Chance verpasst...
Wie es gestern war? Interessiert das jemanden? Ich habe in meinem Leben beruflich schon so viele Musikkritiken geschrieben, dass ich das privat nicht auch noch tun möchte - zumal ich mich bei Klassik auch nicht für kompetent halte. Nur so viel sei gesagt: Das Orchester des Marijnsky unter Leitung von Valery Gergiev war gigantisch gut und schon bei den ersten Takten lernte man die Bedeutung des Wortes "Klangkörper" neu. Im Gegensatz zu wahrscheinlich 80% des Publikums konnte mich persönlich jedoch René Pape bei den russischen Opern nicht so überzeugen wie bei Wagner, ihm fehlte irgendwie die Seele für das, was er zu singen hatte. Mein Fehler vielleicht, ich habe den unvergesslichen bulgarischen Sänger Boris Christoff zu sehr im Ohr (Fassung mit London Philharmonia Orchestra unter Issay Dobrowen) - an dessen Seite 1949 übrigens eine damals unbekannte Dame namens Maria Callas für eine andere Sängerin einsprang und berühmt wurde.
Musik vom Feinsten war das gestern!
Mithalten konnten leider weder die Architektur des Festspielhauses (ein Horror für Menschen mit Höhenangst, ein eisgekühlter Konzertsaal mit selbst in piano-Stellen hineinrauschender Klimaanlage und ein Millionengrab, für das schon wieder gesammelt wird, weil man einst das Bühnenparkett gespart hat) noch das etwas seltsame Publikum (wer sich während der Musik über den Golfplatz unterhalten muss, hat sich eindeutig verlaufen - und Leute, diese Bonbons in Zellophanpapier, die man im Saal nicht auswickeln soll, sind genau die Dinger, die ihr in den paar Takten Pause geknüllt habt! - ganz zu schweigen von den Rentnerhorden, die nach ein paar Klatschern wie von der Tarantel gestochen aufsprangen und herausrannten: "Wir müssen als erste aus der Tiefgarage kommen!").
Natürlich bekommt man bei einem Live-Konzert mehr geboten als auf einer CD, so lässt sich beispielsweise relativ leicht ins Gespräch kommen mit anderen Besuchern. Tja, und dann stand er da. Multiplizierte man seinen Sonnenbank-Faktor mit der Klamotte und teilte das Ganze durch die sichtbar vorhandene Kosmetikerin, so stand in der Tiefgarage wahrscheinlich ein Porsche Cabrio, oder was Mann sonst so trägt. Nun bin ich ein offener Mensch, interessiert an allem und allen und ein wenig arglos bin ich offensichtlich auch. Das Gespräch über Opern war nett und intelligent, schließlich unterhält man sich an einem Opernabend leichter darüber als über das Sodbrennen vom schlechten Sekt.
Irgendwann jedoch hätte etwas bei mir klingeln sollen. Da wurden Metropolen dieser Erde - letztens erst Paris - und kulinarische Highlights und Hotels und das wohle Wohlleben vor mir ausgebreitet, dass ich wahrscheinlich hätte zugreifen sollen. Und was mache ich Landei in meiner galoppierenden Naivität, als der Schlenker zur Oper zurückführte? Ich nehme die Opernerfahrung meines Gegenübers ernst und finde, es sei faszinierend zu erleben, wie Gergiev im 21. Jahrhundert mit einem hundert Jahre alten Programm, das einst an der Pariser Oper gegeben wurde, wieder solchen Erfolg feiert.
Beim Konzert hörte man in den Pausentakten die Klimaanlage. Nach meinem freundlichen Einwurf hörte ich ... nichts. Noch nie hat sich jemand so schnell von mir verabschiedet, aber schließlich war die Zeit knapp bemessen für Frauenfang und mein Intelligenzquotient abgecheckt.
Natürlich fürchte ich jetzt um meine Zukunft. Mir ist noch nie so bewusst geworden wie gestern, dass ich an einem absoluten Nischenprodukt arbeite. Ich werde sie alle als potentielle Leser abschreiben müssen: Die gesprächigen Damen aus dem Golfclub, die Zellophanbonbon-Lutscher, die operngestählten Porschefahrer...
PS: Ich entschuldige mich aufrichtig bei allen intelligenten und kultivierten Porschefahrern, das Image dieses Autos war einfach zu verführerisch...
Musik vom Feinsten war das gestern!
Mithalten konnten leider weder die Architektur des Festspielhauses (ein Horror für Menschen mit Höhenangst, ein eisgekühlter Konzertsaal mit selbst in piano-Stellen hineinrauschender Klimaanlage und ein Millionengrab, für das schon wieder gesammelt wird, weil man einst das Bühnenparkett gespart hat) noch das etwas seltsame Publikum (wer sich während der Musik über den Golfplatz unterhalten muss, hat sich eindeutig verlaufen - und Leute, diese Bonbons in Zellophanpapier, die man im Saal nicht auswickeln soll, sind genau die Dinger, die ihr in den paar Takten Pause geknüllt habt! - ganz zu schweigen von den Rentnerhorden, die nach ein paar Klatschern wie von der Tarantel gestochen aufsprangen und herausrannten: "Wir müssen als erste aus der Tiefgarage kommen!").
Natürlich bekommt man bei einem Live-Konzert mehr geboten als auf einer CD, so lässt sich beispielsweise relativ leicht ins Gespräch kommen mit anderen Besuchern. Tja, und dann stand er da. Multiplizierte man seinen Sonnenbank-Faktor mit der Klamotte und teilte das Ganze durch die sichtbar vorhandene Kosmetikerin, so stand in der Tiefgarage wahrscheinlich ein Porsche Cabrio, oder was Mann sonst so trägt. Nun bin ich ein offener Mensch, interessiert an allem und allen und ein wenig arglos bin ich offensichtlich auch. Das Gespräch über Opern war nett und intelligent, schließlich unterhält man sich an einem Opernabend leichter darüber als über das Sodbrennen vom schlechten Sekt.
Irgendwann jedoch hätte etwas bei mir klingeln sollen. Da wurden Metropolen dieser Erde - letztens erst Paris - und kulinarische Highlights und Hotels und das wohle Wohlleben vor mir ausgebreitet, dass ich wahrscheinlich hätte zugreifen sollen. Und was mache ich Landei in meiner galoppierenden Naivität, als der Schlenker zur Oper zurückführte? Ich nehme die Opernerfahrung meines Gegenübers ernst und finde, es sei faszinierend zu erleben, wie Gergiev im 21. Jahrhundert mit einem hundert Jahre alten Programm, das einst an der Pariser Oper gegeben wurde, wieder solchen Erfolg feiert.
Beim Konzert hörte man in den Pausentakten die Klimaanlage. Nach meinem freundlichen Einwurf hörte ich ... nichts. Noch nie hat sich jemand so schnell von mir verabschiedet, aber schließlich war die Zeit knapp bemessen für Frauenfang und mein Intelligenzquotient abgecheckt.
Natürlich fürchte ich jetzt um meine Zukunft. Mir ist noch nie so bewusst geworden wie gestern, dass ich an einem absoluten Nischenprodukt arbeite. Ich werde sie alle als potentielle Leser abschreiben müssen: Die gesprächigen Damen aus dem Golfclub, die Zellophanbonbon-Lutscher, die operngestählten Porschefahrer...
PS: Ich entschuldige mich aufrichtig bei allen intelligenten und kultivierten Porschefahrern, das Image dieses Autos war einfach zu verführerisch...
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