Freu mich wie Bolle

Das war vielleicht ein Morgen! Wie die ganzen letzten Tage schien früh eine herrliche Oktobersonne durch den Nebel, den die Wiesen ausdampften. Und irgendeine weise Voraussicht hatte mich ein Elektroöfchen im eisigen Nordbüro einschalten lassen, nach ganzen zwei Grad Nachttemperatur. Dort saß ich dann bei dampfend heißem russischen Samowartee, öffnete meine Mailbox und freute mich ... wie eine Schneekönigin, sollte ich angesichts der Temperaturen wohl eher sagen.

Mein wahnwitziges Konzept für den Nijinsky geht auf. Als klar war, dass ich bei den Inhalten keinerlei Rücksichten mehr nehmen musste, wurde ja ein Konzept geboren, das ein bißchen etwas von den "Extras" auf einer DVD hat und das Buch absolut einzigartig machen wird, selbst wenn dreißig Bücher zum Thema gleichzeitig erscheinen sollten. Und weil ich allein nicht einzigartig genug bin für so ein großes Thema, brauchte es natürlich Verbündete. Die habe ich nun. Schöner sogar als in meinen ursprünglichen Plänen.

Auch wenn das vielleicht eingebildet klingt: Ich bin in diesem Moment richtig stolz auf mich und strahle. Denn ich muss zugeben, die Idee, die bei einem Essen mit russischen Musikern und amerikanischen Musikmäzenen in meinem Hinterkopf Platz verlangte, kam mir selbst zunächst viel zu verwegen und undurchführbar vor. Hätte ich mich anschließend mit so einer Idee noch frisch bewerben müssen, wäre sie unter Garantie ganz schnell während dieses Vorgangs von Dritten abgemurkst worden. Stattdessen gab ich ihr die Chance, mich selbst zu überrumpeln.

Wirklich, das war so. Meine Idee war mir immer einen Schritt voraus, flüsterte mir Dinge ein und ließ mich wie in Trance zu Telefonhörern greifen. Und wenn dann etwas nicht klappte wie geplant, überschlug sie sich und gab mir noch viel bessere Alternativen ein. Mutig preschte die Idee nach vorn - Widerstand war zwecklos. Und so ist das wohl, wenn man eine Vision hat und einfach macht - macht, ohne zu fragen, ob man das Richtige tut, ob sich etwas verkauft oder nicht und wie und wenn .... und ohne all diese Aber zu rezitieren, mit denen man sich bekanntlich selbst am besten im Weg steht. Machen und begeistern. Und es funktioniert.

Schlimmer noch: Meine Idee verändert mich. Ich möchte noch mehr solche Bücher machen. Weil sie dem eine ideale Form geben, was mir einmal für eine Zukunft vorschwebte, als ich mich mit dem Rosenbuch in neue Gefilde begab. Und was vor ein paar Jahren noch wie Zukunftsmusik klang, ist nun machbar. Zeit, Umstände, neue Techniken und Formen - auf einmal scheint alles zusammen zu stimmen.

Meine Leserinnen und Leser müssen sich dagegen leider in Geduld üben. Das Geheimnis wird erst kurz vor Erscheinen gelüftet werden. Und hier im Blog werden in der nächsten Woche die substantielleren Beiträge leider etwas abnehmen. Ich stecke wider Erwarten immer noch im Übersetzungslektorat (eine Mammutarbeit) und möchte mich daneben in die Arbeit am Nijinsky-Projekt einstimmen. Denn der bereits stehende Text ist jetzt nur noch ein Teil des Buchs. Ich habe noch nie derart ungeduldig die Produktion eines Buchs erwartet...

3 Kommentare:

  1. Das freut mich sehr für dich, Petra! Allein wegen dieser Glücksmomente "lohnt" sich doch das Schreiben.

    Herzlichst
    Christa

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  2. "Ich stecke wider Erwarten immer noch im Übersetzungslektorat (eine Mammutarbeit)...

    Sieh zu, daß du dieses Ding los wirst! Kannst du nicht kurzen Prozeß machen und es Rocco zum Fressen geben?

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  3. Danke Christa! Umso schöner noch, wenn man sich diese Momente ungehindert selbst verschaffen kann.

    @Jan
    Ich erinnere mich an einen Kollegen, der lachte, als ich vom "Spaziergang" beim Überarbeiten der Rohfassung sprach...
    Leider geht es bei dieser Übersetzung auch noch darum, sämtliche Fehler aufzuspüren und zu verbessern, die die Franzosen übersehen haben - und der Originallektor hieß wohl Monsieur Maulwurf.

    Vorteil: Ich lerne so viel wie nie zuvor bei einer Übersetzung, auch über die Bauweise von Kunstbestsellern. ;-) Und es ist genau der Stoff, den ich zur Recherche für ein nächstes eigenes Projekt bräuchte. Man lässt schließlich nichts verkommen! ;-)

    Und ran an den Speck.

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