Musikalische Leckerbissen

Ich gehe im Moment gefühlt jeden zweiten Tag ins Konzert (Internationales Musikfestival Wissembourg noch bis 12.9.) und deshalb wird auch das Blog noch musikalischer, als es schon ist.

Den Geiger von gestern, Ilya Gringolts, bringe ich gleich mal in der cronenburg-röhre - der Mann ist eine echte Entdeckung. Ebenso wie der Cellist Marc Coppey und der Pianist Peter / Piotr Laul, die gestern mit ihm zusammen spielten. Welche Meriten die Künstler bereits gesammelt haben und warum es so außergewöhnlich ist, sie ausgerechnet im verwunschenen Wissembourg hören zu können, erfährt man unter den Namenlinks. Noch ist das Festival eher ein Geheimtipp unter Insidern - aber ein paar Leute arbeiten hart daran, dass sich das ändern wird. Jedenfalls kann man das Ébène Quartett noch für 18 Euro in Wissembourg hautnah erleben - das nächste Mal werden sie im weiteren Umkreis dann im riesigen Baden-Badener Festspielhaus auftreten!

Mit dem Trio Laul / Coppey / Gringolts ist jedenfalls nicht nur mir gestern etwas passiert, was ich zum letzten Mal in Teeniezeiten bei Verdi-Opern erlebte: Bei Brahms' Trio Nr. 2 in C-Dur kullerten die Tränen (es schniefte vernehmlich unter den Zuhörern) - und ein ansonsten recht steifes Publikum ließ sich, kaum war der letzte Ton verklungen, zu spontanen Bravo-Rufen hinreißen. Deshalb und weil ich die Billigst-Klassik-Produktionen über habe, bei denen ein drittklassiges Radiosymphonieorchester immer das Gleiche nudelt, habe ich in der Pause zwei Perlchen erworben. Die ehemalige Musikkritikerin hat sich schon immer bei Klassik für nicht kompetent erklärt, deshalb nur ganz "nackt" die Daten der wirklich empfehlenswerten CDs:

Marc Coppey, Peter Laul: Russian Sonatas (Rachmaninov, Prokofiev, Shostakovich, Schnittke), Doppel-CD bei aeon / harmonia mundi distribution

Piotr Laul, Alexander Sandler: Shostakovich. Complete Works für Two Pianos, St. Petersburg Musical Archive bei Northern Flowers / RCD World Distribution

Diese und andere CDs der teilnehmenden Musiker gibt es natürlich während der Konzerte zu kaufen.
Und bitte, liebe Frauen aus Deutschland - ich will dort nie wieder diesen ganz typischen Dialog hören:

Frau schaut sich lange und intensiv eine CD an. Dann fragt sie: "Was kostet die CD?"
Die Verkäuferin nennt den Preis.
Die Frau schaut sehnsüchtig. Sehr sehnsüchtig.
Sie legt die CD zögernd hin.
"Da muss ich erst meinen Mann fragen."

Die Szene habe ich unabhängig vom Preis mehrmals erlebt, aber nie bei Französinnen. Die haben einen eigenen Geldbeutel. Meine Damen, wir leben im 21. Jahrhundert! In Europa!

5 Kommentare:

  1. Ha! Bei mir ist das umgekehrt. Ich habe nie mehr als 20 Euro bar in der Tasche und muss bei "größeren Anschaffungen" immer erst meine Frau suchen, deren Geldbörse weit besser gefüllt ist. Also nicht, dass ich sie fragen müsste, aber ... ;-)

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  2. Das lässt mich hoffen, dass es ums Nachbarland doch noch nicht so schlimm bestellt ist! Wir haben da ja einen anderen Nachteil: In Frankreich hat man nur Karten in der Tasche, mit denen man selbst im entlegenen Bergbauernhof noch Milch und Käse bezahlen kann. Gefährrrrlisch!!!

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  3. Dieses Thema ist für meine Frau und mich ganz anders, ganz einfach, ohne Absprache intuitiv.

    Aber anderen die Art der finanziellen Freigabe zu erklären, wäre ausgesprochen komplex, würde jeden langweilen, der nicht unsere langjährige Vorgehensweise selbst gelebt hat, den familiären Wert, den Platzverbrauch, die Farbe, den ökologischen und ökonomischen Faktor und die Vorlieben für zu erwerbende Güter in die Kaufentscheidung einfließen zu lassen.

    Die Sache ist so komplex, dass es meine Fähigkeiten bei weitem überfordert. Darum entscheidet meine Frau über alle Dinge, die die Grenze der Wohnungstür passieren müssen, mit Ausnahme von Lebensmitteln, da ich für das Einkaufen und Kochen zuständig bin, und mit Ausnahme von Ersatzteilen für technische Geräte, da ich der IT-Administrator der Familie bin.

    Die technischen Geräte selbst werden nach eingangs beschriebenem Verfahren freigegeben und angeschafft.

    Bei Möbeln und anderen Einrichtungsaccessoires habe ich schon gar kein Mitspracherecht. ;)

    Gruß Heinrich

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  4. Wäre ich jetzt der neue deutsche Statistik-Gen-Geheimdienst, würde ich ein Profil der sich hier outenden Männer erstellen und daraus schließen, dass Besucherinnen von klassischen Konzerten zur Beschleunigung des Untergangs des Abendlandes führen. Oder so ähnlich.
    Alberne Grüße,
    eine Konzertbesucherin

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  5. Ich habe keinen blassen Schimmer, ob das Abendland untergeht, weil das Morgenland überschwappt, oder es schon in der eigenen Lethargie ertrinkt oder die klassischen Gene Schuld sind?

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