Petersburg meets Paris

... und München und Berlin und New York und und und ... die Autorin befindet sich im absoluten Blaurausch, bearbeitet Blaufische und bedankt sich kniefälligst bei einem gewissen Vulkan, der so ähnlich heißt wie Eierfalla und sogar in Telefonleitungen hineinwirken kann. (Rocco: "Sie wollte sagen, sie sei leicht unzurechnungsfähig vor Glück.")

Ich weiß, einige Leserinnen und Leser zeigen sich bereits genervt davon, dass in meinem Blog das Wort Russland so oft vorkommt. Manche mögen das Wort Kunst nicht. Und es gibt welche, die fragen sich, was das ganze Blaugeschwätz soll. Von blauen Düften oder blauen Wörtern und blauen Reitern. Zum Glück ahnen diese Leser nichts von meinem heimlichen Blauleben! Nicht nur, dass ich mit einem mittelblauen russischen Wörterbuch in der Bibliothek stehe und Blauwörter übe. Ich hatte ja da auch diesen diffusen Traum von Buchprojekt, für das ich in einem blauen Heft Material sammle und das ich mit Arbeitstitel Blau nenne, weil mir nichts Besseres einfällt. Freunde grinsen schon, wenn ich mir blaue Klamotten kaufe. (Rocco: "Wenn das ein Cliffhanger sein soll, bin ich eine Klippe auf vier Beinen!")

Es schien alles nur wie ein Traum. Und um ein wenig mehr zu träumen, entwarf ich eine Geschichte, die ich "Blau" nannte und deren Handlung ich überhaupt nicht kannte. Es schrieb sozusagen mich: eine Frau am Flughafen kommt darin vor, die immer da ist, wenn die Flugzeuge aus Petersburg landen - und die es nicht schafft, dorthin zu fliegen, weil die Stadt längst zur Metapher geworden ist und sie Angst hat, der Metapher ihren Zauber zu nehmen. Ein Buch, für das man schon Erzählungen schreibt, obwohl das Buch kein Roman werden soll...  (Rocco: "Ich würd ihr ja jetzt ein Ticket ins All schenken, ohne Rückfahrkarte.")


Und gestern, an einem eigentlich schwarzen Tag, fuhr ich ins Ried zu lieben Leuten, gekleidet in "russischblau" - und fand dort unversehens die Kombination von Grün und Blau, die die Ballets Russes in die westliche Welt gebracht hatten. Dort flog nämlich ein Blaufisch durch den Garten. Und als ich auf dem Heimweg an jenem ominösen Flughafen vorbeifuhr, wollte ich gerade einen Abstecher machen, der Frau in der Erzählung nachspüren - und merkte noch rechtzeitig, dass nicht nur Fische nicht fliegen können, sondern auch die Flugzeuge am Boden geblieben waren. Schade, ich hätte mir beinahe die Flugpläne für Petersburg angeschaut (Rocco: "UNZURECHNUNGSFÄHIG!")

Heute kam es durch einen verpassten Flug zu einem Telefonat. (Rocco: "Mach's kurz, sag's endlich!")
Und ich bin so trunken vor Freude, als hätte ich mit Boris Godunov persönlich um die Wette gebechert. Endlich habe ich ein Ventil für meine Petersburg-Plaudereien und Kunstvorlieben.
Ich darf "BLAU" für einen feinen feinen Verlag schreiben. Meine Spinnereien werden ein Buch.

(Rocco: "Natürlich verschweigt sie euch, dass sie gestern beim Blaufisch zwei blaue Rosenkugeln gekauft hat, die nicht etwa Kugeln sind, sondern gläserne russische Zwiebeltürmchen! Die Frau ist nicht mehr auszuhalten. Schwafelte dann noch was von estnischem Zander...")

PS
Rocco, geh mal aus der Leitung. Danke.
Der Hund verdreht mir das Wort im Mund. Klartext: Ich habe gestern das Menu für meine Lesung am 16. Mai besprochen - es gibt in der Tat Zander in Riesling als Hauptgang, obwohl dieser Fisch im Elsass selbst rar geworden ist. Und der Veranstalter versucht, das Dessert zu organisieren, dass ich schon als Kind nach dem Flammkuchen so liebte. Wer dann einen Apéritif in der Hand hält, der ebenfalls in meinem Elsassbuch vorkommt, kann gemählich am Blaufisch vorbeiflanieren (der ist sogar käuflich).

5 Kommentare:

  1. Gut, dass Du Rocco hast.

    Erstens kann er inspirierend auf Dich wirken (bei dem journalistischen Talent, das er gestern hier gezeigt hat!) und zweitens holt er Dich immer so schön auf die Erde zurück!

    :-)

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  2. Wenn aus Spinnereien ein Buch wird, ist das besonders schön.

    Und wenn sich dann noch zeigt, daß die Umwege gar keine waren.... SUPER!

    Knallblaue Gratulation - und fröhliches Weiterspinnen :))

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  3. Dir und Rocco einen herrlich blauen, frühlingsenzianblauen Glückwunsch-hoch die Tassen und Ballons-und weiter so!

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  4. Monsieur Quatrepattes hat mich leider heute voll auf den Boden geholt, indem er aufstand und schlimm hinkte. Ich hoffe, dass es nur das abrasierte Schilf war, in das er gestern unbedingt hat springen müssen, und nichts schlimmeres. Momentan gibt's Massagen und Sonnenwärme bei einem wahrhaft unausstehlichen brummelnden Patienten. Und wenn's nicht besser wird, muss er wieder zum Bären.

    Aber danke fürs viele Blau. Ich hätte bis gestern nie für möglich gehalten, dass eine völlig verrückte Inspiration in der Ausstellung "Der Blaue Reiter" zu einem Buch führen könnte. Wenn ich könnte, würde ich jetzt glatt mit Kandinsky eine rauchen ;-)

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  5. Man sollte sich nicht zu früh freuen:
    http://cronenburg.blogspot.com/2010/10/ein-ruinierter-markt-mit-absinthbonbons.html

    Dafür gibt's den Nijinsky als Buch.

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