Zeit der Abrechnungen
Der März ist für die meisten Autorinnen und Autoren der Monat, in dem sie sich sozusagen statt Brot auch einmal Kuchen leisten können. Die meisten Menschen wissen das gar nicht: Tantiemen werden in der Regel nur einmal pro Jahr (bei sehr hohen Auflagen auch mal halbjährlich) abgerechnet und für diese Abrechnung haben die Verlage drei Monate Zeit. Oft flattern aber auch nur Abrechnungen mit Minuszeichen ins Haus, denn die Tantiemen müssen zuerst den Vorschuss, die Garantiesumme, einspielen, bevor sie fließen. Und immer öfter darf man sich mit säumigen und schludernden Verlagen herumärgern und Abrechnungen anmahnen - im Idealfall durch eine Agentur.
Auf alle Fälle aber erfahren die Schriftsteller im März ganz genau, wie viele Exemplare eines Buchs tatsächlich in einem Jahr verkauft und remittiert wurden. Die Panischen, die ständig Amazon-Verkaufsränge anstarren, sind dann meist völlig überrascht, dass der Großteil der Bücher in Deutschland noch körperlich über den stationären Buchhandel eingekauft wird. Und die Vielseitigen wundern sich im Vergleich von Verlagen, was beim Verkauf eines Buchs geleistet werden kann oder nicht geleistet wird.
Ich bin eine von den Vielseitigen. Vor nicht allzu langer Zeit hatte ich ja das zweifelhafte Vergnügen mit einer Abwicklungsgesellschaft, die mir bewies, wie man ein Buch erfolgreich an die Wand fahren kann. Und ich habe den Vergleich zwischen literarischem und Konzernverlag, zwischen Roman und Sachbuch, zwischen Gängigem und Anspruchsvollem. Seither bin ich geheilt von jeder Schubladendenke. Die Verlagsgröße wirkt sich in der Höhe der Verkäufe nicht aus. Angeblich unpopuläre Bücher oder Nischenware können sich besser verkaufen als Mainstream. Manche Bücher laufen eher über den Internethandel und manche gar nicht. Für manche Bücher kann man als Autor viel tun, bei anderen kommt man gegen fehlende Verlagsarbeit nicht an.
Wo aber liegt das Geheimnis der Verkäufe?
In all den Jahren mache ich folgende Punkte aus:
- Bücher brauchen einen absolut fähigen Vertrieb und breite Distribution
- Bücher müssen ihr Publikum finden / Verlage müssen gezielt an die Menschen ran
- Bücher und ihre Autoren müssen gepflegt, nicht auf den Markt geworfen werden
- Keine Pressearbeit ist besser als schlechte oder falsche Pressearbeit
- Markenbildung um den Autor ist besser als Markenbildung um Bücher oder Programmplätze
Das ist subjektiv und Laienmeinung, ich gebe es zu. Es deckt auch nicht all die anderen wichtigen Punkte ab, die eine Rolle beim Erfolg spielen, von denen der Glücksfaktor übrigens einer der größten ist. Für mich sind das aber die entscheidenden Punkte, die bei jeder Verlagsbewerbung und bei Vertragsverhandlungen eine Rolle spielen: Kann und will mir ein Verlag das bieten?
Man kann auch an diesen Punkten sehen, warum Selbstverlegen zum gegenwärtigen Zeitpunkt einfach nicht die Auflagenstärken erreicht wie Verlage - die beiden wichtigsten Voraussetzungen sind nämlich oft nur unzureichend gegeben: Vertrieb und Distribution - sowie Kommunikation mit den Kunden. Trotzdem gibt es ganz ordentliche Verlage, die Selbstverlegerzahlen noch unterbieten. Und es gibt Selbstverleger, die über genügend eigene Netze verfügen, um Verlage zu überbieten - aber das ist in unseren Breiten die Ausnahme.
Jedenfalls habe ich gestern wieder gestaunt. Ich bekam nämlich die Endabrechnung meines Elsassbuchs, das ja seit 2010 nicht nur restlos vergriffen ist - die ganze Reihe wird leider vom Verlag eingestellt. Gigantisch, wie sich dieses kleine, literarische "Nischen"büchlein verkauft hat, obwohl der Vertrieb in Frankreich (dank der dortigen Buchhändler) nicht klappte. Es ist eine Zahl, die man auch in der Belletristik im Konzernverlag nicht unbedingt erreicht.
Abgesehen vom Buch selbst, das natürlich für sich sprach, in Aufmachung wie Inhalt, waren hier die wichtigsten Punkte geboten:
Hanser hat einen unwahrscheinlich starken, fähigen Vertrieb und darüber hinaus eine der professionellsten Presseabteilungen, die ich je kennenlernen durfte. Vor allem aber ist das ein Verlag, der langfristig seine Autoren und Bücher pflegt - das spüren die am Buch Beteiligten, aber auch die Buchhändler und letztendlich die Leserinnen und Leser. Natürlich sind durch den hohen Qualitätsanspruch auch die Anforderungen an die Autoren entsprechend hoch - ich habe zum ersten Mal in meinem Leben zwei Exposés schreiben müssen: eins fürs Lektorat und ein spezielles für den Vertrieb. Da wird nicht einfach ein Buch auf den Markt gekippt und kurz getestet - diese Bücher kann man auch nach Jahren noch genießen. Sechs Jahre lang war das meine auf dem Markt - und trotzdem fand ich bis zum Schluss im Verlag immer ein offenes Ohr noch für kleinste Lesung am schrägsten Ort - die Bücher waren nicht nur da, sondern lagen oft gleichzeitig im Schaufenster. Auch nach sechs Jahren noch. Das sind Verlage, von denen man sich nur mit einem weinenden Auge trennt - es gibt sie noch, aber sie sind besonders, nicht die Regel.
Glücklich und auch stolz schaue ich zurück auf den Erfolg, aber vor allem auf all das, was ich dabei lernen durfte. Vertrieb und Distribution werden für mich und meine französische Kollegin die große, völlig neu zu denkende Voraussetzung sein, wenn wir unsere grenzüberschreitenden Buchprojekte planen. Und da freue ich mich schon darauf, diesmal von den Franzosen zu lernen, die in dieser Hinsicht sehr viel flexibler und offener agieren sollen.
Auch wenn es das Buch "Elsass. Wo der Zander am liebsten im Riesling schwimmt" in dieser Form nicht mehr gibt*** - es ist der Nährstoff für weitere Bücher dieser Art!
*** In diesem Jahr werde ich das Buch für Liebhaber neu auflegen, dann allerdings auch in anderer Aufmachung, denn die ist ja vom Verlag geschützt. Weiterhin zu haben ist allerdings das Hörbuch!
Auf alle Fälle aber erfahren die Schriftsteller im März ganz genau, wie viele Exemplare eines Buchs tatsächlich in einem Jahr verkauft und remittiert wurden. Die Panischen, die ständig Amazon-Verkaufsränge anstarren, sind dann meist völlig überrascht, dass der Großteil der Bücher in Deutschland noch körperlich über den stationären Buchhandel eingekauft wird. Und die Vielseitigen wundern sich im Vergleich von Verlagen, was beim Verkauf eines Buchs geleistet werden kann oder nicht geleistet wird.
Ich bin eine von den Vielseitigen. Vor nicht allzu langer Zeit hatte ich ja das zweifelhafte Vergnügen mit einer Abwicklungsgesellschaft, die mir bewies, wie man ein Buch erfolgreich an die Wand fahren kann. Und ich habe den Vergleich zwischen literarischem und Konzernverlag, zwischen Roman und Sachbuch, zwischen Gängigem und Anspruchsvollem. Seither bin ich geheilt von jeder Schubladendenke. Die Verlagsgröße wirkt sich in der Höhe der Verkäufe nicht aus. Angeblich unpopuläre Bücher oder Nischenware können sich besser verkaufen als Mainstream. Manche Bücher laufen eher über den Internethandel und manche gar nicht. Für manche Bücher kann man als Autor viel tun, bei anderen kommt man gegen fehlende Verlagsarbeit nicht an.
Wo aber liegt das Geheimnis der Verkäufe?
In all den Jahren mache ich folgende Punkte aus:
- Bücher brauchen einen absolut fähigen Vertrieb und breite Distribution
- Bücher müssen ihr Publikum finden / Verlage müssen gezielt an die Menschen ran
- Bücher und ihre Autoren müssen gepflegt, nicht auf den Markt geworfen werden
- Keine Pressearbeit ist besser als schlechte oder falsche Pressearbeit
- Markenbildung um den Autor ist besser als Markenbildung um Bücher oder Programmplätze
Das ist subjektiv und Laienmeinung, ich gebe es zu. Es deckt auch nicht all die anderen wichtigen Punkte ab, die eine Rolle beim Erfolg spielen, von denen der Glücksfaktor übrigens einer der größten ist. Für mich sind das aber die entscheidenden Punkte, die bei jeder Verlagsbewerbung und bei Vertragsverhandlungen eine Rolle spielen: Kann und will mir ein Verlag das bieten?
Man kann auch an diesen Punkten sehen, warum Selbstverlegen zum gegenwärtigen Zeitpunkt einfach nicht die Auflagenstärken erreicht wie Verlage - die beiden wichtigsten Voraussetzungen sind nämlich oft nur unzureichend gegeben: Vertrieb und Distribution - sowie Kommunikation mit den Kunden. Trotzdem gibt es ganz ordentliche Verlage, die Selbstverlegerzahlen noch unterbieten. Und es gibt Selbstverleger, die über genügend eigene Netze verfügen, um Verlage zu überbieten - aber das ist in unseren Breiten die Ausnahme.
Jedenfalls habe ich gestern wieder gestaunt. Ich bekam nämlich die Endabrechnung meines Elsassbuchs, das ja seit 2010 nicht nur restlos vergriffen ist - die ganze Reihe wird leider vom Verlag eingestellt. Gigantisch, wie sich dieses kleine, literarische "Nischen"büchlein verkauft hat, obwohl der Vertrieb in Frankreich (dank der dortigen Buchhändler) nicht klappte. Es ist eine Zahl, die man auch in der Belletristik im Konzernverlag nicht unbedingt erreicht.
Abgesehen vom Buch selbst, das natürlich für sich sprach, in Aufmachung wie Inhalt, waren hier die wichtigsten Punkte geboten:
Hanser hat einen unwahrscheinlich starken, fähigen Vertrieb und darüber hinaus eine der professionellsten Presseabteilungen, die ich je kennenlernen durfte. Vor allem aber ist das ein Verlag, der langfristig seine Autoren und Bücher pflegt - das spüren die am Buch Beteiligten, aber auch die Buchhändler und letztendlich die Leserinnen und Leser. Natürlich sind durch den hohen Qualitätsanspruch auch die Anforderungen an die Autoren entsprechend hoch - ich habe zum ersten Mal in meinem Leben zwei Exposés schreiben müssen: eins fürs Lektorat und ein spezielles für den Vertrieb. Da wird nicht einfach ein Buch auf den Markt gekippt und kurz getestet - diese Bücher kann man auch nach Jahren noch genießen. Sechs Jahre lang war das meine auf dem Markt - und trotzdem fand ich bis zum Schluss im Verlag immer ein offenes Ohr noch für kleinste Lesung am schrägsten Ort - die Bücher waren nicht nur da, sondern lagen oft gleichzeitig im Schaufenster. Auch nach sechs Jahren noch. Das sind Verlage, von denen man sich nur mit einem weinenden Auge trennt - es gibt sie noch, aber sie sind besonders, nicht die Regel.
Glücklich und auch stolz schaue ich zurück auf den Erfolg, aber vor allem auf all das, was ich dabei lernen durfte. Vertrieb und Distribution werden für mich und meine französische Kollegin die große, völlig neu zu denkende Voraussetzung sein, wenn wir unsere grenzüberschreitenden Buchprojekte planen. Und da freue ich mich schon darauf, diesmal von den Franzosen zu lernen, die in dieser Hinsicht sehr viel flexibler und offener agieren sollen.
Auch wenn es das Buch "Elsass. Wo der Zander am liebsten im Riesling schwimmt" in dieser Form nicht mehr gibt*** - es ist der Nährstoff für weitere Bücher dieser Art!
*** In diesem Jahr werde ich das Buch für Liebhaber neu auflegen, dann allerdings auch in anderer Aufmachung, denn die ist ja vom Verlag geschützt. Weiterhin zu haben ist allerdings das Hörbuch!
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