amazonically correct
aus Johann Wolfgang von Goethe: Der Erlkönig
„Ich liebe dich in reiner Nächstenliebe, mich reizt deine schöne Gestalt zum Malen;
Und stehst du nicht still, so gebrauch’ ich Zahlen.“ —
Mein Vater, mein Vater, jetzt faßt er mich nicht an!
Erlkönig hat mir kein Leids getan! —
aus Rainer Maria Rilke: Im Kreuzgang von Loretto
Wo ein Leser bestellte auch eine Klobürste eine Wachsmadonna drei Leser fragten: Schmilzt die nicht?, die man zeiht 83% der Leserinnen unter 40 verstehen dieses Wort nicht
so manchen langweiliger Ausdruck, Wiederholung gnadenvollen Heilmirakels vier Leser legten das Buch weg, 68% aller grauhaarigen Männer mit Abitur finden zu viele Fremdwörter,
prangt hinterm grauen Glas da kann man doch nicht durchgucken? des Tabernakels hier steigen auch die Realschüler aus, drei Gärtner suchten im Register nach Rosen
im silberübersäten Seidenkleid. Erna aus Bochum will auch so ein Kleid, Susimaus aus Buxtehude verdrückt eine Träne.
aus Sibylle Lewitscharoff: Apostoloff
Weg Leser, die dieses Wort mochten, kauften auch "Gartenwege aus Kies - leicht gemacht" und fort du willst einen Ford KA oder die Biografie von Henry Ford, bitte anklicken und Ende, sage ich. Ein Vater, der ein Ende macht, bevor er die ganze Familie zermürbt,
aus Ephraim Kishon: Tagebuch eines
... Foto von Chruschtschow ... Wie kann ein Mann, und noch dazu der
Wie man aus diesen Texten unschwer erkennen kann, betrifft die literarische Säuberungsaktion vor allem die gefährliche und zivilisationszersetzende Stilform des Sarkasmus und ähnliche politische Unkorrektheiten. Darüberhinaus wird Lesen endlich jenseits der einsamen Kammer zum Social Event.
Autoren, die sich jetzt schon auf die neuen Textanforderungen der Weltzensurstelle für Literatur vorbereiten wollen, empfehlen wir ein genaues Studium der neuen Social Reading Software und der Sarkasmusalarmmaschine. Die Entwickler dieser Maschine versichern, mit Kasimir Blaumilch weder verwandt noch verschwägert zu sein.
Ich mag Leute gar nicht, die bei einem Witz sagen: Der ist alt! Kenne ich schon!
AntwortenLöschenWeil es immer Menschen gibt, die den Witz noch nicht kennen und Freude daran haben.
Darum scheue ich mich, zu sagen, dass die Sarkasmusmaschine nicht ganz neu ist: http://www.youtube.com/watch?v=JAReq4WMmqI
Aber wie wichtig es ist, bestimmten Zuschauern - nun Lesern, die witzigen oder gar sarkastischen Stellen vorher anzusagen, wurde schon vor einem halben Jahrhundert in der Fernsehsendung 'Rappelkiste' erkannt:
http://www.youtube.com/watch?v=EshRTkJ7M6A
"90.567 Personen gefiel diese Textstelle!"
AntwortenLöschenSocial Reading ist genau die Form Leseerlebnis, das die Literaturwelt revolutionieren wird! Wer will schon allein und in Ruhe ein Buch lesen...
Mir fiel gerade beim Übersetzen eine Bemerkung ein, die ich jetzt gern in den Reader tippen würde: "An dieser Stelle bohrte sich die Übersetzerin vor Langeweile in der Nase!"
AntwortenLöschenWas regen wir uns eigentlich auf?
AntwortenLöschenEs werden Generationen kommen, die müssen literarisch per Injektionsnadel versorgt werden, oder werden mangels Schul- und Ausbildung an Amazontankstellen mit dem nötigsten Wissen aufgeladen. Da sind ein paar erklärende und menugeführte Einblendungen auf den Screens schon ganz hilfreich.
Ha! Die Autorin seilt sich über Pfingsten zum Spritzenkurs ab. Danke, lieber Heinrich, für diese Umschulungsidee.
AntwortenLöschenWenn ich zeichnen könnte, wäre jetzt eine Karikatur fällig.
AntwortenLöschenDa hängt jemand am Tropf, wird künstlich ernährt - auf dem Infusionsbeutel steht: flüssiges Buch ...