Geschwellt geschwollen
Madame macht heute in Lyrik. Nicht als Leserin und nicht in eigener - das macht es so vertrackt und schwer. Dagmar hätte mir nicht über die Schulter schauen dürfen, denn das ging alles andere als schnell: fünf Stunden für etwa fünf längst in Prosa-Rohübersetzung vorliegende Gedichte.
Sonntägliche Spaziergänger werden die seltsam laut vor sich hin brabbelnde Frau im Garten wahrscheinlich für verrückt gehalten haben, denn sie dirigierte dabei auch noch, malte Hebungen und Senkungen in die Luft und ab und zu eine posaunenhafte Unterstreichung des Wörtchens "merde" (das in keinem der Gedichte vorkam). Währenddessen brachten mich die Nachbarskinder fast zum Nervenzusammenbruch, weil sie ausgerechnet gegen den Takt an ihrem Baumhaus herumsägten und klopften.
"Kinder, wisst ihr, was ein sauberer Daktylus ist?", hätte ich beinahe gebrüllt. Stattdessen waren meine Gedanken ganz bei dem Mann, wegen dem ich übernächtigt vor mich hin trante. Ich hatte mir die Gustav-Mahler-Filme auf 3sat angesehen und gelernt, dass Mahler beim Komponieren so lärmempfindlich war, dass er selbst Tiere im weiteren Umkreis entfernen ließ. Hätte ich doch auch nur eine solch treusorgende Gattin gehabt, welche die Nachbarskinder...
Aber ich bin ja kein Genie. Also haben die Nachbarskinder überlebt und die Übersetzerin auch. Und ich habe es tatsächlich geschafft, Gedichte von Guillaume Apollinaire ins Deutsche zu übertragen. Habe sogar seine herrlich schnoddrigen Knüttelverse nachbauen können.
Zwar bin ich damit immer noch keine "richtige" Schriftstellerin, aber wenigstens eine richtige Übersetzerin. Ich bekomme sogar fast ein bißchen Angst vor meinen Wagemut. Nur die Sprache versagt mir jetzt langsam. Bin ich nun mit diesem Schwellenübertritt vor Stolz geschwellt oder geschwollen?
Vielleicht schaffe ich es ja eines Tages auch einmal, meine eigenen Gedichte aus dem Polnischen zu übersetzen, mit denen ich sogar in Warschau eine kleine Lesung hatte. Ich schaffe es bis heute nicht, sie auf Deutsch zu denken, geschweige denn zu schreiben...
Sonntägliche Spaziergänger werden die seltsam laut vor sich hin brabbelnde Frau im Garten wahrscheinlich für verrückt gehalten haben, denn sie dirigierte dabei auch noch, malte Hebungen und Senkungen in die Luft und ab und zu eine posaunenhafte Unterstreichung des Wörtchens "merde" (das in keinem der Gedichte vorkam). Währenddessen brachten mich die Nachbarskinder fast zum Nervenzusammenbruch, weil sie ausgerechnet gegen den Takt an ihrem Baumhaus herumsägten und klopften.
"Kinder, wisst ihr, was ein sauberer Daktylus ist?", hätte ich beinahe gebrüllt. Stattdessen waren meine Gedanken ganz bei dem Mann, wegen dem ich übernächtigt vor mich hin trante. Ich hatte mir die Gustav-Mahler-Filme auf 3sat angesehen und gelernt, dass Mahler beim Komponieren so lärmempfindlich war, dass er selbst Tiere im weiteren Umkreis entfernen ließ. Hätte ich doch auch nur eine solch treusorgende Gattin gehabt, welche die Nachbarskinder...
Aber ich bin ja kein Genie. Also haben die Nachbarskinder überlebt und die Übersetzerin auch. Und ich habe es tatsächlich geschafft, Gedichte von Guillaume Apollinaire ins Deutsche zu übertragen. Habe sogar seine herrlich schnoddrigen Knüttelverse nachbauen können.
Zwar bin ich damit immer noch keine "richtige" Schriftstellerin, aber wenigstens eine richtige Übersetzerin. Ich bekomme sogar fast ein bißchen Angst vor meinen Wagemut. Nur die Sprache versagt mir jetzt langsam. Bin ich nun mit diesem Schwellenübertritt vor Stolz geschwellt oder geschwollen?
Vielleicht schaffe ich es ja eines Tages auch einmal, meine eigenen Gedichte aus dem Polnischen zu übersetzen, mit denen ich sogar in Warschau eine kleine Lesung hatte. Ich schaffe es bis heute nicht, sie auf Deutsch zu denken, geschweige denn zu schreiben...
Keine Kommentare:
Deine Sicherheit:
Mit restriktiven Browsereinstellungen kannst du nur als "Anonym" und mit "Namen / URL" kommentieren. Möchtest du dein Google-Profil verwenden, musst du aktiv im Browser unter "Cookies von Drittanbietern" diejenigen zulassen, die nicht zur Aktivitätenverfolgung benutzt werden. Nur so kann das System dein Profil nach Einloggen erkennen.
Mit der Nutzung dieses Formulars erkläre ich mich mit der Speicherung und Verarbeitung meiner Daten durch Google einverstanden (Infos Datenschutz oben im Menu).
(Du kannst selbstverständlich anonym kommentieren, dann aber aus technischen Gründen kein Kommentarabo per Mail bekommen!)
Spam und gegen die Netiquette verstoßende Beiträge werden nicht freigeschaltet.
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.