Vogelfreie organisieren sich

Noch vor Jahren hat man süffisant gesagt, Freischaffende seien viel zu individuell, eigensinnig und egoistisch, um sich zu organisieren. Zumindest bei den Journalisten ist der Leidensdruck aber offensichtlich so gewachsen, dass das Unmögliche wirklich geworden ist. Freie Journalistinnen und Journalisten haben den Verband der "Freischreiber" gegründet und Tom Schimmeck hat in einer absolut lesenswerten Rede zur Gründungsveranstaltung auf die lausige Situation der "Vogelfreien" aufmerksam gemacht.

Leser könnten davon übrigens auch profitieren, denn die Selbstverpflichtung des Berufsverbands der Freischreiber lautet:
„Ich verpflichte mich zur Wahrung der journalistischen Unabhängigkeit. Ich lege Abhängigkeiten und Interessenverflechtungen offen. Ich lanciere keine als Journalismus getarnten PR-Beiträge. Ich lasse mich nicht von zwei Seiten bezahlen. Solche Praktiken sind mit meinem Verständnis von Journalismus unvereinbar.“

Freie Autoren sind natürlich viel zu individuell, eigensinnig und egoistisch, um sich zu organisieren. Bis der Leidensdruck wächst...

4 Kommentare:

  1. Für die meisten in den freien Berufen bedeutet die Freiheit die Freiheit zu entscheiden, ob man verhungert oder soviel arbeitet, dass die Gesundheit zwar nicht durch den Hunger aber durch Stress etc. ruiniert wird.

    AntwortenLöschen
  2. Hallo Alexander,
    das stimmt und stimmt auch wieder nicht. Es gibt schon graduelle Unterschiede. Ich kann z.B. für ein und denselben Text unterschiedliches Honorar beziehen, je nachdem, für wen ich ihn schreibe. 100 Zeilen PR-Text erwirtschaften dem Autor das Mehrfache eines journalistischen Hundertzeilers. Und dieser Faktor ist exponential gestiegen - das ist nicht normal!

    Wer als Buchautor mit Agentur arbeitet, erkennt, wie sehr er ohne über den Tisch gezogen würde. Da verhandelt wenigstens jemand für uns. Insofern lohnt sich das Kämpfen für gerechtere Arbeitsbedingungen durchaus.

    Übrigens ist die Entwertung von Arbeitskraft nicht allein ein Problem von Selbstständigen. Viele Lohnempfänger sind genau deshalb schon auf Zweit- und manchmal sogar Drittjobs angewiesen, um ihre Familie zu ernähren. Das ruiniert die Gesundheit noch erfolgreicher als Schicht am Band.

    Angestellte haben Gewerkschaften und jeder hält das für selbstverständlich. Ich erinnere mich noch gut, wie ich damals mit der Gründung meines Pressebüros aus der Gewerkschaft geschmissen wurde. Begründung: Als Freie mit Büro sei ich Unternehmerin. So kann man das auch sehen...

    AntwortenLöschen
  3. Man muss ja erstmal zeigen, nach welchen Standards man arbeitet. Dann lässt sich viel besser verhandeln. Dafür ist so eine Selbstverpflichtung sehr nützlich.

    AntwortenLöschen
  4. Stimmt, die hat mir am besten gefallen! Wäre schön, wenn sie auch auf der anderen Seite ein Umdenken bewirkte.

    AntwortenLöschen

Deine Sicherheit:
Mit restriktiven Browsereinstellungen kannst du nur als "Anonym" und mit "Namen / URL" kommentieren. Möchtest du dein Google-Profil verwenden, musst du aktiv im Browser unter "Cookies von Drittanbietern" diejenigen zulassen, die nicht zur Aktivitätenverfolgung benutzt werden. Nur so kann das System dein Profil nach Einloggen erkennen.

Mit der Nutzung dieses Formulars erkläre ich mich mit der Speicherung und Verarbeitung meiner Daten durch Google einverstanden (Infos Datenschutz oben im Menu).
(Du kannst selbstverständlich anonym kommentieren, dann aber aus technischen Gründen kein Kommentarabo per Mail bekommen!)

Spam und gegen die Netiquette verstoßende Beiträge werden nicht freigeschaltet.

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.

Powered by Blogger.