Alpdrücken from Googlamerica
Ja, ich schreibe das noch mit "p" (wie erlaubt), denn es ist kein niedlicher kleiner Alb (=Elfe), der da drückt, sondern ein ausgewachsener Alpenbergkamm.
Google hat sein wildes Bucheinscannen jetzt legalisiert bekommen. Auffallend in dem Bericht: Es heißt immer und überall Amerika.
Außerhalb Amerikas wurde mal wieder keiner gefragt. Obwohl unter den bereits eingescannten Büchern der Google-Buchsuche jede Menge deutschsprachiger, französischer, italienischer etc. Bücher sind. Die hat man dann eben aus der amerikanischen Bibliothek. So einfach ist das mit dem urheberrechtlichen Imperialismus.
Wen man dabei überhaupt nicht fragt, klar, das sind die Urheber der Texte, die Autoren, ohne die es keine Google-Buchsuche, keine Verlage, keine Buchläden, keine Bücher gäbe. Wir, die wir all diesen Leuten das Geldverdienen ermöglichen, sind mal wieder die Deppen der Nation. Pardon, die Deppen weltweit, globale Idioten sozusagen! Wir brauchen jetzt nämlich - ganz legal (?) - nicht mehr gefragt zu werden, was andere mit unseren Werken machen und bezahlen muss uns eigentlich auch keiner. "Kalte Enteignung" nennt das der Börsenverein des deutschen Buchhandels, aber wer hört schon auf den, wenn der amerikanische Markt sich die Welt aufteilt?
Jeder Autor muss jetzt für jedes seiner Bücher auf Verdacht Widerspruch bei Google einlegen, falls er frei über sein eigenes Werk verfügen möchte. So weit sind wir nun. Und wissen wir, wem wir inzwischen überall widersprechen müssen?
Dazu passt eine Verlautbarung der VG Wort unlängst, die ihren Wahrnehmungsvertrag ändert, dass man schon einen Fachanwalt braucht, um den betreffenden Paragraphen zu verstehen. Oder wie deutet man das:
"[eingeräumt wird] das Recht, Beiträge, die in gedruckten Sammlungen oder Sammelwerken erschienen sind, sowie vergriffene Werke einzuspeichern und aufgrund eines Angebots an die Öffentlichkeit einzelnen oder mehreren Angehörigen der Öffentlichkeit durch digitale Übertragung zugänglich zu machen, sofern der Verleger dieser Sammlung oder dieses Sammelwerks die Nutzung selbst vornimmt oder seine Einwilligung hierzu gegeben hat. Diese Rechteeinräumung gilt nur für Beiträge, die zu einem Zeitpunkt erschienen sind, als diese Nutzungsart unbekannt war; für später erschienene Beiträge gilt sie nur, solange keine individuelle Rechteeinräumung erfolgt."
Verstehe ich das richtig: Ist ein Buch vergriffen oder verramscht, fallen plötzlich nicht mehr alle Rechte an den Autor zurück? Dann kann die VG Wort (!) nämlich, ohne mich zu fragen, mein Werk digital in die Welt streuen? Also auch Google schenken? Oder e-books daraus basteln? Ich wünsche mir, dass ich Juristerei-DAU mich wirklich irre! Wenn mir das einer erklären könnte, wäre ich dankbar.
Tatsache ist, dass wir ohnehin nicht mit Reichtum gesegneten Autoren bald entweder einen Anwalt oder einen Privatsekretär brauchen, um den Überblick zu behalten, wer alles ungefragt Geld mit unserem Eigentum verdienen kann, ohne dass wir je etwas davon erfahren oder daran verdienen. Denn wenn Google nun auf Dauer damit durchkommt, schafft es einen Präzedenzfall. Dann muss vorbeugend widersprochen werden, weil Autoren nicht mehr gefragt werden müssen.
Ich sehe schwarz. Weil nicht einmal mehr Kenner durchblicken. Und weil die Amerikaner das doofe alte Europa gar nicht mehr erst fragen.
Diese Kolumne habe ich einmal aus Protest gegründet. Weil ich als freie Journalistin mit Buy-out- und Knebelverträgen, die sich plötzlich wie eine Pest verbreiteten (früher verdienten freie Journalisten vor allem durch Mehrfachverwertung), ohnehin kaum noch den Wert meiner Arbeit bezahlt bekommen hätte, kam ich auf die Idee, in voller Freiheit meine Texte zu verschenken.
Ich verdiente mein Geld mit einem Produkt, bei dem das noch nicht so schlimm war und individuell vertraglich geregelt: mit Büchern.
Wann werde ich Romane und Sachbücher kostenlos im Netz verschenken müssen, bevor andere, Dritte sich daran bereichern, mit denen ich keinen Verlagsvertrag habe?
Ich könnte dann noch Hilfsgärtnerin werden. Auch wenn die Gärtnerei, die mich beschäftigt, an meiner Arbeit Geld verdient - sie müsste mich monatlich entlohnen. Und mein Unkrautjäten könnte nicht mal schnell im Internet verscheuert oder gar verschenkt werden. Ich hätte den Spaten selbst in der Hand - wer ein Loch in seinem Garten bräuchte, müsste mich fragen, entlohnen. Oder selbst graben.
Globale Idioten sind wir, wir Urheber, wir geistigen Schöpfer. Wir sind zu doof, einmal laut herauszuschreien, dass es ohne unsere Arbeit eine riesige Industrie nicht gäbe. Dass ohne unsere Arbeit sämtliche Lektoren, Verleger, Buchhändler, Buchproduzenten morgen arbeitslos wären und Google auf einen riesigen Werbekuchen verzichten müsste. Unser Schweigen, unser Malochen - das ist wahre Caritas.
Allgemeine Erklärung der Menschenrechte
Artikel 27
Jeder hat das Recht auf Schutz der geistigen und materiellen Interessen, die ihm als Urheber von Werken der Wissenschaft, Literatur oder Kunst entwachsen
Google hat sein wildes Bucheinscannen jetzt legalisiert bekommen. Auffallend in dem Bericht: Es heißt immer und überall Amerika.
Außerhalb Amerikas wurde mal wieder keiner gefragt. Obwohl unter den bereits eingescannten Büchern der Google-Buchsuche jede Menge deutschsprachiger, französischer, italienischer etc. Bücher sind. Die hat man dann eben aus der amerikanischen Bibliothek. So einfach ist das mit dem urheberrechtlichen Imperialismus.
Wen man dabei überhaupt nicht fragt, klar, das sind die Urheber der Texte, die Autoren, ohne die es keine Google-Buchsuche, keine Verlage, keine Buchläden, keine Bücher gäbe. Wir, die wir all diesen Leuten das Geldverdienen ermöglichen, sind mal wieder die Deppen der Nation. Pardon, die Deppen weltweit, globale Idioten sozusagen! Wir brauchen jetzt nämlich - ganz legal (?) - nicht mehr gefragt zu werden, was andere mit unseren Werken machen und bezahlen muss uns eigentlich auch keiner. "Kalte Enteignung" nennt das der Börsenverein des deutschen Buchhandels, aber wer hört schon auf den, wenn der amerikanische Markt sich die Welt aufteilt?
Jeder Autor muss jetzt für jedes seiner Bücher auf Verdacht Widerspruch bei Google einlegen, falls er frei über sein eigenes Werk verfügen möchte. So weit sind wir nun. Und wissen wir, wem wir inzwischen überall widersprechen müssen?
Dazu passt eine Verlautbarung der VG Wort unlängst, die ihren Wahrnehmungsvertrag ändert, dass man schon einen Fachanwalt braucht, um den betreffenden Paragraphen zu verstehen. Oder wie deutet man das:
"[eingeräumt wird] das Recht, Beiträge, die in gedruckten Sammlungen oder Sammelwerken erschienen sind, sowie vergriffene Werke einzuspeichern und aufgrund eines Angebots an die Öffentlichkeit einzelnen oder mehreren Angehörigen der Öffentlichkeit durch digitale Übertragung zugänglich zu machen, sofern der Verleger dieser Sammlung oder dieses Sammelwerks die Nutzung selbst vornimmt oder seine Einwilligung hierzu gegeben hat. Diese Rechteeinräumung gilt nur für Beiträge, die zu einem Zeitpunkt erschienen sind, als diese Nutzungsart unbekannt war; für später erschienene Beiträge gilt sie nur, solange keine individuelle Rechteeinräumung erfolgt."
Verstehe ich das richtig: Ist ein Buch vergriffen oder verramscht, fallen plötzlich nicht mehr alle Rechte an den Autor zurück? Dann kann die VG Wort (!) nämlich, ohne mich zu fragen, mein Werk digital in die Welt streuen? Also auch Google schenken? Oder e-books daraus basteln? Ich wünsche mir, dass ich Juristerei-DAU mich wirklich irre! Wenn mir das einer erklären könnte, wäre ich dankbar.
Tatsache ist, dass wir ohnehin nicht mit Reichtum gesegneten Autoren bald entweder einen Anwalt oder einen Privatsekretär brauchen, um den Überblick zu behalten, wer alles ungefragt Geld mit unserem Eigentum verdienen kann, ohne dass wir je etwas davon erfahren oder daran verdienen. Denn wenn Google nun auf Dauer damit durchkommt, schafft es einen Präzedenzfall. Dann muss vorbeugend widersprochen werden, weil Autoren nicht mehr gefragt werden müssen.
Ich sehe schwarz. Weil nicht einmal mehr Kenner durchblicken. Und weil die Amerikaner das doofe alte Europa gar nicht mehr erst fragen.
Diese Kolumne habe ich einmal aus Protest gegründet. Weil ich als freie Journalistin mit Buy-out- und Knebelverträgen, die sich plötzlich wie eine Pest verbreiteten (früher verdienten freie Journalisten vor allem durch Mehrfachverwertung), ohnehin kaum noch den Wert meiner Arbeit bezahlt bekommen hätte, kam ich auf die Idee, in voller Freiheit meine Texte zu verschenken.
Ich verdiente mein Geld mit einem Produkt, bei dem das noch nicht so schlimm war und individuell vertraglich geregelt: mit Büchern.
Wann werde ich Romane und Sachbücher kostenlos im Netz verschenken müssen, bevor andere, Dritte sich daran bereichern, mit denen ich keinen Verlagsvertrag habe?
Ich könnte dann noch Hilfsgärtnerin werden. Auch wenn die Gärtnerei, die mich beschäftigt, an meiner Arbeit Geld verdient - sie müsste mich monatlich entlohnen. Und mein Unkrautjäten könnte nicht mal schnell im Internet verscheuert oder gar verschenkt werden. Ich hätte den Spaten selbst in der Hand - wer ein Loch in seinem Garten bräuchte, müsste mich fragen, entlohnen. Oder selbst graben.
Globale Idioten sind wir, wir Urheber, wir geistigen Schöpfer. Wir sind zu doof, einmal laut herauszuschreien, dass es ohne unsere Arbeit eine riesige Industrie nicht gäbe. Dass ohne unsere Arbeit sämtliche Lektoren, Verleger, Buchhändler, Buchproduzenten morgen arbeitslos wären und Google auf einen riesigen Werbekuchen verzichten müsste. Unser Schweigen, unser Malochen - das ist wahre Caritas.
Allgemeine Erklärung der Menschenrechte
Artikel 27
Jeder hat das Recht auf Schutz der geistigen und materiellen Interessen, die ihm als Urheber von Werken der Wissenschaft, Literatur oder Kunst entwachsen
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