Zeigt her eure Füßchen
Kürzlich hatte ich ein interessantes Gespräch mit Musikern über den Zwang zur Show, der sich auch in der Klassik breitmacht. Bei solchen Themen winken Schriftsteller meist hochnäsig ab: "Haben wir nicht nötig, bei uns kommt es auf die Inhalte an!" Das sind meist genau diejenigen, deren Autorenfoto immer noch unterbelichtet von Tante Erna im Majorca-Urlaub geknipst wird und die im Buchladen schwärmen: "Ach gucke mal, der Paule, der Auster, isser nich schön - den les ich mal!"
Im Grunde haben die Kollegen aber recht. Typen, die sich ganztägig am heimischen Schreibtisch im Jogginganzug vor dem Computer räkeln, in völlig verkrümmter Haltung Kilometer tippen und sich dabei womöglich täglich mit allen möglichen Lust- und Kreativdrogen vollstopfen, sind in den seltensten Fällen so fotogen, dass sie mit ihren Inhalten mithalten können. Und seien die noch so abseitig. Ich gestehe, selbst ein Foto zu verwenden, dass süße zehn Jahre jünger ist und rede mich damit heraus, dass die Honorare leider immer nur für Tante Erna reichen. Und die knipst doch wirklich jeden Pickel in Größen, dass selbst Photoshop heiß läuft. In Wirklichkeit warte ich natürlich nur täglich auf den Anraunzer aus irgendeinem Lektorat, den so viele Kolleginnen kennen: "Madame, Sie entsprechen keinesfalls mehr einem Fräuleinwunder. Haben Sie schon einmal daran gedacht, aufzuhören?"
Das Gute an Trends ist jedoch ihr Haltbarkeitsdatum. Man muss in der Branche nur alt genug werden, um die Hypes zu überleben. Heute muss nur noch der Paule, der Auster, so gut aussehen wie ein Violinsolist auf dem CD-Cover. Denn Frauen, und das ist die Übermacht unter den Leserinnen, Frauen stehen inzwischen auf Füße. Auf Frauenfüße allerdings. Es sei denn, es wäre Paule, der Auster, aber den liest frau ja nicht wirklich, den legt sie sich ja nur wegen des Autorenfotos aufs Coffee-Table. Dann legt frau die Füße hoch, am liebsten aufs Coffee-Table, also neben den Paule, und dann liest sie Füße.
Die Sektion "Untergang des Abendlandes" untersucht derweil, warum Füße auf Gras besser kommen als Füße auf Holz - und was in einer Gesellschaft kaputt sein könnte, wenn Frauen auf Frauenfüße stehen, während sie sich die Stachelbeerbeine rasieren. Lesen Männer nicht mehr, weil es keine markigen Männerfüße mehr gibt? Müssen wir in Zukunft mit Büchern ohne Hornhautfaktor auskommen? Oder werden neuerdings emanzipatorisch Füßchen gezeigt, weil Männer nur Köpfchenbücher lesen? Und mit eben jenen Köpfchen so gar nicht in Wölkchen schweben? Nein, das ist kein Witz: Frauen stehen auch auf Wölkchen.
Mein Beitrag ist - bis auf Tante Erna, die von vorn bis hinten erstunken und erlogen ist, natürlich auch kein Witz. Barbara Weitzel deckt in der Berliner Zeitung mit Hilfe der Kettenbuchhandelshändlerin Martina Gunduli auf, dass es beim Lesen schon lange nicht mehr auf Inhalte ankommt. Der Artikel verrät, wie man die einfältigen Hinguckerinnen mit gedruckten Hinguckern ins Lese-Koma bringt.
Mir kommt sie damit gerade recht, denn jetzt ist die Cover-Frage für den Nijinsky einfach und billigst ohne jeden Rechtezukauf gelöst! Was passte besser für ein Ballettgenie, das gigantische Sprünge vollführen konnte, als zierliche Frauenfüße - in Wolken! Das hat das Zeug zum Stapel, zu frischgewaschenen Büchertischen und würde nicht einmal zwischen Parfums einer gewissen Ladenkette als Buch auffallen. Komatöse Fans werden mir zu Füßen liegen, ich werde die Bücher wie Dummdrogen verkaufen. Damit ich mir endlich einmal neue Schuhe leisten kann. Denn das, meine Damen, wird der nächste Trend werden: Wir Autorinnen und Autoren werden uns künftig die Füße küssen lassen! Im Kettenbuchhandel, wo sonst.
PS: Ich danke den twitternden Herren @owplocher und @wilsberg für die höchst inspirierende Morgenlektüre - und bin mir ganz sicher - unter ihren Buchschätzen finden sich weder Komahämmer noch Füßchenwölkchen.
PPS: Allen halbwegs intelligenten Frauen empfehle ich, sich endlich mit den angeblich nicht lesenden Männern zu verbünden. Ich schlage irgendein gemeinsames Kunsthappening mit Kopf vor.
Im Grunde haben die Kollegen aber recht. Typen, die sich ganztägig am heimischen Schreibtisch im Jogginganzug vor dem Computer räkeln, in völlig verkrümmter Haltung Kilometer tippen und sich dabei womöglich täglich mit allen möglichen Lust- und Kreativdrogen vollstopfen, sind in den seltensten Fällen so fotogen, dass sie mit ihren Inhalten mithalten können. Und seien die noch so abseitig. Ich gestehe, selbst ein Foto zu verwenden, dass süße zehn Jahre jünger ist und rede mich damit heraus, dass die Honorare leider immer nur für Tante Erna reichen. Und die knipst doch wirklich jeden Pickel in Größen, dass selbst Photoshop heiß läuft. In Wirklichkeit warte ich natürlich nur täglich auf den Anraunzer aus irgendeinem Lektorat, den so viele Kolleginnen kennen: "Madame, Sie entsprechen keinesfalls mehr einem Fräuleinwunder. Haben Sie schon einmal daran gedacht, aufzuhören?"
Das Gute an Trends ist jedoch ihr Haltbarkeitsdatum. Man muss in der Branche nur alt genug werden, um die Hypes zu überleben. Heute muss nur noch der Paule, der Auster, so gut aussehen wie ein Violinsolist auf dem CD-Cover. Denn Frauen, und das ist die Übermacht unter den Leserinnen, Frauen stehen inzwischen auf Füße. Auf Frauenfüße allerdings. Es sei denn, es wäre Paule, der Auster, aber den liest frau ja nicht wirklich, den legt sie sich ja nur wegen des Autorenfotos aufs Coffee-Table. Dann legt frau die Füße hoch, am liebsten aufs Coffee-Table, also neben den Paule, und dann liest sie Füße.
Die Sektion "Untergang des Abendlandes" untersucht derweil, warum Füße auf Gras besser kommen als Füße auf Holz - und was in einer Gesellschaft kaputt sein könnte, wenn Frauen auf Frauenfüße stehen, während sie sich die Stachelbeerbeine rasieren. Lesen Männer nicht mehr, weil es keine markigen Männerfüße mehr gibt? Müssen wir in Zukunft mit Büchern ohne Hornhautfaktor auskommen? Oder werden neuerdings emanzipatorisch Füßchen gezeigt, weil Männer nur Köpfchenbücher lesen? Und mit eben jenen Köpfchen so gar nicht in Wölkchen schweben? Nein, das ist kein Witz: Frauen stehen auch auf Wölkchen.
Mein Beitrag ist - bis auf Tante Erna, die von vorn bis hinten erstunken und erlogen ist, natürlich auch kein Witz. Barbara Weitzel deckt in der Berliner Zeitung mit Hilfe der Kettenbuchhandelshändlerin Martina Gunduli auf, dass es beim Lesen schon lange nicht mehr auf Inhalte ankommt. Der Artikel verrät, wie man die einfältigen Hinguckerinnen mit gedruckten Hinguckern ins Lese-Koma bringt.
Mir kommt sie damit gerade recht, denn jetzt ist die Cover-Frage für den Nijinsky einfach und billigst ohne jeden Rechtezukauf gelöst! Was passte besser für ein Ballettgenie, das gigantische Sprünge vollführen konnte, als zierliche Frauenfüße - in Wolken! Das hat das Zeug zum Stapel, zu frischgewaschenen Büchertischen und würde nicht einmal zwischen Parfums einer gewissen Ladenkette als Buch auffallen. Komatöse Fans werden mir zu Füßen liegen, ich werde die Bücher wie Dummdrogen verkaufen. Damit ich mir endlich einmal neue Schuhe leisten kann. Denn das, meine Damen, wird der nächste Trend werden: Wir Autorinnen und Autoren werden uns künftig die Füße küssen lassen! Im Kettenbuchhandel, wo sonst.
PS: Ich danke den twitternden Herren @owplocher und @wilsberg für die höchst inspirierende Morgenlektüre - und bin mir ganz sicher - unter ihren Buchschätzen finden sich weder Komahämmer noch Füßchenwölkchen.
PPS: Allen halbwegs intelligenten Frauen empfehle ich, sich endlich mit den angeblich nicht lesenden Männern zu verbünden. Ich schlage irgendein gemeinsames Kunsthappening mit Kopf vor.
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