Neues Literaturstipendium: Komponentenromane gesucht!

Die Deutsche Lese-Genuss-Gesellschaft hat ein neues Literaturstipendium in Form eines Qualitätstests ausgelobt, Anmeldeschluss ist der 2. Juni. Es handle sich um den führenden Qualitätstest für Unterhaltungs- und Hochliteratur gleichermaßen, verspricht vollmundig die DLG, es sollen aber auch Verleger aus dem europäischen Ausland und Japan in der Jury sitzen.
Zugelassen sind "gar-, regenerierfähige und küchenfertige" Texte, ob unterkühlt, emotional oder sachlich trocken.

Die Experten stellen bei der Bewertung den Genusswert eines Textes in den Vordergrund, bewerten aber auch Leserzufriedenheit und die Möglichkeit, allgemein messbare Kriterien an den Text ansetzen zu können. Das Stipendium erreicht außerdem einen hohen Aufmerksamkeitswert bei Herstellern und im Buchhandel. Verlegern sollen die abschließenden Analysen der Teilnehmer einen wichtigen Baustein in der Qualitätssicherung und im Risikomanagement an die Hand geben. Für den Handel stellten sie eine immer bedeutendere neutrale Qualitätskontrolle und ein Qualitätsmonitoring für gelistete Bücher dar, so die Gesellschaft.

Neu beim diesjährigen Lesegenuss-Stipendium ist der besondere Augenmerk auf sogenannte "Bequemkost" in der Belletristik, mit dem man neuen Trends in der Buchbranche Rechnung tragen will. Besonders aufgerufen sind deshalb in diesem Jahr Autoren, die fähig sind, Romane ganz oder nach vorgefertigten Komponenten direkt auf ein Verlagsprogramm hin zu entwerfen. Was Walt Disney mit seinen austauschbaren Enden für Geschichten bereits im Comic erfunden hat, hält mehr und mehr Einzug in großen Buchverlagen. Die Vorteile solcher Arbeitsweisen liegen auf der Hand:
  • vergleichsweise geringer Arbeitseinsatz
  • Zeitersparnis
  • gleichbleibendes Qualitätsniveau
  • Saisonunabhängigkeit / schnelleres Reagieren auf Markttrends
  • Kostensenkung im Verlagswesen
  • Portionierbarkeit (Komponentenromane erlauben dem Leser ähnlich wie soap operas häufige Leseunterbrechungen und Einstieg an jeder gewünchten Stelle), dadurch bessere Planbarkeit und Einsparung der Kosten
Für die wirtschaftlich Interessierten vermerkt die Gesellschaft die Gründe für den ungeahnten Boom solcher Fertigromane:
  • Soziodemografische Trends (z. B. Zunahme der Single-Haushalte, steigende Erwerbstätigkeit von Frauen, Auflösung fester Lesestrukturen im Familienkreis)
  • Wertewandel (z. B. höhere Freizeitorientierung, Individualität, Genuss- und Erlebnisorientierung, Wunsch nach Abwechslung)
  • Zeitmangel (z. B. veränderte Arbeitszeiten, Wünsche nach Bequemlichkeit)
auch von Seiten der Verleger:
  • Rationalisierung (der Einsatz von Komponentenromanen senkt Personal- und Materialkosten)
  • Gleichbleibendes Qualitätsniveau durch Standardisierung
  • Angebotsvielfalt (durch die Abnahme wesentlicher Verarbeitungsschritte können Buchhändler ein breiteres Genresortiment anbieten, vgl. die Zahl der "-in"-Romane)
Der Pionier des leichtverdaulichen Komponentenromans, Gerry Thomas (USA), schuf sein erstes Werk übrigens 1954. Sein Drei-Akter "TV-Dinner" wurde zum durchschlagenden Erfolg. Zum ersten Mal ließ sich ein Roman so leicht lesen, dass man vom Fernsehprogramm nichts versäumte. Andy Warhol hat seiner Idee eine Ikone gesetzt und den Komponentenroman damit auch in Künstlerkreisen hoffähig gemacht.

Links:
Zur Ausschreibung der DLG
Alles über Bequemkost in der Belletristik
Über den Komponentenroman

2 Kommentare:

  1. Au ja! Da nehme ich doch glatt teil. Genau mein Genre.
    Fröhliche Grüße
    Elke
    :-)

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  2. Erinnert an Orwells Romanschreibeautomaten, die all das können..

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