Noch mehr E-Books

Es sei einmal gesagt: Korrekt schreibt sich das elektronische Buch im Deutschen E-Book, mit Bindestrich. Ob der Duden diese Regelung auf Dauer halten wird, wenn einen Hashtags und andere internationale Spielereien zum englischen Originalzitat ebook (und dann nicht eBook oder Ebook) zwingen, steht auf einem anderen Blatt. Ähnlich wie die Verwirrung um seine Schreibweise präsentiert sich das neue Medium in seinen Möglichkeiten und vor allem der Herstellung wie eine Chaos-Ursuppe. Die einen berauschen sich an einem noch zu erwartenden Hype, die anderen krallen sich kramphaft an die guten alten Zeiten. Auch auf die Gefahr hin, öfter im Blog einseitig zu wirken, möchte ich Lesehilfe anbieten im Dschungel der Informationen. Denn egal, auf welcher Seite man stehen mag, das E-Book greift bereits jetzt spürbar in die Existenz von Autoren ein.

Bisher haben sich die wenigsten Autoren um ihre Nebenrechte geschert. Sie wurden ja auch von den wenigsten Verlagen wirklich genutzt und oft gern den Autoren überlassen. In alten Verträgen gestaltet sich der Paragraph um die elektronischen Rechte vorsintflutlich und wie Kaffeesatzleserei - die Tantiemen dafür sind lächerlich. Doch plötzlich herrscht Goldgräberstimmung. Verlage, so sie noch nicht zögern wie in deutschen Landen üblich, sehen nicht nur einen neuen wachsenden Markt, sondern auch die Möglichkeit, mit dem "ewigen Buch" eine bequeme und einträgliche Umgehung der Verramschung und damit der Rückgabe der Rechte zu erhalten. Autoren sind unschlüssig was auf sie zukommt. Die großen Distributoren bieten ihnen nämlich 60-70% Tantiemen und die freie Verfügungsgewalt. Bei weltweiter Verfügbarkeit ist der Vertrieb keine Frage mehr. Autoren müssen künftig bei Verlagen in Sachen Tantiemen und vor allem Marketing nachverhandeln - oder ihre Rechte behalten.

Immer mehr Autoren und zwar auch wirklich bekannte Autoren tun genau das. Durch die Abwanderung aus Verlagen im anglo-amerikanischen Markt bewegt sich dort am ehesten etwas in Sachen Autorenhonorare. Hannover House gewährt jetzt seinen Autoren erstmals 30% Tantiemen und damit 5% mehr als die großen US-Verlage. Tantiemenhöhen im deutschsprachigen Raum werden wie immer unterm Tisch gehandelt - hier muss jeder Autor einfach selbst vergleichen, was er ohne Verlag verdienen könnte und was ihm der Verlag dafür bietet, bei ihm zu bleiben. Nicht immer ist Geld der Faktor, eine schlaue Marketingaktion mit der Printausgabe in einem etablierten Verlag kann sich ebenso auszahlen.

Wer sich für Buchmarketing interessiert, sollte sich den Virenschleuder-Preis ansehen, der eben aus der Taufe gehoben wurde. Hier sollen erfolgreiche Maßnahmen viralen Marketings in Social media vorgestellt werden. Es ist nicht nur spannend zu sehen, wer wie aktiv ist - man kann sich auch als Buchautor das ein oder andere abschauen und für die eigene Arbeit weiterdenken. Die eigene Marke stärken - das wird immer wichtiger in den künftigen Zeiten der Allverfügbarkeit unendlicher Büchermengen jenseits von Qualitätskontrollen. Es wird überhaupt die Herausforderung der Zukunft, ein Buch in einem unendlichen Müllhaufen sichtbar zu machen.

Richard K. Breuer weiß als Selbstverleger ein Lied davon zu singen und widmet sich in seinem Blog in einer Serie den E-Books. Was mir an ihm gefällt: Es gibt eigentlich nichts, was er nicht selbst ausprobiert, um dann mit anderen sein Wissen zu teilen. In "Nägel mit Köpfen" gibt er einen Überblick, welche Arten von E-Books es gibt und wie man ganz praktisch zu einem kommt. Wer sich bereits für eine Kindle-Ausgabe entschieden hat, kann auch das selbst machen. Posted Planet liefert dazu eine Schritt-für-Schritt-Anleitung, die auch für Anfänger gut verständlich ist (deutsch). So einfach können "Geldverdienen und Spaß" angeblich sein - dass das Schreiben eines Buchs Arbeit macht und Talent und Handwerk verlangt, ist doch heutzutage eigentlich egal, oder? Schreiben kann doch jeder, verlegen also auch. Gehört die Zukunft den Dilettanten?

Ein englisches Blog gibt für solche Leute eine Zehn-Punkt-Anleitung fürs Verlegen. Punkt 9 "don't forget your family" lässt ahnen, dass es die Kurzanleitung in sich hat und mit den Illusionen vieler Selbermacher aufräumt.

Für "The Economics of Self-Publishing an Ebook" sollte man sich wirklich Zeit nehmen, es lohnt sich. Auch wenn es wieder um den englischsprachigen Markt geht, zeigt dieser Artikel, was irgendwann in den verschlafenen deutschsprachigen Raum schwappen wird. Man sollte sich von den Erfolgsbeispielen am Anfang nicht irritieren lassen, der Artikel von Simon Owens hat die nötige Tiefe, um zu untersuchen, wie solche Erfolge zustande kommen. Sind es Hypes, sind es die Themen, ist es die Art der Bücher oder knallharte Autorenarbeit? Wie sollte die Preisgestaltung aussehen? Kann man sich mit Niedrigpreisen auch entwerten?

Man kann viel herausziehen, was sogar Autoren in herkömmlichen Verlagen nutzt, weil die neuen Arten von Marketing keinen Unterschied bei den Büchern machen. Ein gravierender Unterschied ist jedoch der, dass es sich ein E-Book-Verleger und Indie-Autor leisten kann, langsam zu kommen. Die längere Anlaufzeit der erfolgreichen E-Book-Indies ist im Print und im Großverlag kaum noch gegeben. Wer sich nicht gleich verkauft, wird ausgemustert. Damit sichern sich Verlage zunehmend ein Image der Qualitätssicherung, die sich von den Inhalten zum Profit verlagert. Wie aber lassen sich Inhalte im Indie-Markt durchsetzen, wie kommt ein Buch im Gewühl von Amazon & Co. an seine Leser? Seit langem ein wirklich durchdachter und nachdenkenswerter Artikel zum Thema.

Wer solche Artikel liest, wird sehen, was schon Karl Valentin wusste: Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit. Ob mit oder ohne Verlag.

Aktuell hereingekommen: Buchmarkt über den Verfall von E-Book-Preisen und mögliche Kannibalisierung des Hardcover-Geschäfts.

2 Kommentare:

  1. Mareike Adam11/3/11 12:40

    Ein lesenswerter Artikel für Selbstverleger! Insbesondere der Satz "Es wird überhaupt die Herausforderung der Zukunft, ein Buch in einem unendlichen Müllhaufen sichtbar zu machen." lenkt den Blick auf die Relevanz von Buchmarketing. Informationen, Anregungen und Tipps dazu gibt es z.B. auch hier:

    "Wie Autoren die sozialen Medien im Internet fürs Buchmarketing nutzen können"
    http://www.xinxii.com/gd_cms.php?page=tools

    Viele Grüsse, Mareike

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  2. Hallo Mareike,
    ich hab's mir mal angeschaut und kann vor allem die Abteilung "Buchtrailer" und "Presseportale" empfehlen - selbst wenn man woanders veröffentlicht. Ein guter Überblick für Anfänger! Irgendwo beim SWR gibt es auch so eine Anleitung für Podcasts.

    Und dann kann ich endlich auch loswerden, was ich bei vielen Autoren von Selbstverlegerplattformen allgemein ganz ganz schlimm finde und was diese sofort als Hobbyisten brandmarkt: Sie überschwemmen die On- und Offline-Welt geradezu mit Statusmeldungen zur eigenen Neuerscheinung. Genau das ist ein absolutes No Go.

    Wer in jedem Tweet in jeder Bemerkung bei FB nur den Link aufs eigene Buch setzt, macht sich unmöglich. Wer überall ständig prahlt, "ich habe ein Buch auf Plattform X" veröffentlicht, macht sich lächerlich - und seien Buch oder Plattform noch so gut (gute Kandidaten fürs Blocken). Ein Profi erzählt vielleicht einmal erfreut, bei welchem Verlag er gerade untergekommen ist - dann ist das kein Thema mehr.

    Was ich damit sagen will: Die beste Buch-PR ist nicht der werberische Frontalangriff, sondern ein Marketing durch Sachinformationen, Persönlichkeit und Inhalte - indirekte PR allenfalls. Das macht es so schwierig, unterscheidet aber auch die Spreu vom Weizen. Einen Hinweis darauf vermisse ich bei vielen Plattformen - eure ist einige der wenigen, die im Ernstfall den Fachmann empfiehlt.
    Schöne Grüße,
    Petra

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