürzen).
AntwortenLöschenJan, ich schreibe NIE WIEDER Satire. Ich schaff die Realität nicht mehr!
Club der hemmungslosen Hirnanwender? Da hätte ich ein schönes Clubmotto parat:
AntwortenLöschenCarpe cerebrum.
Buchstäblich, willst du Mitglied werden?
AntwortenLöschenWobei ich zum Friedenspreis für Anselm Kiefer noch Kritik anmelden möchte. Da bin ich nämlich heftigst zwiegespalten.
AntwortenLöschenMich hat von jeher geärgert, wie er sich in seiner Malerei mit der deutschen Geschichte "auseinandersetzte". Das erinnert mich fatal an die Serien von Guido Knopp, der "das Böse" in einzelnen Nazi-Figuren festlegte, von denen die armen Deutschen verführt worden wären.
Aber in der FAZ fand ich dann von Julia Voss eine Kritik, die meine komplett widerspiegelt.
Zum Schluss schreibt sie:
(...) Man wird einem Kind nicht vorwerfen, dass es sich den Nationalsozialismus als ein Reich des Bösen vorstellt, in dem dunkle Mächte regieren. Wenn sich aber erwachsene Männer vor uns hinstellen und sich noch immer den Nationalsozialismus so ausmalen, wenn sie die Wendung vom „Abgrund des Menschen“ so selbstverständlich wie Liebesgedichte vortragen, wenn sie an einem satten, sonnigen Tag ganz einfach mal die „Sinnlosigkeit unseres Daseins“ ansprechen wollen, wenn sie aus Politik Märchen machen, dann kann man wirklich anfangen, sich zu fürchten. (...)
http://www.faz.net/s/Rub8236AB3560F34453...Ap~E1.html
Das angeblich dunkle "Reich des Bösen" konnte deshalb so gut in Deutschland funktionieren, weil z.B. der normale Journalist im Völkischen Beobachter schrieb, weil der normale Schauspieler in "Jud Süß" auftrat, weil der normale Lokführer die Züge nach Auschwitz fuhr, weil weil weil ...
Doch genau damit hat sich Anselm Kiefer nie befasst, sondern alles schön weit weg ins märchenhafte "Reich des Bösen" gepackt. Deshalb verstehe ich nicht, weshalb er den Friedenspreis bekommen hat ...
Elisabeth
Liebe Elisabeth,
AntwortenLöschengenau aus diesem Grund hätte ich gern die ganze Rede im Original lesen wollen - um mir meine eigenen Gedanken zu machen (und ich kann nicht den ganzen Tag am Fernseher kleben). Ich bevorzuge immer die Quellen und deshalb stört es mich, wenn man von denen abgeschnitten wird - egal, was man von ihnen hält.
Apropos Rezeption: Ich komme ja aus der Stadt, in der Anselm Kiefer aufwuchs, und die heute prall vor Stolz ist, ein riesiges Gemälde von ihm zu besitzen. In meiner Jugend war dort ein unbekehrter Altnazi Bürgermeister und ein paar weitere saßen auf hohen Pöstchen. Damals gab's einen Aufruhr gegen den Künstler. Man warf ihm nämlich vor, eben diese Herren als "böse" hinzustellen - obwohl sie doch so lieb und wohlmeinend alles für ihre Bürger taten. Heute sehe ich das auch als verengt, aber damals war es ein Skandal.
Gab richtig Aufruhr in der Stadt durch den Herrn Kiefer. Heute ist er natürlich das gehätschelte "Stadtkind". So ist das mit den Preisen...
Liebe Grüße,
Petra