Majakowski!!!
... im Hirn ist verweichlicht bereits... (Majakowski)
Dass ich diesen Tag noch erlebe!!!
Es ist vollbracht.
Das Lektorat für die Übersetzung ist beendet.
Warum ich ausgerechnet Majakowski schreie? Weil der jetzt zu meinem privaten Synonym für Hirnverknotung im Europlais-Idiom wird. Ich habe mich nämlich kurz vor dem Schlusspunkt selbst überführt, wie ich über Monsieur Majakowski klugscheiße, dass der sich ganz anders schreiben müsste. Ich hatte sogar ein körperlich greifbares Buch in Händen, das meine These zu untermauern schien. Ein richtig normales lesbares Buch, ohne kyrillische Buchstaben, also herunterlesbar. Und ich glaubte doch tatsächlich, das sei ein deutsches Buch.
Es war eine französische Ausgabe.
Ich hatte diesen Effekt heute schon einmal in der Autowerkstatt. Wir waren lustig und munter am Tratschen in drei Sprachen und noch viel mehr Akzenten, wie das im Elsass so faszinierend sogar innerhalb eines einzigen Satzes möglich ist. Und dann sitze ich da und ringe nach Worten, will etwas auf Deutsch sagen und erkläre mich selbst auf Französisch, ohne es zu merken. Ich lese, höre, spreche und kann hinterher nicht mehr sagen, in welcher Sprache.
Dementsprechend habe ich jetzt tatsächlich harte Drogen gebraucht für den letzten Rest. Irgendeinen eklig klebrigen Schokoriegel (ich, der Saure-Gurken-Typ) und einen Tee, der Tote aufweckt. In Halbtrance habe ich es dann geschafft. Brutale 683 Normseiten, nun auch mit eingearbeitetem Lektorat (Hochachtung vor meiner Lektorin, die sich mit mir herumplagen musste).
Das bedeutet, dass ich den morgigen Feiertag tatsächlich auch frei machen kann (in Frankreich gedenken wir des Endes des Ersten Weltkriegs). Das bedeutet aber auch, dass ich mich in die Zeit des Ersten Weltkriegs begeben muss - thematisch.
Hiermit beginnt hochoffiziell mein sogenanntes Sabbatsemester, das ich mir herbeimalocht habe, also selbst finanziere. Ich finanziere mir eine Zeit, in der ich nur Schriftstellerin bin und sonst gar nichts. Naja, und Buchherstellerin und Visionsdenkerin und eine Menge anderer "Jobs". Jetzt ist Nijinsky dran.
Obwohl sich mein Hirn im oben beschriebenen Zustand befindet, obwohl ich nicht mehr klar denken kann und wahrscheinlich gleich ins Bett falle (mit Tschechows Erzählungen), könnte ich Bäume ausreißen. Ich habe nicht gewusst, WIE sehr ich es brauche, endlich wieder selbst kreativ schöpferisch tätig zu werden. Wie sehr ich das Schreiben als Leben in mir habe und brauche. Wie sehr ich darunter leide, wenn ich es zeitweise unterdrücken muss, weil man damit eben keinen Lebensunterhalt mehr verdient. Ohne mein Schreiben bin ich nur ein halber Mensch, vegetiere nur.
Aber all das ist wie weggeblasen, vergessen, unendlich fern. Morgen beginnt wieder das echte Leben.
Gute Nacht!
PS: Kann mir mal jemand verraten, warum das Mailprogramm, das die letzte Datei in den Verlag senden soll, schon zum zehnten Mal den Host verliert? Das ist IMMER so bei Endabgaben.
Gratuliere. Onwards and upwards.
AntwortenLöschen"Ich finanziere mir eine Zeit, in der ich nur Schriftstellerin bin und sonst gar nichts. Naja, und Buchherstellerin und Visionsdenkerin und eine Menge anderer "Jobs". Jetzt ist Nijinsky dran."
AntwortenLöschenDas klingt absolut gut, Petra! Ich wünsche dir eine herrliche Zeit als selbstbestimmte Schriftstellerin.
Herzlichst
Christa
Du fragst:
AntwortenLöschen"PS: Kann mir mal jemand verraten, warum das Mailprogramm, das die letzte Datei in den Verlag senden soll, schon zum zehnten Mal den Host verliert? Das ist IMMER so bei Endabgaben."
Ich antworte:
"Weil das Schicksal damit die letzte Chance ergreift, sein 'shit happens' durchzusetzen!"
Das Schicksal ist nämlich doof und rafft nicht, dass Du immer, immer mindestens eine Sicherungskopie hast!
Merci und danke!
AntwortenLöschenShit happened tatsächlich eine halbe Stunde lang. Dann ging ich aus dem Zimmer und siehe da - ...
"Dann ging ich aus dem Zimmer und siehe da - ... "
AntwortenLöschenA watched kettle never boils :))
Wszystkiego najlepszego! Und endlich freie Bahn!