Grenzgängerweg: die Broschüre

Der waldreiche Grenzgängerweg verbindet die Orte Wingen im Elsass (F) und Nothweiler in der Pfalz (D). Künstlerisch gestaltete Informationsschilder erzählen von der wechselvollen Geschichte und den Besonderheiten der Natur im idyllischen Grenzgebiet. Der Rundwanderweg führt durch abwechslungsreiche Waldgebiete über den Kappelstein, der einen herrlichen Rundblick bis zu den Burgruinen auf den umliegenden Gipfeln bietet.
So heißt es im Flyer zum grenzüberschreitenden deutsch-französischen Grenzgängerweg, der auf Französisch sentier à saute frontières heißt. Nun gibt es nicht nur den Weg mit seinen Tafeln und den Flyer, sondern auch eine zweisprachige, reichhaltig bebilderte Broschüre mit 26 Seiten, davon 6 Seiten für Kinder.

Foto mit freundl. Genehmigung von Andreas Mischke, zum Vergrößern anklicken

Das Thema reicht von der historischen Grenzziehung bis zu den Grenzen im Kopf. Die Broschüre erzählt, wozu ein Biophärenreservat gut ist und welche Besonderheiten die Natur hier zwischen Nordvogesen und Pfälzer Wald bietet - von geheimnisvollen Röderflächen über leckere Beeren für den Schnaps bis hin zu den letzten Wacholderheiden. Die Grenze ist aber auch Geschichte, von der Römerzeit über die Zeit der zahlreichen Burgen bis zum Wahnsinn der beiden Weltkriege. Es fehlt nicht an kuriosen Gegebenheiten: Simplizius Simplizissimus, von Grimmelshausen verewigt, schmuggelt Wundermedizin und wird auf der Wegelnburg gefangengesetzt. Mal wird die Südpfalz französisch, mal bayrisch - dann muss Graf Zeppelin als Kriegsspion fliehen und tränkt sein französisches Pferd am deutschen Brunnen.

Am Kappelstein setzt der Irrsinn des Zweiten Weltkriegs dem Ganzen die Krone auf: Die Franzosen bauen einen Holzturm, um ins Deutsche Reich zu spähen, die Deutschen ziehen zur Abwehr der Blicke mitten im Wald eine Bretterwand hoch. Das "Brett vor dem Kopf" brennt sich ein bei einst befreundeten Familien - ein weiter Weg ist noch zu gehen, bis das Abkommen von Schengen den Grenzverkehr erheblich erleichtert. Und natürlich erfährt man von den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der beiden Dörfer Wingen und Nothweiler, in denen es doch tatsächlich von keltischen Funden bis hin zur Agentenkamera eines James Bond einiges zu besichtigen gibt.
Dabei ist die Broschüre als Ergänzung zu den Tafeln am Weg gedacht, dort findet man nämlich noch mehr Themen wie z.B. über den Bergbau der Region.

Die Aufgabe war, für die beiden Gemeinden auf vorhandenen Wegen ein Konzept für einen Rundweg einschließlich der Kommunikationsmittel zu erarbeiten, das nicht nur der besonderen Grenzsituation völkerverbindend gerecht wurde, sondern gleichzeitig nachhaltigen, umweltverträglichen Tourismus in einem Gebiet fördert, das nicht nur zwei Naturparks verbindet, sondern auch als Biosphärenreservat der UNESCO klassifiziert ist. Und vor allem sollten natürlich auch die Bewohner der Region etwas von ihrer Natur haben - und nicht nur die Reisenden.

Keine reine Schreibtischarbeit. Die Arbeit beinhaltete außerdem solche Dinge wie zahlreiche Waldläufe in unterschiedlichen Jahreszeiten, Gremiensitzungen, Formulare, abenteuerliche Bergpistenfahrten im Schnee, Begegnungen mit Rehen und Menschen, den Umgang mit unterschiedlichen Materialien, Fachrecherchen, Simultanübersetzen und Zweisprachigkeit, Stöbern in Archiven, Gespräche mit Dorfbewohnern und Zeitzeugen in drei Sprachen, den Umgang mit Software... und und und. Unsere Künstlerin hat außerdem auch bei Eis und Schnee unermüdlich an den Installationen gearbeitet.

Das deutsch-französische Team:
Texte und Übersetzungen: Josiane Podsiadlo, Petra van Cronenburg
Design + Fotos: Andreas Mischke, amides
Künstlerische Installationen: MATO Martine Thomas-Suss
Konzeption: alle zusammen in Abstimmung mit den Gemeinden Wingen und Nothweiler

Kofinanziert wurde das Projekt von der Europäischen Union (INTERREG + Pamina 21), unterstützt vom Conseil Général Bas-Rhin, der Verbandsgemeinde Dahner Felsenland, dem Naturpark Pfälzerwald und dem Parc naturel régional des Vosges du Nord.

Die Broschüre gibt es in den Verkehrsämtern und Restaurants der Gegend oder bei:

Tourist-Information Dahner Felsenland
Schulstr. 29 in Dahn (D)

Syndicat d'initiative de Lembach et environs
23, route de Bitche in Lembach (F)

4 Kommentare:

  1. A propos "Wege im Gelände bei Wind und Wetter" - was macht eigentlich Monsieur Rocco?

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  2. Der läuft und läuft und läuft, war aber beim Arbeiten nur unter meinem Schreibtisch dabei. Solche "Begehungen" ohne Sauseschritt sind ihm nämlich zu lahm.
    Jetzt mit abnehmender Hitze bricht er vor Energie fast auseinander, aber wir haben ja genug Wald und Berge, in die er mich täglich scheucht.

    Dir sollte ich eigentlich eher den Mund wässrig machen für die Gastronomie von Wingen und Nothweiler, oder? ;-)

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  3. Auch kein schlechter Gedanke - das mit der Gastronomie!

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  4. Eine schöne Arbeit habt ihr da vollbracht, Petra! Ich konnte sie ja im Blog mitverfolgen. Auf dass der Grenzgängerweg vielfältig genutzt werde!

    Herzlichst
    Christa

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