Laut gelacht

Es war einmal. Es war einmal eine Autorin, die keine Frauenromane schreiben wollte und einen Krimi verbrach. Und weil ich es gern skurril mag, weil ich schwarzen Humor liebe, habe ich mich dementsprechend ausgetobt.

Dieser Krimi liegt mit rund 170 fertigen Seiten angefangen in meiner Schublade - selbst mein Agent biss sich die Zähne aus. "Cosy crime" ginge gar nicht, vermeldeten die Lektorate der Publikumsverlage. Viel zu wenig Serienmörder, viel zu gewaltfrei. Die erste Leiche liegt friedlich entschlafen im eigenen Bett, und das noch nicht einmal auf Seite eins. Blut fließt überhaupt nicht, es geht recht sauber zu. Und das ging eben gar nicht. Als man mir anbot, doch etwas weniger humorig und dafür reichlich brutaler zu morden, zog ich das Projekt von selbst zurück und verschloss es fest in der Schublade. Ich mochte nicht mehr. So nicht.

Eine Lektorin schoss damals den Vogel ab. Sie meinte sinngemäß, so ein "Zeug à la Inspektor Barnaby" sei ja nun wirklich vollkommen out, selbst den Fernsehkrimi sähen wohl nur noch ein paar alte Damen an.

Ich bin so eine alte Dame. Ich bin Fan von Inspektor Barnaby (die Romane, auf denen die Serie beruht, fand ich allerdings unlesbar). Ich liebe diese Filme und habe sie in mehreren Wiederholungen und mehreren Sprachen gesehen. Er war einfach überall Kult, selbst in Frankreich, wo es samstags zur besten Sendezeit eine "double night" gab.

Und jetzt kommt der Inspektor, der angeblich völlig out ist, schon wieder. Ab Sonntag mit neuen Folgen im ZDF. Barnaby läuft und läuft und läuft. Weltweit. Alte Damen aufgepasst! Auch wenn Midsomer eine der höchsten Sterblichkeitsraten der Welt hat, stirbt sich's immer schön gesittet zwischen Blumen und Antiquitäten. Und ich amüsiere mich natürlich königlich und widme diesen Beitrag meinen beiden Krimi schreibenden Kollegen, die ebenfalls völlig out und abseits für alte Damen oder alternde Philosophen schreiben. Wollen wir einen Club aufmachen? The Cosy Murderers?

PS: Keine Angst, in meiner Schublade verkommt nichts. Kollegin Christa S. Lotz zeigt heute, wie wertvoll so eine Schublade ist.

8 Kommentare:

  1. Ha, ha. Da lache ich natürlich mit. Auch wenn ich mich manchmal frage, ob der Agent doch recht hatte mit „Ermittlerkrimis sind völlig out“. Und dann etabliere ich auch noch eine Miss Marple, die dem Kommissar hilft, altmodisch sei das. Kann schon sein, aber es gibt sie, die Zielgruppe. Sie lohnt sich vielleicht nicht für Randomhouse. (Und, nebenbei, ob Miss Marple ihm wirklich hilft, ist keineswegs gesichert.)

    Mich würde interessieren, ob es bei dir, liebe Petra, die Argumente seitens der Herren oder der Damen waren.

    Mir geht es gerade so: Die Frauen, die mein Manuskript zum Test lesen und mir kreatives, wertvolles Feedback geben, sind wohlgelaunt bis begeistert. Ausdrücklich sagen sie „spannend“. Die Liebesgeschichte – spannend. Die Figuren – man leidet mit.

    Der Herr in der Runde war gelangweilt und empfand die Figuen „autistisch“. Was ich zum Teil nachvollziehe, geht es doch um einige kranke Gestalten, kaputte Familien etc. und er mit dem Thema Familie nichts anfangen kann. Und wer die Figuren nicht mag, weil sie sich „auch noch verlieben“ interessiert sich natürlich auch nicht für ihr Schicksal.

    Familie, Liebe, Spannung durch die Frage, wem man vertrauen kann etc., das scheinen altmodische Frauenthemen zu sein. Blümchensex vs. Youporn, so kommt es mir vor. Ich werde nun aber den Teufel tun und mich arschwackelnd in einen Fetzen Stoff zwängen. Irgendwer wird mich schon lieben.

    Sicherheitsabfrage: wation.
    Wation, die; -en: verlässliche Zustimmung des Publikums zu Cronenburgs Blogbeiträgen, siehe „Standing Oh!-Wation“

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  2. Noch ein Clubmitglied? ;-)
    Geschlechterunterschiede konnte ich nicht feststellen, die Krimilektorate der großen Verlage scheinen fast durchweg von Frauen besetzt zu sein und die sind es auch, die Gedärmverschlingungen auf dem Küchentisch fordern, am liebsten katholisch missbraucht. Es sind ja auch hauptsächlich Frauen, die sowas lesen...

    Ich würde aber haarscharf einen Unterschied machen zwischen Laien-TestleserInnen und welchen aus der Branche. Zu sehr klaffen die Bedürfnisse von normalen LeserInnen und EinkäuferInnen auseinander.

    Was den MS-Einkauf betrifft, so habe ich in all den Jahren gelernt, sollte man im Exposé tunlichst alle Reizwörter vermeiden, die LektorInnen gerade auf der schwarzen Liste haben. Und stattdessen ganz ganz deutlich den USP herausstreichen, und zwar so, dass es die Reizwort-Rosa-Liste trifft. Agenten kennen da ihre Pappenheimer etwas besser als unsereins.

    Mein großer Fehler war damals, dass ich Barnaby erwähnt habe in den berühmten Vergleichen für den regalunschlüssigen Buchhändler, um meinen Humor zu umschreiben. Genauso wenig darf man wohl "Ermittlerkrimi" sagen.

    Heute bin ich schlauer. Sollte ich noch einmal an das Ding gehen, werde ich rücksichtslos noch skurriler und schwärzer zuschlagen, Konzernverlage meiden und vielleicht eine rohe Blutwurst ans Exposé heften. Oder so ähnlich ;-)

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    Awesten, die; =Pl.: Da ziehst dir besser Awesten an in dem Haifischbecken!

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  3. Sicherheitsabfrage:

    Immer diese que"relenten" Weiber hier!!

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  4. Dabei wimmelt es doch in allen Buchhandlungen von gruseligen, blutigen Krimis voller überzogener Gewaltdarstellungen. Ich persönlich würde sehr gern mal wieder zur Abwechslung einen netten, unblutigen und unterhaltsamen Krimi lesen. Bei den aktuellen Verlagsangeboten hingegen bleibt dann doch oft nur der Griff zu den schon lange vertrauten Büchern von Agatha Christie, Charlotte McLeod und ähnlichen(häufig leider schon verstorbenen) Autoren.

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  5. Ich verspreche, "The Cosy Murderers" sind absolut zählebig und werden schauen, was sich gegen dieses Fehlangebot machen lässt! :-)

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  6. Klar bin ich gerne ein Clubmitglied.

    Ja, ich fürchte auch, meine Testleserinnen sind mir grundsätzlich wohlgesonnen, ganz unabhängig vom Buch. Ich versuche, die tatsächlichen Knackpunkte zu sammeln, sowohl aus den guten Kritiken als auch aus der schlechten. An einigen Stellen sind sie sich ja einig, wenn auch jeder auf seine – mehr oder wenige drastische – Weise. Die schlechte Kritik war also genauso wertvoll.

    Hach, alles Frauen, die in der Branche nach Blut verlangen? Weia. Dann habe ich gar keine Ausrede mehr. Danke für den Tipp mit den Reizwörtern; das Schlimmste wäre nun wohl ein „Historischer Ermittler-Regionalliebeskrimi“ ;-)

    Awesten nehm i gern. Passt bestimmt gut zu den Bluxicri, die blauen Brillengläser, die ich mir zu gerne aufsetze.

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  7. Verdammt.
    Ich bin 42, männlich, Informatiker, eigentlich eher Fantasy-Leser und liebe Häkel-Krimis.

    Und nun?

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  8. Klasse, auf solche Häkler wartet unser Club! :-)

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