Übersetzen, übersiedeln, überhitzen
Schon gemerkt? Bei Hitzestau im Hirn gibt's hier den Medienkompost aus der Dose, so nahrhaft wie ein kleiner Teller Erbsensuppe (uaaah).
Fangen wir mit den guten Nachrichten an: Es gibt noch dolle, engagierte Buchhändler und Buchhändlerinnen und morgen gehört ihnen die Welt. Marc Iven aus Berlin erzählt im Börsenblatt, was bei Buchbeziehungen so ähnlich läuft wie in der Liebe und warum wir Menschen und Emotionen brauchen, damit Bücher mehr als Ware sind.
Eine ganz komische Liebesbeziehung habe ich ja zu Baden-Baden, einer Stadt, in der ich unmöglich leben könnte und in die ich doch immer wieder fahren muss, um mir Inspirationen zu holen. Denn nirgendwo sonst erlebe ich auf so engem Raum das, was Schriftsteller für Romane oft vergeblich suchen: Die Mixtur der Extreme, Scheinwelten mit knallharten Alltagseinbrüchen, verkörperte Illusionen und das scheinbare Verwirbeln von Zeit und Raum. In "Der Freitag" entdeckte ich einen sehr treffenden Artikel: "Vielleicht kommt das Orchester noch". Er lässt mich darüber nachdenken, warum man für die schriftstellerische Darstellung von Realität zur Anregung im wahren Leben manchmal Realitätsbrüche braucht.
So eine Grenzgängerei im Kopf betreiben wir Übersetzer außerdem ständig. Buchmarkt präsentiert einen Übersetzer-Workshop in Zagreb nebst Video. Und das ist nicht nur für Übersetzer sehenswert, sondern zeigt allen Textinteressierten die Unterschiede zwischen Kunst und Können, die geistige Grenzgängerei zwischen Kulturen und Denkweisen. Womit immer noch nicht die Frage geklärt ist, warum ich ausgerechnet aus der Sprache übersetze, zu der ich innerlich die größte Distanz habe - und nicht aus einer, die mir emotional sehr gleicht. Vielleicht liegt aber gerade darin das Geheimnis?
Weniger der interkulturellen Grenzgängerei mächtig scheinen manche Pariser zu sein. Kürzlich erzählte ich noch einer Freundin von einer französischen Hochglanzzeitschrift für Innenarchitektur und Dekoration aus Paris, die sich - passend zu den Ausgaben über die Bretagne oder Provence "L'Est" nennt: der Osten. Natürlich erwartet man östliche Departements, etwa das Elsass oder die Lorraine. Es hat sich mir jedoch bis heute nicht erschlossen gehabt, warum die Zeitschrift ausgerechnet das Elsass mit Russland kombiniert.
Bis ich vor zwei Tagen einen Pariser Radiokorrespondenten vom Festival in Colmar berichten hörte, mit den Worten: "...übertragen wir ein Konzert ganz aus dem Osten, vom anderen Ende, aus dem Elsass, wo sich Russland sozusagen gleich anschließt."
Nun ja. Der Frühling in französisch Sibirien war ein Winter und der Sommer fühlt sich ziemlich kontinental an. In solchen Momenten stockt dann die Übersetzerin und fragt sich, wie man Pariser Scherze in andere Kulturen verständlich übertragen kann, ohne hirnlich zu überhitzen.
Also: Immer schön cool bleiben und vor dem nächsten Paris-Besuch die Visa überprüfen!
Fangen wir mit den guten Nachrichten an: Es gibt noch dolle, engagierte Buchhändler und Buchhändlerinnen und morgen gehört ihnen die Welt. Marc Iven aus Berlin erzählt im Börsenblatt, was bei Buchbeziehungen so ähnlich läuft wie in der Liebe und warum wir Menschen und Emotionen brauchen, damit Bücher mehr als Ware sind.
Eine ganz komische Liebesbeziehung habe ich ja zu Baden-Baden, einer Stadt, in der ich unmöglich leben könnte und in die ich doch immer wieder fahren muss, um mir Inspirationen zu holen. Denn nirgendwo sonst erlebe ich auf so engem Raum das, was Schriftsteller für Romane oft vergeblich suchen: Die Mixtur der Extreme, Scheinwelten mit knallharten Alltagseinbrüchen, verkörperte Illusionen und das scheinbare Verwirbeln von Zeit und Raum. In "Der Freitag" entdeckte ich einen sehr treffenden Artikel: "Vielleicht kommt das Orchester noch". Er lässt mich darüber nachdenken, warum man für die schriftstellerische Darstellung von Realität zur Anregung im wahren Leben manchmal Realitätsbrüche braucht.
So eine Grenzgängerei im Kopf betreiben wir Übersetzer außerdem ständig. Buchmarkt präsentiert einen Übersetzer-Workshop in Zagreb nebst Video. Und das ist nicht nur für Übersetzer sehenswert, sondern zeigt allen Textinteressierten die Unterschiede zwischen Kunst und Können, die geistige Grenzgängerei zwischen Kulturen und Denkweisen. Womit immer noch nicht die Frage geklärt ist, warum ich ausgerechnet aus der Sprache übersetze, zu der ich innerlich die größte Distanz habe - und nicht aus einer, die mir emotional sehr gleicht. Vielleicht liegt aber gerade darin das Geheimnis?
Weniger der interkulturellen Grenzgängerei mächtig scheinen manche Pariser zu sein. Kürzlich erzählte ich noch einer Freundin von einer französischen Hochglanzzeitschrift für Innenarchitektur und Dekoration aus Paris, die sich - passend zu den Ausgaben über die Bretagne oder Provence "L'Est" nennt: der Osten. Natürlich erwartet man östliche Departements, etwa das Elsass oder die Lorraine. Es hat sich mir jedoch bis heute nicht erschlossen gehabt, warum die Zeitschrift ausgerechnet das Elsass mit Russland kombiniert.
Bis ich vor zwei Tagen einen Pariser Radiokorrespondenten vom Festival in Colmar berichten hörte, mit den Worten: "...übertragen wir ein Konzert ganz aus dem Osten, vom anderen Ende, aus dem Elsass, wo sich Russland sozusagen gleich anschließt."
Nun ja. Der Frühling in französisch Sibirien war ein Winter und der Sommer fühlt sich ziemlich kontinental an. In solchen Momenten stockt dann die Übersetzerin und fragt sich, wie man Pariser Scherze in andere Kulturen verständlich übertragen kann, ohne hirnlich zu überhitzen.
Also: Immer schön cool bleiben und vor dem nächsten Paris-Besuch die Visa überprüfen!
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