Ich verwünsche...

Dieser Beitrag ist für Zuschauer unter 12 Jahren ebenso wenig geeignet wie für herzkranke Zuschauer über 80 und Autorenkollegen mit Gefährdung in Sachen Depression oder Nervenzusammenbruch.

Heute ist so ein Tag.
Eigentlich habe ich seit Wochen meine Nerven im Griff, auch die Magenbeschwerden ausgeheilt, habe brav geschluckt, viel zu viel geschluckt, und bin immer freundlich geblieben. Ich hatte mich auch heute morgen noch im Griff. Heute mittag kam der Brief einer französischen Behörde, die sich für besonders verschränkte Intelligenz auszeichnet, in dem sinngemäß stand:

"Sie haben eine Abrechnung aus Berlin vorgelegt. Bitte füllen Sie Sonderformular KRKX0815 007 aus, weil Sie Ihrer Arbeit in der Schweiz nachgehen. Wir werden überprüfen, ob die Schweiz anteilig für Sozialkosten aufkommen muss, weil Sie außerhalb der EU..."

Ich ahne jetzt langsam, wie die Sache mit den Schweizer CDs zustande kommt. Berlin, die neue Alpenprovinz!

Das war der eine Tropfen zuviel. Und deshalb will ich heute ganz allgemein und stellvertretend für alle, die ich in der Vergangenheit vergessen habe und die in der Zukunft noch nachfolgen werden, folgendes tun: Ich verwünsche! Die Reihenfolge ist zufällig...
Ich verwünsche persönliche Assistentinnen, bei denen Rechnungen grundsätzlich angeblich nicht ankommen, damit der Chef länger mit Fremdgeldern arbeiten kann. Ich verwünsche Menschen, die glauben, Selbstständige könnten auch ein halbes Jahr nach Zahltermin noch etwas mit Honoraren anfangen. Ich verwünsche Menschen, bei denen jede blödsinnige Nachricht durchkommt, aber relevante Anrufe, Mails und Schneckenpost in einem geheimnisvollen Schwarzen Loch verschwinden. Ich verwünsche "Firmenabwickler", denen alles sch...egal ist. Ich verwünsche Menschen, die Projekte blockieren, indem sie in Schweigestellung gehen. Ich verwünsche Behörden, die einen für jede ordentliche Deklaration mit Dummfug bestrafen. Ich verwünsche Menschen, die extrem wichtige geschäftliche Fragen auf dem Handy kurz anhören und dann stumm wegdrücken. Ich verwünsche Firmenangestellte, die nach elenden Versäumnissen ihrerseits auch noch pampig werden. Ich verwünsche Menschen, die einen zum Anwalt zwingen, obwohl ein Gespräch billiger wäre.

Wozu ich verwünsche? Dass all das, was sie in Gedankenlosigkeit, Gleichgültigkeit oder planvoller Absicht tun, eines Tages auf sie zurückfällt.

So, jetzt geht es mir endlich besser. Wut und Aggression sind nun so mächtig fokussiert, dass ich daraus eine kreative Waffe machen kann. Ich bin zum Schlimmsten bereit: Ich schreibe ein Buch.

Danke fürs Zuschauen. Und falls wieder einmal einer meint, ich sei ein elendiger Jammerbeutel, Schriftstellern gehe es doch gold, wenn sie den ganzen Tag am Pool liegen - dem empfehle ich die Lektüre eines hammerharten Erlebnisses, das die Krimiautorin Inge Löhnig aushalten musste! Sie hat sich mutig, besonnen und tapfer behauptet - aber mir läuft es kalt über den Rücken, wenn ich mir vorstelle, dass das Erlebnis echt und kein Thriller-Plot war.

5 Kommentare:

  1. auskotzen muss auch mal sein.

    "So, jetzt geht es mir endlich besser. Wut und Aggression sind nun so mächtig fokussiert, dass ich daraus eine kreative Waffe machen kann. Ich bin zum Schlimmsten bereit: Ich schreibe ein Buch."

    drücke die Daumen, dass das auch alles klappt.

    beste Grüße aus dem sonnigen Regensburg
    Josefa

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  2. So, jetzt geht es mir endlich besser. Wut und Aggression sind nun so mächtig fokussiert, dass ich daraus eine kreative Waffe machen kann. Ich bin zum Schlimmsten bereit: Ich schreibe ein Buch.

    Sorry, ich muss die Stelle noch einmal zitieren - die ersetzt eine ganze Hausapotheke und das McGyver-Messer im Stiefelschaft!

    Das Buch wird ein Bestseller!

    (Das Tragische an der Sache ist nur, es werden zwar millionen Menschen lesen, wissend nicken - aber niemand wird sich als 'Täter' angesprochen fühlen.)

    ;)

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  3. Mir ist heute in der Tat das Messer aufgegangen: Ich habe auf zwei Normseiten drei Leute ermordet, zerstückelt, zu Schnaps gemacht und in Leder gebunden.

    Die Sache in der Umfrage mit den Minikrimis ist ernst gemeint. Einmal im Leben ein Projekt machen, bei dem man sich nur selbst schaden kann.

    Was das "echte" Buch betrifft, da vertraue ich wieder einem Verlag und habe recht gemütlich Zeit, weil es im Herbst 2011 erscheinen soll. Theoretisch wie immer, bis es wirklich passiert ist. Ein Bestseller wird auch das nicht, aber ein Longseller genügt mir schon.

    Danke für die guten Wünsche und Grüße aus dem Sommerelsass!

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  4. Jawoll, den Verwünschungen schließe ich mich an!

    Grad bin ich fast vom Stuhl gekippt vor Lachen - der alte Kaschemmenhund in Hochform! Besser als je zuvor :)))

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  5. Werter Mussjöh,
    ist Ihnen eigentlich klar, dass Sie dabei sind, mein bestgehütetes Geheimnis zu lüften und mich zu dieser Schandtat regelrecht zu verdonnern?
    I Ernst - ich suche nur noch nach einer geeigneten technischen Lösung, da bin ich meiner Zeit wohl voraus...

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