Salatkopf, Mimosen
Es gibt diese Tage, an denen man sich beim Aufstehen fragt, ob Rheuma, Gicht und Arthritis gemeinsam in den Schultern Kniebeugen machen. An denen auch die üblichen Drogen nichts helfen, weder Espresso, noch Schwarztee, noch beides doppelstöckig kurz hintereinander. Man öffnet kurz das Fenster in ein Land namens Grau & Diesig und plötzlich zieht es in der Herzgegend. Ein Ziehen, das erschreckt, weil es so selten vorkommt. Und das sich doch so vertraut anfühlt, wenn es sich anschließend bis in den Magen verlagert. Irgendetwas wollte man arbeiten, aber da oben über den Schultern wuschelt ein Salatkopf auf dem Hals herum, Frisée, schon zu schlapp, um noch für eine Vinaigrette zu taugen.
In meinem Freundeskreis nennt man diesen Zustand spaßhaft den winterlichen "Bergkoller". Man möchte in der Tat über der nächsten Schlucht ganz laut schreien: "Es reicht jetzt!" Aber bis zu nächsten Schlucht ist es schon zu weit, schließlich sind die niedlichen 400er und 500er keine echten Berge, sondern Outre Foret, Hinterwald. Die Lautäußerung nehmen einem plötzlich die Vögel ab. Irgendwas klingt anders. Fröhlicher. Fast befreit vom Schnee, der nur noch in gelben und grauen Rudimenten in den Gräben und an den Hängen liegt. Es riecht auch anders. Feuchter, grüner, nach Wasser auf Sandstein. Das verblichene Gras sieht grüner aus, Moospolster leuchten aus dem Dunst. Und der Hund spürt es auch.
Es passiert immer an einem ganz bestimmten Tag, wie aus heiterem Himmel. Alles in der Natur verkündet, dass der Winter nun die volle Kraft nicht mehr haben kann - und wenn er sich noch so wehren wird mit Eis und Schnee. Heimlich schwellen die Knospen, an einer sonnigen Stelle schaut ein Weidenkätzchen heraus zwischen den Würstchen der Haseln. Und plötzlich scheinen die weißen Birken tanzen zu wollen. Irgendwann in denkbarer, vorstellbarer Zukunft werden sich all die ängstlichen Städter endlich wieder hertrauen und wird man selbst wieder unbeschwert über die Straßen düsen können. Endlich wieder hinaus. Die Lust zum Ausbrechen zieht im Herzen, eine Lust nach Sonne und Süden.
Noch ist es nur ein Traum, der nach Wasser auf Felsen duftet und nach getauter Erde. Noch spinnt man nur herum wie die wild buddelnden Maulwürfe und Wühlmäuse. Morgen ist dort, wo ich zur Konferenz hin muss, Eisregen und Schnee angesagt. Morgen sollte ich doch noch ein wenig Heizöl bestellen. Wenn aber nächste Woche die Straßen frei sein werden, dann will ich tun, was alle Franzosen fast zwanghaft tun in dieser Jahreszeit: Ein Zweiglein Mimosen kaufen.
Immer wenn im Süden des Landes die Mimosen blühen, hat der Norden eine Chance auf mehr Licht und Sonne. Und so holen wir uns im Januar im Norden die Mimosen in die Vase, inhalieren diesen unverwechselbaren, honigsüßen, pudrigen, warmen Duft. Unter einem Mimosenzweig zu liegen - da kann man träumen, es sei ein Baum, in der Nähe rauscht das Meer, die Sonne scheint. Und am liebsten würde man in diesem Duft baden.
In meinem Freundeskreis nennt man diesen Zustand spaßhaft den winterlichen "Bergkoller". Man möchte in der Tat über der nächsten Schlucht ganz laut schreien: "Es reicht jetzt!" Aber bis zu nächsten Schlucht ist es schon zu weit, schließlich sind die niedlichen 400er und 500er keine echten Berge, sondern Outre Foret, Hinterwald. Die Lautäußerung nehmen einem plötzlich die Vögel ab. Irgendwas klingt anders. Fröhlicher. Fast befreit vom Schnee, der nur noch in gelben und grauen Rudimenten in den Gräben und an den Hängen liegt. Es riecht auch anders. Feuchter, grüner, nach Wasser auf Sandstein. Das verblichene Gras sieht grüner aus, Moospolster leuchten aus dem Dunst. Und der Hund spürt es auch.
Es passiert immer an einem ganz bestimmten Tag, wie aus heiterem Himmel. Alles in der Natur verkündet, dass der Winter nun die volle Kraft nicht mehr haben kann - und wenn er sich noch so wehren wird mit Eis und Schnee. Heimlich schwellen die Knospen, an einer sonnigen Stelle schaut ein Weidenkätzchen heraus zwischen den Würstchen der Haseln. Und plötzlich scheinen die weißen Birken tanzen zu wollen. Irgendwann in denkbarer, vorstellbarer Zukunft werden sich all die ängstlichen Städter endlich wieder hertrauen und wird man selbst wieder unbeschwert über die Straßen düsen können. Endlich wieder hinaus. Die Lust zum Ausbrechen zieht im Herzen, eine Lust nach Sonne und Süden.
Noch ist es nur ein Traum, der nach Wasser auf Felsen duftet und nach getauter Erde. Noch spinnt man nur herum wie die wild buddelnden Maulwürfe und Wühlmäuse. Morgen ist dort, wo ich zur Konferenz hin muss, Eisregen und Schnee angesagt. Morgen sollte ich doch noch ein wenig Heizöl bestellen. Wenn aber nächste Woche die Straßen frei sein werden, dann will ich tun, was alle Franzosen fast zwanghaft tun in dieser Jahreszeit: Ein Zweiglein Mimosen kaufen.
Immer wenn im Süden des Landes die Mimosen blühen, hat der Norden eine Chance auf mehr Licht und Sonne. Und so holen wir uns im Januar im Norden die Mimosen in die Vase, inhalieren diesen unverwechselbaren, honigsüßen, pudrigen, warmen Duft. Unter einem Mimosenzweig zu liegen - da kann man träumen, es sei ein Baum, in der Nähe rauscht das Meer, die Sonne scheint. Und am liebsten würde man in diesem Duft baden.
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