Alpengrüße

Ich grüße ganz herzlich meine neuen Schweizer Leserinnen und Leser! Bisher waren die Österreicher eindeutig in der Überzahl, das könnte sich jetzt ändern.

Es ist schon seltsam, das Internet. Angeblich worldwide, grenzenlos und dank Weltsprache für große Mehrheiten überall zu erkunden. Früher, als das Internet noch ganz frisch und jung war, habe ich das auch gemacht. Ich erinnere mich gut an den Kick, plötzlich auf einer Seite aus Papua Neuguinea gelandet zu sein und mit dem Webmaster Austausch zu pflegen. Der hockte irgendwo am Rand des Buschs in einer Holzhütte mit Satellitenschüssel. In den ersten Newsgroups wimmelten die spannendsten Leute - und wer Englisch konnte, hatte Anschluss. Ich erinnere mich noch, wie ich für historische Recherchen in so eine Gruppe geriet, in der ich Leute von English Heritage, berühmte Archäologen aus den USA und Hobbyisten aus dem irischen Hinterland gleichzeitig interviewen konnte. Welch ein Reichtum an Menschen!

Als sich jedoch das Angebot in den eigenen Landessprachen erweiterte, schrumpfte die großräumige Internationalität des Webs zusammen auf gemütliche, altvertraute Hütten. Man trieb sich wieder zunehmend in der eigenen kleinen Welt herum. Immerhin gibt es deutschsprachige Menschen auch in Polen oder China, den USA oder in Spanien. Und Google verbindet mit seiner abenteuerlich bis lustig klingenden Übersetzungsmaschine zumindest einfach gestrickte Textwelten seltenerer Sprachen. Die Internetwelt müsste also noch groß und unübersichtlich genug sein, oder?

Im echten Leben bin ich permanent dreisprachig. Hier im Elsass wechselt man wild zwischen Französisch und Elsässisch hin und her, einem Teil des Alemannischen, das etwa 250 verschiedene Färbungen haben soll. Kommt das Deutsche im Grenzverkehr dazu. Und weil ich die Unterschiede der elsässischen Sprachgrenzen nicht genau höre (dazu muss man wohl geboren sein), mische ich hemmungslos alemannisches bis mittleres Badisch unter und werde bestens verstanden. Sprachgrenzen gibt es nicht, "Deutschsprachigkeit" ist eine wabernde gemeinsame Grundlage für wilde Variationen - und weder ein Bodenseeschweizer noch ein Vorarlberger klingen in unseren Ohren fremd.

Wenn wir Bücher in deutschem Deutsch, in Österreichisch oder Schwyzerdytsch (schreibt man das so?) schreiben, dann eigentlich immer mit Blick auf den gesamten Markt, weil einer davon doch eigentlich recht klein ist, wenn man alle haben kann. Wobei es da der größere Markt immer leichter hat, die kleineren zu "beglücken" und die kleineren Märkte sich ungleich mehr abstrampeln müssen. Und doch gibt es im ach so offenen Internet seltsame Grenzen...

Ich habe zwar als Buchautorin schon öfter in der Schweiz gelesen - aber mein Blog wurde bisher eher selten von Eidgenossen angesteuert. Mir kam das vor wie im französischen Weinregal. Es gibt ja nun wirklich genügend Länder mit hervorragendem Wein. Will man aber in Frankreich einen guten Chianti oder badischen Spätburgunder kaufen, sieht man alt aus. Man kann das verstehen, wenn man selbst genug Spitzenweine hat. Aber warum nicht einmal neugierig sein und probieren, wie die Weine der anderen schmecken? Könnte vielleicht bereichernd sein?

Obwohl das Internet keine Dialekte hörbar macht, scheinen geografische Hindernisse auch dort Grenzen zu bilden. Anfangs hatte ich nur LeserInnen aus Deutschland. Dann kamen schüchtern und allmählich die Österreicher und inzwischen wird dieses Blog in Wien genauso gelesen wie in Berlin. So stelle ich mir Internet vor. Ausgerechnet die Schweizer, die mir geografisch viel näher sind, haben etwas länger gebraucht. Im Moment kommen sie in Scharen. Grenzöffnung durch Links. So stelle ich mir Internet vor! Und ich wünsche mir noch viel mehr Links in den Köpfen, die Grenzen durchbrechen und Kommunikation nationenübergreifend gestalten.

Was hindert uns so oft daran? Haben wir unterschiedliche Interessen? Gruppieren wir uns nur mit Leuten, die wir sowieso kennen? Gibt es Vorbehalte? Haben wir Angst - wovor?

Ich freue mich jedenfalls sehr und grüße bei dieser Gelegenheit besonders die fleißigen Leser aus dem Ausland, um nur die häufigsten zu nennen: aus Frankreich (sprachlich gesehen), Österreich, der Schweiz, England, den USA, den Niederlanden, Belgien, Italien, Spanien und stellvertretend für mehr all diejenigen, die auf Servern der EU hierher finden. Und natürlich grüße ich meine größte Leserschicht in Deutschland - die für mich ja nun wirklich auch Ausländer sind. So verrückt kennen Grenzen sein...

update: Dringend Kommentare lesen und mitmachen!
Wir sammeln Urtöne der Leserinnen und Leser - herrlich.

6 Kommentare:

  1. Im Schweizerdeutschen gibt es eigentlich gar keine Rechtschreibung, deshalb ist Schwyzerdytsch schon ganz richtig ;)

    Herzliche Grüsse aus dem Land des gelöcherten Käses

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  2. Oh wie praktisch, das ist dann wie nach der deutschen Rechtschreibreform! ;-)
    Herzliche Grüße aus dem Land, in dem sie einfach keine richtigen Löcher im Käse schaffen und das dann unter Schimmel verstecken...

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  3. Ich grüsse zurück und verrate dir noch, dass man dort, wo ich wohne,

    schwizzertüttsch sagt (phonetisch geschrieben, da es keine Schriftsprache gibt im schwizzertüttschen).

    Liabi Grüass

    Frau Zappadong

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  4. Jo bim Offedeckele un Kanzevejeli nomohl, isch des komplikee!
    Ä bonn swáreh winsch i!

    Für Norddeutsche, poesiebereinigt:
    Beim heiligen Ofendeckel und Glühwürmchen, ist das kompliziert.
    Ich wünsche einen schönen Abend!

    Hach, das fehlt noch, dass man alle hier HÖREN könnte!

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  5. Moin!
    Sou sech ick dat denn moal so schlichtwech, denn dat gift jor oak in'n Norden vonne Berge nocj Land un Lüd. Joa, vonne Nordlichters snack ick, von dei, die'n ganzen Dag man blots Water sehn, moal vun oben bi Reign, mol von unnen bi Stormfloat und mittenmang ute Buddel.
    Jau, wi snackt "Platt", un dat is sogar 'n richtig Sproak. Un dat heurt sick so richtig knuddelig an:
    Für den Liebling -ob groß oder klein - sagen wir "Min Schieter" oder "mien Schietbüdel", manchmal auch drollig, denn ein Säugling ist ein "Tittkind" und "Klei mi an'n Mors" hört sich doch auch viel freundlicher an als LmaA und "so'n Schiet" harmloser als Sch.....
    "Wir", das sind die Leute, die an der Küste wohnen, die Leute, die den Kopf nicht in den Nacken legen müssen, um den Himmel zu sehen und den Horizont immer im Blick haben.
    Was macht da schon ein bisschen Sturm!
    Herzliche Grüße an den ganzen polyglotten Leserkreis
    Gitte

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  6. Ui, toll, das klang jetzt irgendwie wie Kümmel und Korn ;-)

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