Wenn Journalisten klauen

Heute wieder etwas Lesestoff - diesmal für Freiberufler. Die Geschichte ist im Original zwar womöglich "gemacht", aber trotzdem köstlich, weil wir doch alle manchmal wünschen, säumigen Kunden die Meinung zu sagen. Das Basic Thinking Blog erzählt, wie ein geschädigter Designer zurückschlägt.

Um eine besonders dreiste Schädigung von Textern, genauer gesagt Bloggern, geht es bei TecZilla. Leider mehren sich in letzter Zeit diese Nachrichten, dass sich Journalisten immer frecher ungefragt bei Bloggern und auch sonst im Social Web bedienen - ohne den Urheber zu fragen, zu nennen oder zu bezahlen. Solche KollegInnen handeln gegen das auch im Internet geltende Urheberrecht und sollten zur Verantwortung gezogen werden. Urheberrechtsbrüche sind keine Kavaliersdelikte.

Natürlich bin auch ich schon einige Male beklaut worden. In der Regel kläre ich Privatleute, bei denen ich Unwissenheit vermute, zuerst über das Urheberrecht auf und gebe ihnen einen Arbeitstag Zeit zur Löschung. Tun sie das nicht, geschieht Ihnen das, was ich mit Kommerziellen und Medien mache und was Usus unter freien Textern und Journalisten ist, wenn sich jemand ohne zu fragen "bedient":
  • Ich mache zur Beweissicherung ein Screenphoto.
  • Ich sende nebst Feststellung des Rechtsbruchs eine Honorarrechnung an den jeweiligen Chef in doppelter Höhe des Normhonorars (das sich entweder an meiner eigenen Honorarliste orientiert oder bei fremden Medienarten an den Angaben von Mediafon. Und das würde ich auch gnadenlos mit Mahnverfahren eintreiben. (Als Journalistin habe ich außerdem die VG Wort im Rücken)
  • Ich würde mich nicht scheuen, die entsprechenden Urheberdiebe in meinem Blog mit Namen und Screenshot freundlich zu präsentieren, wenn sie uneinsichtig blieben. Das ist billiger als ein langwieriges Verfahren und so ein Timestamp ist heutzutage entlarvend genug.
Ganz anders reagiere ich dagegen, wenn mich jemand vorher freundlich fragt, ob er mich in größerem Umfang zitieren darf oder gar einen Text von mir verwenden. Dann finden wir immer einen Weg - der bei Medien selbstverständlich darin besteht, dass sie mich ganz ordentlich als Kollegin bezahlen. Denn mit diesem Beruf verdiene ich die Brötchen, die ich beim Bäcker auch nicht einfach stehlen kann. Man darf mir also auch durchaus aufgrund meines Blogs einen Auftrag erteilen!

Ich kann Journalisten und Journalistinnen nur davor warnen, sich lustig und arrogant im Social Web für umme und ohne Kontaktaufnahme zu bedienen. Nirgendwo sonst sprechen sich solche Sachen schneller herum, nirgendwo sonst ist man übler blamiert und Gugl vergisst nichts. Und dann kann sich der schnelle Griff ins Honigtöpfchen auch mal ganz böse rächen. Nicht jeder Chef hat nämlich die journalistischen Werte schon vergessen. Und wenn Verlage das im großen Stil machen, wie eine Zeitung kürzlich ankündigte, dann sollten sie bedenken: Blogger sind Leser. Und es gibt kein Schutzrecht dieser Welt, um Leser zu halten...

Übrigens: Ich habe noch nie das volle Programm fahren müssen. Die Bitte um Löschung mit Urheberrechtshinweis und Ankündigung einer Rechnung hat bisher genügt, um die Betreffenden auf die Hinterbeine zu bringen. Und die nette Kollegin vom Bayrischen Fernsehen, die sich nicht nur an einem meiner Bücher bedienen wollte, sondern auch noch am Telefon patzig und unverschämt wurde, weil ich ihr über Jahre mühsam recherchierte private Adresslisten (!) nicht herausgeben wollte (ohne Quellennennung und natürlich ohne Honorar), ist in der Branche bekannt gewesen wie ein bunter Hund. Ich war damals von Kollegen sofort gewarnt worden. Wie gesagt - schlechtes Verhalten spricht sich sehr schnell herum. Wie sagte meine Oma immer: Alles, was du tust, kommt dreifach auf dich zurück.

1 Kommentar:

  1. Hmm, schneller Gedanke bevor ich mich in eine Videokonferenz einklinke die von Washington, London, Wissembourg und Karachi sich erstreckt - wie war das mit dem Hunger?

    Ich stelle zunehmend fest, wo der Hunger groesser ist, ist auch der Umgang wuerdevoller und freundlicher - in Asien.

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