Rettet das Rettungspaket!

Es tut weh. Es tut nicht nur in den Augen weh. Allein heute bin ich bei der täglichen Internetlektüre vier mal (!) über das Wort "Rettungspacket" gefallen. Es muss sich, den Lauten nach, um ein recht schnelles, kompaktes und hartes Paket handeln. Winzig wie ein Päckchen, man will wohl Porto sparen.

Wie kommt es, dass so viele Deutschsprachige dieses Wort nicht mehr buchstabieren können, obwohl es in aller Munde ist? Ich wollte es genau wissen und googelte. Fiel fast um, ob der Gewalt von Volkes Stimme. Denn Google versprach mir eine Million sechshundertneunzigtausend (in Worten) falsch geschriebene Rettungspa"ck"ete. Nach falschen Pa"ck"eten ohne Rettung zu suchen, wagte ich daraufhin nicht mehr. Und das, obwohl selbst die Suchmaschine den Duden beherrscht: "Sie meinten vielleicht Rettungspakete? - schlug sie mir vor.

Woher kommt diese Falschschreibung, die auch zum Falschsprechen führen müsste? Denn ein Packet würde dann auf dem "a" betont, bei einem sehr kurzen "e". Die Schuldigen, man glaubt es kaum, scheinen eben jene Zeitgenossen zu sein, die diese unsere Staatsrettung kassieren! Vorwiegend auf Aktienwebsites liest man den Zinnober. Ich meine, Mr. Wong darf das falsch schreiben, deshalb heißt er ja Mr. Wong und nicht Herr Willi. Aber was bitte soll uns der bebrillte Herr mit der ZEIT in der Hand sagen, der auf wirtschaftskrise.org so tut, als hätte er sich eben mit jener Zeitung gebildet, und dann nicht einmal das Hauptwort der Krise buchstabieren kann?

Handeln Sie mit Rohstoffen? Dann passen Sie auf: Die Aktienblase könnte auf einem Schreibfehler beruhen - und wenn das Gold nachgibt, dann nur, weil der Klügere das immer tut! Eine Firma aus der Schweiz verschreibt sich ebenso fleißig mit dem knappen "Packet" und gibt wenigstens offen zu, warum es an der Rechtschreibung hakt: Alles Bullshit, pardon Bullish attitude, frei übersetzt: dumm wie ein Büffel. Neverending story, ich könnte unendlich so weitermachen.

Fazit:
Die Falschschreiberei kommt weder von armen durch Rechtschreibreformen geplagten Schülern noch von Privatleuten, denen man Schreibfehler zugesteht. Dieses falsche Ei von Rettungpacket, das eigentlich ein Rettungspaket sein soll, haben Börsianer, Banker und höhere Manager gelegt! Jetzt wissen wir also, warum Frau Merkel in der Krise Autobahnen bauen lässt ... das Straßengewerbe
Straßenbau und Bildung ankurbelt. Nicht für unsere Kinder! Nicht für die normalen Bürger!

Schließlich ist das Rettungspaket für unsere offensichtlich schwer PISA-geschädigten Banker, Bosse und Börsianer da! Also dafür, dass die bequem mit dem Geländewagen aus Detroit, den sie für bessere Straßen eigentlich nicht bräuchten, zur Nachhilfe vorfahren können! Wetten, dass sie für den Deutschunterricht auch noch Steuererleichterungen kassieren?

Für Besserwisser:
Das Wort Paket kam etwa im 16. Jahrhundert als Lehnwort aus dem Französischen (nix english) ins Deutsche, stammt also vom gedehnt gesprochenen, auf dem "e" betonten paquet. Im Diminutiv, der Verkleinerung, wird ein -chen angehängt, wodurch sich der Laut frech in ein "ä" verkürzt. Das führt dazu, dass man diesen betont und der nachfolgende Konsonant sich verdoppelt. Das Päckchen war also ursprünglich ein Päkkchen. "kk" ergibt im Deutschen "ck". Das große und schwere Paket kommt dagegen auch gesprochen schwer und behäbig daher.

Für fortgeschrittene Besserwisser:
Alle Substantivzusammensetzungen, die vom Verb "packen" (auf "a" betont, deshalb kurz und Konsonantenverdopplung) kommen, schreiben sich mit "ck": Packkiste, Packpapier, Packraum etc.
Alle Substantivzusammensetzungen, die vom Paket kommen, schreiben sich wie dieses nur mit "k": Paketdienst, Paketannahme, Paketbote, Geldpaket, Rettungspaket.

Für durchtriebene Besserwisser:
Das "Rettungspacket" aus Börsianerkreisen ist eine neumodische Wortzusammenziehung aus "Paket" und "zocken". Deshalb heißt es auch Aktie und nicht Action. Oder Banker und nicht Bankert. Und nicht "fett im Speck sitzen", sondern Spekulant.

3 Kommentare:

  1. "Es tut weh.":

    Ja, aber wenn man es dann auf die Palme geschrieben hat, dann geht es einem besser, nicht?

    Es hat so richtig schön aus dem Monitor gedampft beim Lesen.
    ;-)

    AntwortenLöschen
  2. ... ich habe's auch schon einmal falsch geschrieben :(

    AntwortenLöschen
  3. Schäm dich, pfui ;-)

    AntwortenLöschen

Deine Sicherheit:
Mit restriktiven Browsereinstellungen kannst du nur als "Anonym" und mit "Namen / URL" kommentieren. Möchtest du dein Google-Profil verwenden, musst du aktiv im Browser unter "Cookies von Drittanbietern" diejenigen zulassen, die nicht zur Aktivitätenverfolgung benutzt werden. Nur so kann das System dein Profil nach Einloggen erkennen.

Mit der Nutzung dieses Formulars erkläre ich mich mit der Speicherung und Verarbeitung meiner Daten durch Google einverstanden (Infos Datenschutz oben im Menu).
(Du kannst selbstverständlich anonym kommentieren, dann aber aus technischen Gründen kein Kommentarabo per Mail bekommen!)

Spam und gegen die Netiquette verstoßende Beiträge werden nicht freigeschaltet.

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.

Powered by Blogger.