Chłodnik

Eigentlich sollte die Überschrift "Urlaub" heißen. Da jedoch Madame Babbelwasser*** wahrscheinlich auch bei über 40 Grad den Mund nicht halten kann, werde ich das Blog bis Ende des Monats einfach nur unregelmäßiger bestücken. Nicht dass ich wirklich Urlaub hätte, ich ertrinke in Arbeit - und die geht vor.

Also gibt es eine kühlende Überschrift für alle, es ist Zeit für Chłodnik! (Das durchgestrichende L wird gesprochen wie ein englisches W). Chłodnik ist den Polen das, was den Spaniern der Gazpacho bedeutet, auf Deutsch einfach eine kalte Suppe - ideal in den heißen Sommern, die auch in Osteuropa heftig sein können (und deshalb gibt es diese Suppen auch nicht nur in Polen).

Die Küche bleibt kalt, die Ernährung ist leicht und vitaminös. Die einfachste kalte Suppe ist eine süße Obstsuppe, man nimmt nämlich alles her, was es an Obst gibt, am liebsten die traditionellen Sommerbeeren: Himbeeren, Erdbeeren, Heidelbeeren. Große Früchte werden klein geschnippelt. Dann Kefir oder Sauermilch oder Sahne mit Dickmilch (gut gekühlt!) darüber gießen, vielleicht auch Zucker und Vanille zugeben - fertig. Den Geschmack dieser Beeren, die Sammler im Sommer an den Straßen in Waldnähe verkaufen, werde ich nie vergessen. Zwar gibt es auch in den Vogesen wilde Himbeeren und Heidelbeeren, aber die meisten Leute sind zum Sammeln zu faul - und wenn ich selbst Beeren hole, komme ich am heimischen Kühlschrank allenfalls mit verschmiertem Mund, vollem Bauch und leeren Händen an.

Für extra faule Köche nun mein ganz privater, extra schneller Chłodnik, ideal auch für Sommergäste:

Zutaten
1 l Sauermilch-Naturjoghurt-Gemisch
125 ml Sahne (flüssige Crème fraiche)
1 EL Zitronensaft oder etwas Barszcz-Ansatz
2 hartgekochte Eier, gewürfelt
150 g feingeschnittener roher Schinken oder Reste von weißem Fleisch
1 Salatgurke, gewürfelt
1 Bd. Radieschen, in feinen Scheibchen
1 Bd. frischer Dill, gehackt
4 kl. Frühlings- oder Lauchzwiebeln, gehackt
1 Bd. Trieblinge von roten Beeten (Ersatz: nicht eingelegte Rote Beete)
Salz, Pfeffer, Prise Zucker, Senf und Schnittlauch zum Abschmecken

Zubereitung:
Alle Zutaten möglichst zerkleinern und miteinander verrühren (Mengenangaben nach Gusto verändern) und mindestens zwei Stunden lang kalt stellen. Wer es flüssiger mag, nimmt mehr Sauermilch (Kefir geht auch), wer es fester möchte, mischt mehr Joghurt ein. Wer es aromatischer liebt, kann auch eingelegte Gurke zugeben, das sollten dann aber unbedingt welche nach polnischem oder russischem Rezept sein, ich schwöre, französische Cornichons machen sich in dieser Suppe zum Fürchten!
Vor dem Servieren noch einmal abschmecken.
Sofort aus dem Kühlschrank servieren oder auf dem Tisch in eine große Schale mit gestoßenem Eis stellen.

Und wer mir verraten kann, wo in Deutschland man Barszcz / Borschtsch-Ansatz kaufen kann, der bekommt von mir die Rote-Beete-Kugel in Gold verliehen! Ich weiß, ich weiß, man kann ihn auch selbst machen, aber wenn man doch in der Zeit schreiben kann...

 *** Im Badischen sagt man zu Leuten, die nicht aufhören zu reden: "Du hast wohl zu viel Babbelwasser getrunken!" In manchen Ortschaften versiegelt man deshalb sogar die Gräber mit Steinplatten, damit sich das Mundwerk nicht posthum selbstständig macht und ein Babbelwasser trinken geht.

3 Kommentare:

  1. Auch in Hessen ist der Begriff Babbelwasser durchaus gängig, im Badischen hingegen ist mir dieser wunderbare Begriff lustigerweise noch nie begegnet.

    Ich werde jenes Chłodnik bei Gelegenheit einmal antesten. Klingt als sei es das perfekte Gericht um überhitzte und langsam vor sich hin schmorende Gehirnzellen abzukühlen.

    Einen schönen "Urlaub" wünsche ich...

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  2. Im Allgäu sagt man "Dia schwätzt dr Kua s Kalb weg"

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  3. Das muss ein Hesse eingeführt haben, der im Allgäu zuviel Milch getrunken hat!
    Babbelwasser ist sogar im Wörterbuch Alemannisch-Hochdeutsch verzeichnet und übersetzt. Einfach meinen Namen anklicken.

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