Marmorkuchen und Ebenholz

Es gibt diese Zeiten, da sollte man sich als Standup-Comedian oder Slapstick-Maschine verdingen. Dabei fing alles ganz harmlos an: Ich wollte einen Marmorkuchen nach Omas Rezept backen. Das Rezept erschien mir schon etwas fremdartig und suspekt, aber was dann aus dem Ding wurde, war überwältigend. Er wurde größer und größer und stieg auf das Doppelte, ganz ohne Hefe. Als er dann nicht mehr stieg und die Zeitschaltuhr stimmte, ließ ich das Prachtstück allein.

Irgendwann brummte die Uhr, aus der Küche stank's erbärmlich... was soll ich sagen... Das Thermostat im Backofen hat seinen Geist endgültig aufgegeben. Und Omas Marmorkuchen hatte eine schöne dicke "Glasur", auf der man noch ein paar Schnitzel grillen könnte. Nun ist die Hobbyköchin natürlich erfinderisch...

Da ich das schwarze Unikum erst dann mit dem Hammer aufschlagen kann, wenn es erkaltet ist (man weiß doch, in jeder harten Schale lauert ein lecker Kern), wäre doch die Resthitze des Backofens noch irgendwie zu nutzen? Wir denken schließlich öko heutzutage.

Nun habe ich vor einigen Tagen ein scheußliches Bild für einen Witzpreis gekauft. Ich kaufe öfter scheußliche Bilder, das schlimmste war ein Schmachtfetzen mit Jesus auf dem Ölberg. Scheußliche Bilder stecken nämlich manchmal in wertvollen Bilderrahmen, die aber keiner will, weil die Bilder so scheußlich aussehen. Wo war ich stehengeblieben...

Da war also dieser Bilderrahmen von etwa 1930, feines Stück aus feinem Holz, typische Schnitztechnik von damals. Leider hatte er Holzwurmlöcher - und ich gehe gern auf Nummer Sicher, ob noch ein Wurm bohrt und sich womöglich in meiner Wohnung vermehrt. Erst kam der Rahmen einen Tag in die Kühltruhe und siehe da, eine Larve mampfte vor dem Erfrierungstod noch Sägemehl. Was aber hat nun der Holzwurm mit dem Marmorkuchen zu tun?

Resthitze. Einige Stunden Heißluftherd bei 50-55 Grad - und auch die Holzwurmeier sind hin. Gesagt getan und nicht nachgedacht. Rahmen in den Herd. Der war ausgeschaltet, also drohte keine Gefahr. Aber nach einer halben Stunde stank es schon wieder aus der Küche, nein, es stank eigentlich überall. Giftgas von 1930. Leim, Lasur und der gesammelte Mief des letzten Jahrhunderts. Nebelwolken. Ich hab dann erst mal den Rahmen und meine Küche gerettet.

Und jetzt habe ich die Entdeckung des Tages gemacht. Ich besitze eine Fälscherwerkstatt! In meiner Bibliothek steht nicht nur Kunstfälschers Handbuch (reine Recherchezwecke, was sonst), ich besitze jetzt auch einen echten Ebenholzrahmen von 1930! Ein absolut edles Teil, das nur noch neu geleimt werden muss.

Merke: Temperaturen, die Marmorkuchen verkohlen, machen aus Billigholz feinstes Ebenholz.
Nicht zur Nachahmung empfohlen, keine Gewähr - und Kinder, bleibt bloß weg von Mamis Giftgasvorräten!

PS: Ein lieber Kollege wird jetzt abbrechen vor Lachen. Ich gönn's dir - Kunstfälscherin, die ich seit heute bin...

3 Kommentare:

  1. Ich kenne (hüstelt) jemanden, der letzte Woche seiner Gattin hilfreich unter die kochenden Arme greifen wollte, indem er noch ein wenig Wasser auf die kochenden Linsen nachgoss:
    Die Flasche auf der Arbeitsplatte enthielt aber nicht nur Wasser, sondern (zum Säubern) auch Gebissreiniger ...
    Lecker!

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  2. Und was ist aus dem Mamorkuchen geworden?

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  3. Oweij... lecker Linsen! Erinnert mich an die Geschichte von meinem Opa, der in jungen Jahren sein Haar mit reichlich Brillantine anklitschte. Und einmal war die Mischpoke aus dem fernen Traumland Amerika da, natürlich haben sie in deren Gepäck geschnüffelt. Opa findet also im Bad eine Tube mit Kauderwelsch (konnte ja keiner Englisch) und einer Locke drauf. Klasse. Hat er sich sofort in die Haare geschmiert und fein geduftet hat das! Ein paar Minuten später kam er schreiend zum Besitzer der Tube, hat er sich richtig überwinden müssen, und fragte, was denn das wäre, seine Haare würden auf einmal so grau und krisselig. Der Gute hatte Enthaarungscreme geklaut.

    Marmorkuchen? Wie ein Marmorkuchen eben so wird bei 300 Grad. Friede seiner Asche... (Aber der Kern war echt lecker, nur ein wenig mächtig, das alte Rezept)

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