Im Bett bei Schriftstellers

Heute morgen habe ich einen höchst interessanten Artikel der Krimiautorin Val McDermid im Independent gelesen: "Niche off the leash: Val McDermid on progress in lesbian fiction". Wenn man den differenzierten und facettenreichen Artikel überhaupt auf ein paar Kernaussagen herunterbrechen kann, so geht es um die Frage, ob lesbische oder schwule Literatur immer noch "kommerzieller Selbstmord" für AutorInnen sei und wie es kommt, dass immer mehr es aus der Nische in den überall wahrgenommenen Mainstream und damit zum Erfolg schaffen. Der Artikel ist übrigens auch deshalb besonders empfehlenswert, weil man aus seinen Aussagen viel für andere Nischen lernen kann. Eine der Schlussfolgerungen klingt in der Verkürzung platt, trifft aber genau das, wie ich selbst Val McDermid entdeckte: Die Frau schreibt einfach gute Krimis. Und mir als Leserin ist es herzlich egal, welche Vorlieben Autorinnen oder Autoren haben - und ob sich diese mit ihren Protagonisten decken oder nicht. Anderen ist das offensichtlich so egal nicht...

Ich erinnere mich an eine Szene aus dem Griechischunterricht, als wir diesen schönen Text mit den von Zeus getrennten Halbkugeln lasen, die sich zu idealen Paaren zusammensehnten. Damals stand ein Mädchen auf und fragte den Lehrer vorwitzig, warum das mit den Männern und Frauen denn unbedingt so wichtig sei. Schließlich werde es ursprünglich wohl kaum "gemischte" Kugeln gegeben haben, sondern auch männliche und weibliche. Jener Lehrer blieb mir leider die Antwort bis heute schuldig. Ich kapierte damals nicht warum, spürte aber, dass ich in ein Wespennest gestochen hatte.

Viele Jahrzehnte später erlebte ich bei meiner Arbeit am Nijinsky-Projekt auch einige unschöne Dialoge, die immer nach ähnlichem Schema abliefen:

"Warum schreibst du über einen Schwulen?"
"Warum nicht?"
"Das wird dir kommerziell den Hals brechen." (s.o.!)
"Och, sehr wahrscheinlich war Nijinsky sogar bi."
"Das ist ja noch schlimmer! Dann bist du ganz unten durch."

Natürlich muss ich mich über solche LeserInnen nicht lang ärgern - sie werden mit einer solchen Einstellung sowieso nie meine Bücher kaufen. Nicht Menschen, die nicht einmal in einer winzigen Hirnwindung auf die Idee kommen, dass ich vor allem über einen Tänzer und Künstler schreibe. Normalerweise müsste mich seine sexuelle Orientierung nicht einmal interessieren. Aber in seinem Fall muss sie mich interessieren. Nicht allein wegen seiner lebensbestimmenden Partnerschaft mit Diaghilew, sondern weil Nijinskys sexuelle Orientierung essentiell wichtig in seinem Kunstschaffen war - und weil er und die Ballets Russes damit einen unwahrscheinlich großen Einfluss auf das Rollenverständnis von Mann und Frau in jener Zeit hatten.

Ich nenne eine solche Wahl das "Primat der Geschichte". Weder meine eigenen Gelüste noch die meiner Leser haben eine Rolle zu spielen, wenn ich einen Text entwerfe. Nur die Geschichte allein und ihre Protagonisten verlangen, worauf es dringlichst ankommt. Und je nach Geschichte geht es dann eben auch mal ins Bett oder auch nicht. Je nach Figur sind die Orientierungen unterschiedlich. Ich muss mich dem unterordnen und vor allem: Ich muss allem gewachsen sein, offen sein.

Deshalb kamen mir bei der Lektüre des Independent umgekehrte Gedanken. Warum regt sich eigentlich niemand über die ultrareaktionären Frauenbilder auf, die sich heutzutage unter dem Etikett "starke Frau als Hauptfigur" verbergen? Warum ereifern sich Männer nicht, wenn sie in Frauenromanen kollektiv verballhornt werden? Warum werden mittelalterliche Hetero-Vergewaltigungen im bunten Marketenderinnenkostüm Mainstream in einer Welt, in der Lesben und Schwule auch in zurückgebliebenen Dörfern leben? Warum ereifert sich Tante Erna, weil ein Protagonist bisexuell ist - und verschlingt dann viel lieber im Morgenmantel, während Männe auf Schicht ist, die perversen und brutalen Lustmörder gleich in Serie? Da hört man kaum Diskussionen, die im Duktus manchmal fast pseudoreligiös klingen...

Ich werde mal noch polemischer: Ich bin nämlich der Meinung, dass sich die Emanzipation in der Buchbranche leider inzwischen mit einer gefährlichen (weil verdummenden) Fehlentwicklung rächt. So sehr ich selbst früher darum gekämpft habe, dass Frauen in Literatur, Kunst und Geschichte endlich wahrgenommen und aktiv werden, so sehr erfüllt mich der Mainstream heute - zum Großteil von Frauen gemacht - mit Grusel. "Starke Frauen" allüberall - und wenn frau genau hinschaut, sind die Klischees so rückständig, dass wir selbst in den 1970ern weiter waren. Und daneben: nicht viel. Ich selbst kann ein Lied davon singen, was manche Verlage von Frauen erwarten und diesen zutrauen. Manche, zum Glück nicht alle.

Das Problem an diesen Klischees: Sie konfrontieren uns nicht mehr mit der Reichhaltigkeit der Welt. Sie machen uns zu scheuklappenbewehrten Fachidioten. Sie vereinfachen wunderbare Überfülle zu Brei.

Sicher war es in meiner Jugend nicht immer schön, dass damals meist Männer nur über Männer schrieben. Aber genau in der Reibung daran, im eigenen Aufregen fing das Nachdenken um eigene Positionen an. Völlig selbstverständlich haben wir uns außerdem mit den Helden identifiziert und deren Geschlecht war zuerst einmal egal. Als Kind war ich Robin Hood und nicht Mariann, nicht wegen des Geschlechts, sondern wegen der Rolle. Damals schien es mir einfacher, die Rollen zu wechseln als heute. Heute fehlt mir die Buntheit und Abwechslung in der Unterhaltungsliteratur - ich reibe mich allenfalls noch an gnadenloser Rückständigkeit. Da ist kaum noch etwas, an dem ich mich hinterfragen oder entwickeln könnte.

Kommerz macht feige. Und so erfüllt mich ein vielgehörter Verhinderungspruch aus Autorenmund mit Traurigkeit, der da lautet: Man sollte nur über das schreiben, was man aus eigener Anschauung kennt. Also schreiben Heteros brav Heterobücher und Lesben und Schwule bleiben bitte in der eigenen Nische. Was für ein kompletter Unsinn! Zugegeben - es ist bequem. Man spart sich jede Menge Arbeit in Sachen Recherche und an sich selbst.

Aber muss man alles in seinen Büchern erst selbst leben, damit man darüber schreiben kann? Wie viele Morde begeht so ein Krimiautor durchschnittlich in seiner Nachbarschaft? Kommt der Autor, dessen Protagonist an Krebs stirbt, etwa gerade von einer Vorsorgeuntersuchung? Macht es die Autorin, die zwei sich im Wasser lieben lässt, am liebsten in der Badewanne?
Wer glaubt, man dürfe nur über das schreiben, was man kennt, verwechselt sträflich Fiktion mit der Autobiografie der Autoren. Wer nach dem Wahlspruch schreibt, schafft eine tieflangweilige Nabelschau-Literatur, die sich in einer künstlichen Welt der Schreibenden und Kreativen selbst befriedigt.

Eine gute Autorin, ein guter Autor muss alles können. Und darf nicht davor zurückscheuen, sich empathisch auch in unbekannte Welten zu begeben oder zumindest verdammt gute Berater anzuheuern. Uns muss das kleine kranke Kind genauso glaubhaft und authentisch gelingen wie der lüsterne Greis. Wenn wir gut sind, können wir uns in Prinzessinnen, Frösche, Massenmörder, Kriminalkommissare, Fensterputzer oder Lehrerinnen einfühlen. Wenn wir unser Metier beherrschen, können wir es unsere Figuren unter oder über dem Bett treiben lassen, mit Fröschen, Prinzessinnen, Männern, Frauen, allen zusammen oder keinem von allen.

Wenn wir unseren Beruf sehr ernst nehmen, gibt es Grenzen im Kopf nicht mehr, dann gibt es nicht mehr Schubladen wie lesbisch, schwul oder hetero, sondern nur noch eine: Literatur. Eine Literatur, in der all das vorkommen muss, weil Literatur Leben ist. Und in der sich keine Autorin, kein Autor mehr entschuldigen muss für das eigene Leben oder die Wahl der Protagonisten.

Hörtipp:
Podcast mit Val McDermid (40 min.) vom Melbourne Writer's Festival

14 Kommentare:

  1. Danke, aus dem Herzen geschrieben!

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  2. Neulich bei Twitter entdeckt: "Man muss nicht in der Bratpfanne gelegen haben, um über ein Schnitzel zu schreiben." (Maxim Gorki)

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  3. Liebe Petra,
    Sie haben mit diesem Artikel den "Untergang der Kultur" um 1 Tag nach hinten geschoben. Das hört sich wenig an, ist aber ein riesiger Erfolg, wenn man bedenkt, dass andere Menschen gar nichts tun, oder sogar gedankenlos bis mutwillig den Termin vorverlegen wollen.

    Ich sehe das Problem darin, die Erfahrungen und Erkenntnisse von Menschen wie Ihnen weiterzugeben.

    Hat jemand eigene Kinder, versucht er es, einige Lehrer versuchen sich an mehreren Seelen, die aber alle ständig in der Gefahr und dem Einfluss des Kommerz und der Klischees leben und überleben müssen.

    Alle Organisationen wie Kirchen, Sekten, Parteien, Medien und Modehäuser, die die Macht hätten, ganz vielen Menschen Werte zu vermitteln und Klischees zu brechen, haben eben andere Interessen.
    Und sollte die von Ihnen beschriebene, erhoffte Literatur mal "Mode" werden oder Geld einbringen, dann hat sie damit schon ihren Wert verloren.

    Gruß Heinrich

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  4. Hallo Vega,
    ich finde unter der angegebenen Adresse nur Spam - keinen Artikel :(
    Gruß Heinrich

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  5. Schöne Beschreibung. Und sehr wahr!

    Ein paar der schönsten Lesbengeschichten (Belletristik oder Comics), die ich gelesen habe, waren von Männern geschrieben.
    Aber auch die schlimmsten. ;)

    Und genau so ergeht es mir auch mit den Autorinnen...

    Wenn die Geschichte nicht stimmt, zu flach ist, ist es mir egal, ob die Charaktere lesbisch sind. Dann ist die Lektüre nichts für mich.

    Und wenn die Geschichte stimmig ist und alles passt, dann ist es mir auch egal, wenn die Charaktere hetero sind.
    (Wobei ich die Lektüre von reinen Heteroliebesgeschichten verschmähe.)

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  6. Oh schön, völlig neue Leserinnen und Leser - willkommen!

    @Vega:
    Blog ohne Blogeinträge und Link auf Chattreff lassen den Artikel schmählich vermissen...

    @Heinrich
    Kann nicht auch eine Schneeflocke zur Lawine werden, obwohl woanders Schnee schmilzt? Und ist sie weniger schön, wenn sie in Massen den Berg herunterdonnert?

    Wenn ich nur daran denken würde, was andere nicht tun oder zerstören, würde ich mir bei meiner bikulturellen Arbeit täglich die Kugel geben können. Da lerne ich jedoch: Sich mit anderen Schneeflocken vernetzen, positive Energien bündeln und in kleinen Schritten weiterlaufen. Umdenken beginnt von unten nach oben, nicht von oben nach unten.

    Die von mir beschriebene Literatur gibt es durchaus, es gibt tatsächlich AutorInnen, denen es vorrangig um *Menschen* in ihrer Vielfalt geht. Kommerz ist da nicht immer negativ - diese Literatur bleibt meist sehr viel nachhaltiger am Markt als der schnelle Trend. Mainstream HAT Einfluss. Nischenliteratur bekommt mehr Einfluss, wenn sie den Mainstream knackt, wie im Independent fein beschrieben.

    Wenn ich polemisiere und auf die Spitze treibe, heißt das nicht, dass nur das Extrem existiert - ich will damit einfach Mut machen und aufstacheln. Denn wenn sich Kunst und Kultur keine Freiheiten mehr nimmt, wer dann?
    Jeder kann eine Schneeflocke sein.

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  7. @vega:
    Ich habe den Kommentar wegen des Spamlinks gelöscht (da bin ich gnadenlos). Du hast einen zweiten Versuch ohne Spam.

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  8. @Comicleserin

    tja, die Liebe... ein Thema für sich. Ich glaube, dass Liebes- und Sexszenen mit zum schwersten beim Schreiben überhaupt gehören und dass leider sehr viele daran scheitern - unter anderem an den Emotionen von Lesern.

    Ich ertappe mich selbst dabei, mich erfolgreich drum zu drücken ... ;-)

    Übrigens habe ich viele Bücher berühmter Schriftstellerinnen und Schriftsteller im Regal, denen man zurufen möchte: Hätten sie doch nur die Sexszenen weggelassen! Manche sind echte Lachnummern. Herrliches Lehrbeispiel, wie man's besser nicht macht: Robert Ludlum.

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  9. Ich habe mal eine Geschichte geschrieben über eine als Kind missbrauchte Frau um die 40, die ihr Leben nicht auf die Reihe kriegt und am Ende der Geschichte Selbstmord begeht. Die Geschichte war als personale Erzählung sehr dicht an der Protagonistin angelegt und durch den inneren Konflikt recht aufwühlend. Ich wurde als Kind nicht missbraucht und ich bin ganz offensichtlich keine Frau. Tatsächlich hab ich nicht aus dem Bauch heraus irgendetwas zusammenfantasiert, sondern habe recherchiert und mich mit dem Thema befasst, wusste also, wovon ich schreibe. Ich hab diese Geschichte vor Publikum vorgelesen. Die Reaktionen waren erstaunlich; der Großteil der Zuhörer war sehr betroffen – was ich erwartet hatte. Eine Zuhörerin meldete sich jedoch aufgebracht zu Wort, stellte sich als Psychotherapeutin vor, die viel mit missbrauchten Menschen gearbeitet habe. Sie fand es eine Ungeheuerlichkeit, dass ein Mann eine solche Geschichte schreibt und es wagt, sich auf solch ungehörige Weise diesem Thema zu nähern. Und sie war offensichtlich nicht alleine mit dieser Meinung, wenn auch in der Minderheit.

    Ein andermal habe ich eine Geschichte vorgelesen, die sehr autobiografisch wirkte – wohl auch durch die Ich-Erzähler-Form - aber völlig frei erfunden und nur mit ein paar groben Fakten zu Ort und Zeit der Handlung geschmückt war. Nur eine Szene habe ich verarbeitet, die ich tatsächlich selbst erlebt hatte, aber nicht im Zusammenhang mit der Handlung der Geschichte. Von den Testzuhörern wurde genau diese Szene herausgehört und interessanterweise als „unglaubwürdig“ eingestuft. Nach der Lesung sagte eine langjährige Freundin, die mich eigentlich ganz gut kennt, dass sie gar nicht wusste, dass ich mich damals in der Anti-Atombewegung so engagiert hatte. Auch sie hatte den autobiografischen Touch geglaubt.

    Für mich zeigt das zweierlei: Zum einen muss der Autor wissen, wovon er schreibt. Die Geschichte muss glaubhaft sein und dazu muss man einfach die Fakten kennen, die Handlungsorte, spezielles Wissen anhäufen und es für den Leser nachvollziehbar machen. Aber um eine Geschichte in Paris handeln zu lassen, muss ich nicht in Paris gewesen sein. Um einen Mord zu beschreiben, muss ich keinen begangen haben. Gutes recherchieren und gut erzählen reicht. Oder um auf deine Beispiele zurückzukommen, liebe Petra: Um Homosex zu beschreiben, muss ich nicht homosexuell sein. Ich muss nur wissen, wie es funktioniert, um es glaubhaft darstellen zu können. Das ist unser Job als Autor: Eine Geschichte so gut erzählen, dass der Leser jedes Wort glaubt, auch wenn alles frei erfunden ist.

    Der zweite Punkt ist: Als Autor, noch dazu als jemand der seine Geschichten vor Publikum präsentiert, läuft man immer Gefahr, dass Protagonist und Autor für den Zuhörer verschmelzen. Es ist natürlich eine Art Lob, wenn der Zuhörer die Geschichte so glaubhaft findet, dass er sie dem Autor zutraut. Es birgt natürlich auch die Gefahr einer Reaktion wie bei der Geschichte von der Frau, wenn der Leser/Zuhörer da selbst einen Konflikt verspürt, oder dass eben der Autor wegen bestimmter Szenen im Text in die homoerotische Ecke gestellt wird. Das kann man nicht vermeiden, glaube ich.

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  10. Moin Petra
    falls dich auch sonst noch interessiert, was Val McDermid so sagt - ich hatte das Vergnügen sie letzten Monat beim Melbourne Writer's Festival zu sehen/hören. Hier der Podcast (ca. 40 Min. lang) http://www.abc.net.au/rn/bookshow/stories/2010/2994025.htm

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  11. Generell hast du natürlich recht, Petra, dass kein Autor alles erlebt haben muss, von dem er schreibt. Würde auch nicht einfach gehen, wenn man z.B. in der Vergangenheit oder Zukunft herumtut.

    Aber als Leser (der ich eher selten bin, zugegeben) suche ich manchmal das Authentische. Wenn ich mich frage, wie es einen Menschen geht, der einen Krebsbefund bekommt, dann kann ich das natürlich auch "erfinden" und mich in die Person hineindenken, hineinfühlen, aber dabei könnte ich Gefahr laufen, nur Klischeehaftes zu produzieren. Möchte ich das nicht, werde ich wohl recherchieren, dass heißt, ich würde Berichte von relevanten Menschen lesen - oder mit ihnen sprechen.

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  12. Das "Authentische" suche ich auch, allerdings muss da dann auch noch Können dazukommen. Und die Fähigkeit, das Erlebte zu Reflektieren und in einen größeren Zusammenhang zu stellen. Sonst verkommt es ganz schnell zur Erzählerei von Döntjes und - ich nenn es mal so - "Betroffenheitsschreiberei". Und wenn ich im Fernsehn noch einmal in einem Interview (grade im Sport, wenn jemand etwas Großes gewonnen oder auch verloren hat) fragt "Was haben Sie gefühlt in diesem Augenblick?", dann krieg ich nen psychogenen Brechdurchfall.

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  13. @Madam
    Herzlichen Dank, ich hab das gleich in den Artikel eingebaut!

    @Sabine
    "psychogener Brechdurchfall" kommt sofort in meine Spunk-Kiste (s. Pippi)

    @Richard
    So ist es: Zum Schreiben gehört immer Recherche, auch zum "erfundenen" Schreiben. LeserInnen merken es ganz schnell, wenn man aus dem hohlen Bauch erfindet. Ein hier schön passendes Beispiel findet man häufig in Autorenforen: Sehr junge unerfahrene Frauen versuchen sich gern mit einem ersten Text an einem schwulen Protagonisten, mit meist lächerlichen Ergebnissen. Solche Texte sagen dann psychologisch viel über die Autorinnen, sind aber nicht unbedingt zu genießen.

    Natürlich darf ich nicht am Schreibtisch hocken! Muss meine Texte von Insidern gegenlesen lassen. Muss mich in meine fiktionalen Welten auch persönlich begeben. Was glaubst du, wie manisch ich seit dem Nijinsky Ballett anschaue, sogar in Zeitlupe am Computer Passagen immer und immer wiederhole ;-) Trotzdem habe ich den Text auch von einem Kenner lesen lassen und will noch in eine offene Ballettwerkstatt.

    So merkt man beim Krimi durchaus auch, ob der Autor seinen Hintern hochbekam und tatsächlich mit der Polizei arbeitet oder sogar schon in der Pathologie war.

    Aber nicht jeder Kenner, nicht jeder Erfahrene kann auch schreiben. Und da sehe ich wirklich die Gefahr wie Sabine, dass es zu Betroffenheitskitsch verkommen kann. Obwohl auch die Selbsterfahrungsbücher ein Bedürfnis bedienen, indem sie sagen: du bist nicht allein.

    Und manchmal wollen LeserInnen auch schlicht betrogen werden. Ich glaube nicht, dass auch nur eine Frau, die sich mit Vergewaltigungsopfern beschäftigt hat, einen historischen Roman anrühren würde, in dem die Mehrfachvergewaltigte luststöhnend in die Arme des Märchenprinzen sinkt. Ausgerechnet das wird dann Fluchtliteratur...

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  14. @Peter Hellinger

    sorry, Peter, dass dich die neue Spamschutzmaschine von Gugl zuerst wegen Doppelklickens weggeputzt hatte, aber der Text war zu retten.

    Übrigens muss man gar nicht persönlich vorlesen, um mit seinen Hauptfiguren verwechselt zu werden. Ich fürchte, die Abstraktionsfähigkeit zwischen Fiktion und Autorenleben nimmt seit den Reality-Dumm-Shows rasant ab. Du kannst dir nicht vorstellen, welche Frauen mich schon für den doch harmlosen "Lavendelblues" massakrieren wollten, weil sie sich angeblich naturgetreu darin wiederfanden.

    Bei meinem letzten Bühnenprogramm habe ich den Spieß umgedreht: die Dumme vom Lande gespielt, Klassiker vorgelesen, unverdauliche Typen, alles, was man so angeblich nicht mehr lesen kann inklusive Mickiewicz (hard stuff!) - und dazu Theaterwodka niedergemacht. Plötzlich wollten alle "das tolle Buch" kaufen!

    Tja, was ist schon echt und was fiktiv oder inszeniert an Autoren? ;-)

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