Die "Zone" im Film
Wer einmal bewusst umschalten und sich auf einen künstlerischen Jahrhundertfilm einlassen möchte, dem empfehle ich Andrej Tarkowskis Meisterwerk "Der Stalker" (Inhalt und Rezension) - auf DVD zu haben. Als Tarkowski den Film 1979 in der Sowjetunion drehte, hat er nicht ahnen können, dass es eines Tages tatsächlich illegale Eindringlinge in einer echten "Zone" geben würde. Heute sind das Menschen, die entweder hoffnungslos verstrahlt sind oder sonst im Leben nichts mehr zu verlieren haben, die in der Sperrzone von Tschernobyl radioaktiv hoch verseuchte Dinge stehlen, um sich mit deren Verkauf außerhalb der Zone irgendwie das Überleben zu finanzieren.
Tarkowskis "Zone" ist jedoch keine eindeutige Sache - und auch der seltsame Stalker, der gegen das Gesetz und unter Lebensgefahr den "Wissenschaftler" und den "Schriftsteller" in die "Zone" bringt, ist eine höchst vieldeutige Gestalt. Der Ort einer unfassbaren Katastrophe hat sich durch seine Verschlossenheit mythisiert - die draußen Lebenden glauben, wer ins Innerste vordringe, bekomme dort seinen geheimsten Wunsch erfüllt. Die Reise ist streng verboten, aber die drei Menschen schlagen alle Bedenken in den Wind und machen sich auf die Suche. (Abgesehen davon kann ich alle Filme Tarkowskis schwer empfehlen - er ist einer der Künstler, die mich in meinem Leben am nachhaltigsten beeindruckt haben).
Von einer Zone redet heute übrigens auch der Kulturwissenschaftler Harald Welzer in der FAS: Nach Fukushima: Abschaffung der Komfortzone. Einer der lesenswertesten Artikel der letzten Wochen.
Es klingt ja immer alles so schön wie "haben wir im Griff" aus Fukushima. Ausgerechnet das vielgescholtene französische Institut für atomare Sicherheit ist dabei, die von Japan (viel zu langsam und lückenhaft) übermittelten Strahlenwerte in Animationen umzusetzen. Hier kann man die Verteilung der radioaktiven Wolke über Japan jeweils bis zum Vortag aktuell mitverfolgen. Da liegt dann auch das angeblich nicht betroffene Tokio ganz plötzlich im roten Bereich (etwa am 15.3.)...
Dass es die Wolke auch bis über den Atlantik blasen wird, wird auch nicht überall verraten. Das IRSN hat zusammen mit dem Wetterdienst Météo France und dem CMRS Toulouse eine Animation ihrer Prognose über die globale Verbreitung erstellt. (Hier mit verschiedenen Infos und Messwerten und hier die Animation direkt). Leider sind sämtliche Infos derzeit nur auf Französisch verfügbar, aber Bilder und Zahlen sprechen ja auch Bände. Es kann übrigens wegen der vielen Abrufe öfter dazu kommen, dass der Server klemmt. Alle Zahlen sind Näherungswerte und Prognosen, man beklagt die mangelnde Transparenz in Japan bezüglich gesicherten Zahlenmaterials. Man rechnet damit, dass die Wolke Mittwoch oder Donnerstag über Frankreich ankommen wird - durch die große "Verdünnung" soll sie "völlig ungefährlich" sein. Das IRSN kommt in etwa auf Werte, die leicht unter dem radioaktiven Wert in den 1960ern zur Zeit der Atomwaffentests liegen soll.
Erinnern wir uns bei der Gelegenheit, dass nach Tschernobyl die radioaktive Wolke brav an der Grenze zwischen Frankreich und Deutschland Halt machte. Erst nach Jahren waren französische Behörden und Medien so weit, eine Verseuchung zuzugeben. Die wahren Vorkommnise in Fukushima werden wir vielleicht auch erst in Jahren erfahren, nur kann dank Google Maps (verrückt irgendwie) heute nicht mehr ganz so viel verschwiegen werden - die Satelliten bringen so manches an den Tag.
Sehr guter Artikel ... mit vielen wichtigen Links. Für mich als Fotograf, ist das wichtige die Bildsprache im Vordergrund.
AntwortenLöschenHerzliche Grüsse Uwe Skrzypczak
Welch Glanz in meiner Hütte - der wunderbare Wildlife-Fotograf von http://www.serengeti-wildlife.com (der Link im Namen hat ein "e" zu wenig).
AntwortenLöschenIch beobachte es gerade mit Heulen, wie die Arbeit von Fotografen immer schlimmer entwertet wird, dabei gibt es so viele Geschichten, die können wir mit Worten einfach nicht erzählen - oder wir könnten sie zusammen mit Fotos anders erzählen...
Deshalb denke ich, solche Beispiele wie Nachtwey zeigen Otto Normalverbraucher vielleicht einmal deutlich, warum Fotografieren nicht nur eine höchst anspruchsvolle Arbeit ist, sondern auch Geld wert ist.
(Ich bin ganz aktuell empfindlich in dem Bereich, weil ich Laiin gerade einen Auftrag zum "umsonst fotografieren statt Profifotograf" abgelehnt habe und zu hören bekam: "aber die Kameras heute machen das doch fast von selbst, was brauchen wir da Profis"...
Herzliche Grüße,
Petra van Cronenburg