Klappentext - das Ergebnis
Nicht alles konnte oder wollte ich berücksichtigen - zumal ich Titel, Inhalt und Zielpublikum natürlich genauer kenne als die hier Lesenden. So verloren z.B. zwei Vorschläge, die den Text umgekrempelt hätten: einmal in Richtung reißerisch - einmal in Richtung akademisch. Für andere Bücher oder bestimmte Verlage wären diese Vorschläge durchaus nützlich gewesen. Das habe ich bei der Aktion gelernt: Man darf sich nicht verunsichern lassen durch die vielen, manchmal widersprüchlichen Stimmen. Je besser man die Ratgeber "kennt", desto besser kann man auch deren Kritik einschätzen und daraus lernen. Und sollte dabei doch ganz nah am eigenen Vorhaben und Zielpublikum bleiben.
Ich bedanke mich sehr herzlich für euer Engagement mit der Veröffentlichung der Überarbeitung. So kann jeder im Vergleich sehen, was sich verändert hat. Das Manko, dass der Buchrückentext (!) eigentlich zu lang ist, kommt dadurch zustande, dass es bei diesem Buch keine Klappen geben wird. Die Autorenbiografie habe ich ganz ins Buchinnere verbannt. Hätte das Buch Klappen, hätte ich den gesamten ersten Abschnitt dorthin verschoben.
Ich habe den größten Schauspieler der Welt gesehen. Sarah Bernard über Vaslav Nijinsky
Ein glorifizierter Halbgott der glänzendsten Legende und des dunkelsten Dramas, der größte Künstler der Ballets Russes. Françoise Reiss
Apollon hält den Faden, an dem er hängt. Jean Cocteau
Isadora Duncan wollte vom „Gott des Tanzes“ ein Kind. Die Pariser Modewelt um Cartier, Chanel und Guerlain produzierte passend zu seinen Rollen bei den Ballets Russes. Er inspirierte Charlie Chaplin und Rudolph Valentino. Die Berühmtheiten der europäischen und russischen Avantgarde feierten ihn als ersten Weltstar des Balletts.
Vaslav Nijinsky (1889-1950) berauschte das Publikum mit virtuosen Sprüngen und androgynem Charisma; seine gewagten Choreografien provozierten Skandale. Er liebte einen Mann und heiratete eine Frau. Auf dem Höhepunkt seines Ruhmes stürzte der Tänzer ab: Eine Zwangseinweisung in die Psychiatrie, zweifelhafte Diagnosen und Therapieexperimente trieben seine Seele ins Unerreichbare.
Mit romanhaftem Schwung und bildreicher Anschaulichkeit lässt diese Biografie den vergötterten Star und Menschen zwischen den Extremen lebendig werden. Sie zeigt einen Mann, der besessen für die Kunst lebte und ohne Tanz nicht lebensfähig war. Die ungebrochene Faszination, die vom Mythos Nijinsky heute noch ausstrahlt, loten Gespräche mit XX und YY aus.
Die unterstrichene Passage gefällt mir selbst noch überhaupt nicht, obwohl ich den ersten Ausdruck von einem anderen Klappentext geklaut habe (pfui, ich weiß) ... In Ruhe überlege ich, wie man "erzählendes, literarisches Sachbuch" knackig verpackt, aber ein Text kann ja auch unmöglich auf Anhieb perfekt sein.
Und jetzt schreibe ich brav die bewusste Mail, ändere noch einen Textfehler und mache mich morgen an das Abenteuer, das Buch komplett zu setzen, damit der Mensch, der das Cover gestaltet, endlich die genaue Millimeterstärke des Buchrückens bekommt.
Liebe Petra,
AntwortenLöschenDein Ergebnis gefällt mir sehr gut! Aber Du hast recht: Der unterstrichene Satz ist nichts. 'Romanhafter Schwung' stößt mich spontan ab. 'Schwung' empfinde ich als altmodisch, damit assoziiere ich sofort Gaudi und Stadlmusik. (Verzeihung!);)
Bildreiche Anschaulichkeit ist eigentlich auch eine Tautologie, oder?
Jetzt würde mich aber wirklich interessieren, wo Du diesen Satz her hast.:)
Liebe Grüße
Nikola
P.S. Das Zitat von Cocteau ist genial!
Warum nicht einfach weglassen?
AntwortenLöschen"Die Biografie lässt den vergötterten Star und [den(?)] Menschen zwischen den Extremen lebendig werden."
LG Gudrun
Wie wäre es mit "Dieses literarische Sachbuch lässt den vergötterten Star und Menschen zwischen den Extremen lebendig werden"?
AntwortenLöschenWobei hier "erzählendes, literarisches Sachbuch" schon wieder eins zu viel wäre.
Ansonsten: Superbe!
Christa
Ihr seid richtig gut, danke!
AntwortenLöschen"Biografie" wollte ich deshalb nicht allein stehen lassen, weil man dann ein stinknormales Sachbuch erwartet - dachte ich. Das ist der Text ja nicht. Aber ein Blick in meine Bibliothek hat mich eines Besseren belehrt, Biografien haben formal eine ungeheure Bandbreite und der Leser scheint nach Thema, nicht nach Textart zum Buch zu greifen.
Woher ich den Ausdruck (leicht abgewandelt) habe? Von einem Verlag mit literarischem und künstlerischen Anspruch ;-)
Und damit ihr mal seht, wie solche Kritik unter lieben Kollegen abgeht, ein Zitat:
"Beim romanhaften Schwung sind beide Teile abgelutscht und schwächen bloß das Lebendigwerden ab, raus!
Und bildreich anschaulich: fettes Schmalz. Also auch ersatzlos weg."
Wenn ich so etwas lese, habe ich natürlich sofort einen halbmeterlangen Rotstift in der Hand, herrlich! Wer will schon in Schmalzverdacht geraten (und das auch noch zu Stadlmusik...) ;-)
Übrigens habe ich auch den Anfang schon wieder etwas umgestellt, da knirschte es ebenfalls.