Ein "gemachter" Mann

Ein Artikel im Buchreport über Terry Pratchett gibt mir gerade sehr zu denken. Der Bestsellerautor steht auch in meinem Regal, weil er wohltuend mit dem üblichen Fantasygedöns brach. Seine "Scheibenwelt" ist Gesellschaftskritik, nicht einfach ein Sammelsurium niedlicher Elfen und böser Trolle. Ich hatte schon immer ein Faible für Satire und vermisste nur manchmal, wie viel beißender Humor und Sprachspiel bei der Übersetzung verlorenging. Viele Fans lasen ihn deshalb lieber gleich im Original.

Tja - und jetzt kommt man in Deutschland plötzlich auf den Trichter, dass man den Autor all die Jahre über ins völlig falsche Regal geräumt hat. Die Idee kommt jedoch nicht etwa deshalb auf, weil Fans genau das seit vielen Jahren bemängeln. Es dürfte eher das Versprechen von noch mehr Profit sein, dass Terry Pratchett jetzt aus dem "Schmuddeleck" Fantasy befreit werden soll und zum "richtigen" Autor gekürt wird. Schluss mit Genre, er kann mehr als Genre. Das sage nicht ich, das sagen Verleger und Lektorin bei Goldmann (oder war's doch Manhattan und Buchreport verwechselt da etwas?), jedenfalls: Der Manhattan Verlag gönnt ihm jetzt andere Übersetzer und ein feineres Outfit dazu.

Es ist schon faszinierend, welche Einsichten man aus diesem Vorgang und diesem Artikel gewinnen kann. Obwohl es eigentlich nichts Neues ist: Genre ist nichts Richtiges. Weder für die Verleger noch für die Buchhändler. Richtig ist man nur, wenn man keinen Genre-Aufkleber auf der Stirn mit sich herumträgt. So ein richtiger Schriftsteller wird nicht in Spezialregale geräumt. So ein richtiger Schriftsteller wird nicht mehr auf Genrezutaten heruntergebrochen, sondern völlig neu wahrgenommen - nämlich mit dem, was er kann. Pratchett wird künftig sogar im Feuilleton ernst genommen werden. Da regen sich Genre-Autoren über das Schmuddelimage auf - dabei beginnt es schon im Verlag: 1. Klasse, 2. Klasse...

Etwas neuer ist vielleicht für manche die Erkenntnis, wie leicht sich Genre oder Nicht-Genre mit Marketing "machen" lässt. Man nehme einen Künstler für die Cover, achte auf Corporate Identity bei den Umschlägen und gestalte das Buch edel und modern. Man investiere kräftig in Werbung für den Buchhandel und Social media. Fertig ist der richtige Autor, der einst Genre-Autor war. Nur der Inhalt der Bücher - der ist völlig gleich geblieben. Der wird aber jetzt vielleicht anders wahrgenommen, weil er anders verpackt ist.

Wie viele Autoren, die nicht so berühmt sind, werden eigentlich falsch platziert? Wie viele Bücher ließen sich völlig anders ins Licht der Öffentlichkeit rücken, wenn sich ein Verlag wirklich für deren Inhalte engagieren würde? Wie abhängig sind wir Autoren von Grafikern? Wie kommen wir aus einer Schublade wieder heraus, falls es die falsche war? Warum werden Autoren nicht an ihrem Können und ihren Inhalten gemessen, sondern an künstlich gemachten Schubladengrenzen, die einzig und allein der leichteren Sortierbarkeit im Regal dienen?
Nein, Antworten habe ich leider keine...

Nachtrag: In der Bibliotheka Phantastika kann man nachlesen, was Pratchett-Fans und Fantasyleser von der Aktion halten.
Bei Schreibblockade kann man die neuen Cover begutachten und findet eine Menge Links zum Nachhall über die Aktion.
Ganz spontan fände ich die Cover richtig niedlich für leicht trashige Kinderbücher ... etwa: "Das kleine grüne Männchen in Papas DVD-Player verstehen - leichtgemacht" und "Quidditch gegen die schwarze Lehrer-Gang" und "Hexe Bullerbü räumt auf". Ob die Fans das Outfit schlucken werden?

17 Kommentare:

  1. Liebe Petra,

    ein sehr interessanter Artikel - vielen Dank dafür! Terry Pratchett ist ein genialer Satiriker und Augenöffner. Ich lese ihn unheimlich gern, obwohl ich kein Fan von ›High-Fantasy‹ bin. Bücher in denen Trolle, Feen, Elfen, Kobolde oder Zwerge vorkommen, fasse ich sonst nur mit der Kneifzange an. Mit Ausnahme von Pratchett. Seine Geschichten sind gespickt mit beißendem Spott - persiflieren sowohl Intoleranz als auch Ignoranz und sind dabei auch noch ein humoristischer Lesegenuss. Abgesehen davon, dass er komplett mit der einfach gestrickten, mittelalterlich anmutenden und frauenfeindlichen Fantasy-Vorstellung bricht.
    Ganz sicher hat er eine große Leserschaft verdient. Woher da aber noch eine Steigerung kommen soll, kann ich mir nicht vorstellen. Ob da eine neue Übersetzung helfen kann? Schon beim letzten Roman bemäkelten Fans den neuen Übersetzungsstil. Die Gefahr besteht, dass sich alte Leser abwenden (zumindest von der deutschen Variante).
    Und wieso Fantasy immer noch als Schmuddelgenre bezeichnet wird, ist mir unverständlich. Ganz abgesehen davon, dass Fantasy nicht gleich Fantasy ist. Einen Pratchett kann man doch wohl nicht mit ›Urban-Fantasy/Romancy‹ in ein Regal stellen. Anscheinend braucht der Buchhandel solche Kategorien. Erst kürzlich las ich, dass Eva Baronskys ›Herr Mozart wacht auf‹ zigmal abgelehnt wurde, weil es nicht ›einzuordnen‹ sei. Kurios.

    Liebe Grüße
    Nikola

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  2. Uiuiui, Nikola,
    du kennst ja noch viel mehr Schubladen als ich! ;-) Gibt es wirklich LeserInnen, die im Laden sagen: Ich will heute bitte Urban Fantasy mit einem kleinen Touch High Fantasy?

    Ich denke mal, nach Millionen von Lesern setzt der Verlag jetzt ausdrücklich auf diejenigen, die Fantasy nicht mit der Beißzange anfassen würden. Aber ob die dann Magie schlucken?

    Das ist überall das Problem, wenn die Branche Genres und Trends tot reitet. Ich habe früher sehr viel Fantasy gelesen (Pratchett entdeckt und auch Ursula K. Le Guin und China Miéville), als das Genre noch vielfältig, intelligent und zuweilen literarisch war. Dann wurde es von den deutschen Verlagen verengt, verflacht und verdümmlicht. Als ich nur noch "Kampf der Dingens gegen Dingens" fand, rührte ich nie wieder ein Buch mit magischen Elementen an - bis Harry Potter kam.

    Das geht auf Kosten der Autoren und der wirklich guten Bücher, passierte aber genauso beim historischen Roman und droht nun dem Krimi. Programme werden à la RTL zurechtgeglättet. Und dann wundert man sich, warum die Leser ausbleiben und man sich wieder von der Kiste verabschieden muss... SCHADE um die Genreliteratur!

    Ich weiß nicht, ob der Buchhandel das wirklich braucht - er bekommt es eben (in anderen Ländern sind die Schubladen viel durchlässiger). Aus Verlagen höre ich, die Buchhändler bestünden darauf. Glaube ich in den automatisierten Kettenläden sofort. Aber sonst? Die Erfahrung von Eva Baronsky ist symptomatisch - es wird zumindest von Konzernverlagen kaum noch irgendetwas aufgekauft, was nicht sofort in ein Schema einzuordnen ist.

    Übel sind die klebrigen Schubladen für die Autoren, die ausbrechen wollen. Ich war so dumm und naiv, mich als Newcomer mit einem kulturhistorischen Buch auch in Richtung Esoterik vermarkten zu lassen. Das war in den 1990ern das leichteste und beste Entrée in den Sachbuchmarkt und verkaufte sich wie geschnitten Brot.

    Zwei Jahre lang habe ich gerödelt und geackert, bis ich endlich wieder ernst genommen wurde und dieses falsche Image (ich kann Esoterik nicht ab) loswurde. Meinen ersten "ernsthaften" Buchvertrag habe ich nur einer Arbeit für die BBC zu verdanken - wegen der Bücher vorher hätte ich ihn nie bekommen. Und ich weiß genau, dass mir jede Agentur rät, in manchen Bewerbungen sogar meine Romane zu unterschlagen, um überhaupt Chancen zu haben.

    Nicht, weil die Inhalte nicht adäquat wären, sondern weil das Ganze in einer für mich ungünstigen Schublade vermarktet wurde. Jeder künftige Romanversuch meinerseits wird gegen ein Cover mit drei kichernden "Girlies" anrennen müssen...

    Schöne Grüße,
    Petra

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  3. Habe eben in deinem Blog das tolle Ideenbuch entdeckt! Noch eine Ideenbuch-Fetischistin? ;-)

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  4. Ich finde es immer interessant, dass Buchhandel und Verlage die alleinigen "Schuldigen" dieser Problematik sein sollen. Lieben denn nicht auch die Buchkäufer ihre Kategorien und Schubladen, die eine einfach Orientierung ermöglichen? Warum sonst läuft der tausendste paranormale Liebesroman mit melancholischem Frauengesicht so gut?
    Es meckern immer alle über diese Coverklone - die ich auch schrecklich finde - aber als Buchhändlerin beobachte ich, dass die Mehrheit der Leute die Bücher, die von diesem Schema abweichen eher links liegen lassen und nach dem Altbekannten greifen. Die meisten wollen ein Buch, das ist "wie Buch xy".
    Das ist etwas, womit auch die Verlage zu kämpfen haben.

    Und: Ja, der Buchhandel braucht seine (zumindest groben) Schubladen, weil es schwer ist in einem großen Laden Bücher so zu verorten, dass sie (wieder)gefunden werden. Das ist einfach ein organisatorisches Problem.
    Ich finde auch nicht, dass die Schubladen das Problem sind, eher der Snobbismus, der gewissen Genres entgegengebracht wird. Und daran sind nicht die Verlage und Buchhändler schuld, sondern die Leser, die diese Klischees bis zum Erbrechen wiederholen. Gerade was Fantasy angeht. Ich muss immer lachen, wenn jemand zu einem guten Fantasyroman sagt: Aber das ist keine Fantasy! Als müsse Fantasy automatisch schlecht sein.

    Übrigens bezweifle ich, dass der Plan mit Pratchett aufgehen wird. Ich kann jetzt schon sagen, dass der neuausgestattete Pratchett in den meisten Fällen von den Buchhändlern zur Fantasy geräumt werden wird. Ist eben mal wieder eine neue Ausgabe ...

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  5. Ja, auch eine Fetischistin, was jegliches Arbeitsmaterial angeht.;-)

    Ich frage mich gerade, ob es zum Beispiel im Bereich ›Schauspiel‹ nicht noch viel schlimmer ist. Eine Schauspielerin, die sich auf ›ländlichen Herzschmerz‹ spezialisiert hat, spielt diese Rolle eben bis zum Erbrechen. Wo Christine Neubauer draufsteht, muss eben auch Christine Neubauer drin stecken. Wer davon abweicht, muss damit rechnen, dass der Film bei der ARD im Nachtprogramm gesendet wird und gefühlte hundert Zuschauer erreicht.
    Oft habe ich mich schon darüber geärgert, das hochinteressante Filme um 0.30 Uhr anfangen. Wer ist da noch auf? Wen kann man da noch erreichen? Etwas mehr Mut stände da den Programmchefs nicht schlecht zu Gesicht, vielleicht würden sie eine Überraschung erleben. Ich übertrage das jetzt nicht eins zu eins auf den Buchhandel, aber auch dort kann man Leser noch überraschen. Durch ein originelles Cover zum Beispiel, das vom Standard abweicht: einmal kein beige-brauner Hintergrund für einen Mittelalterroman, einmal kein Frauengesicht auf dem romantischen Fantasybuch, einmal kein Rabe auf einem Krimi (wahlweise auch Äxte, Sensen, Schwerter, Blutstropfen, öde Ruinen).
    Natürlich will der Leser etwas lesen, dass so ähnlich ist wie ...
    Er hat vielleicht auch gar nicht die Zeit und Lust, elend lange nach etwas Neuem zu suchen. Also muss man ihm die Abweichung vom Gewöhnten schmackhaft machen.
    (Ich vermute stark, das ich naiven Träumen anhänge. Am Ende schreibt/verlegt man eben nach dem Förmchen, das sich bewährt hat.)

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  6. Dein neues Foto sieht übrigens sehr schön aus - tolle Farben!

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  7. Liebe Petra,

    als "Genreschreiberin" war ich auch zunächst geschockt, dass meine Bücher diese Attribute "rotes Kleid-abgeschnittener Kopf" erhielten. Aber man gewöhnt sich daran. Zu Terry Pratchet kann ich nichts sagen, aber es wird sicher so sein, wie Nija sagt. Zumindest mir als Autorin kommen die Schubladen entgegen, denn ich
    finde meine Romane in den Buchhandlungen immer sofort!:-) Dagegen musste ich den Kalender immer suchen, denn er stand mal bei Taschenkalendern, mal bei Regionalia, mal lag er im Haufen auf einem Sondertisch, der nicht einzuordnen war. Auch Eva Baronskis Buch habe ich schon gesucht, aber nirgends gefunden. Und "Tannöd" steht jetzt bei Regionalkrimis. Lösungsvorschläge habe ich leider keine.

    Herzlichst
    Christa

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  8. @nija
    Endlich endlich kann ich in diesem Blog eine Buchhändlerin direkt befragen, toll! Ich habe ja seit Jahren die böse Vermutung, jeder schiebt immer alles auf die anderen. Mir sagte mal ein Verlag: Unsere Vertreter wollten das so. Zufällig kannte ich einen der Vertreter. Und der meinte: Der Verlag verlangte, dass wir das so wollen. Ich denke, es gibt nicht "einen" Schuldigen, das ist ein komplexes System, teilweise schon ein Teufelskreis. Keine Chance, das aufzubrechen? Wie wäre es mit einem Regal für "Wagnisse"?

    Snobismus gegen Schubladen:
    Den empfinde ich wie die E-U-Diskussion als sehr deutsch. Hier in Frankreich sind diese Grenzen zwar da, aber viel durchlässiger, dementsprechend kaufe ich auch Hochliteratur neben der Käsetheke im Supermarkt und der Professor schämt sich nicht, wenn er Comics liest. Frage nach der Henne und dem Ei: Könnten die rigiden Schubladen Snobismus vielleicht sogar fördern?

    Ich sehe das ja alles ein mit der Sortiererleichterung, dem "geschrieben wie" etc. Auch ich fragte meinen Buchhändler: Gibt es noch jemanden auf dem Niveau von China Miéville? Auf der anderen Seite sind sehr viele nachhaltig (!) berühmte Bestseller zu solchen geworden, weil da ein Verlag und der Buchhandel den Mut hatten, etwas völlig Eigenes und Anderes durchzusetzen. Beispiel Harry Potter.

    Trotzdem nehmen Sie mir irgendwie den Glauben an die Menschheit ;-)
    Auch wenn Millionen RTL schauen und man mit denen dickes Geld machen kann, ich will einfach nicht glauben, dass es nicht auch die anderen gibt und dass man nicht auch RTL-Zuschauer einmal herausfordern könnte. Ich glaube sogar, dass viele Menschen RTL UND Arte schauen.

    Tante Erna wäre früher nie in den Drogeriemarkt gerannt, um ein Jojoba-Shampoo für ihr Haarproblem zu kaufen. Tante Erna kauft das, weil der Drogeriemarkt ihr altes Kräutershampoo ausgemustert hat, weil die Freundinnen im gleichen Drogeriemarkt kaufen, weil ihr die Werbung vorgaukelt, Jojoba mache schön und glücklich... Regalplätze für Jojoba-Shampoos sind also selbstverständlich. Was aber würde Tante Erna kaufen, wenn da noch etwas anderes angeboten würde?

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  9. @Christa
    Du könntest den Suchvorgang abkürzen, indem du die Buchhändlerin, den Buchhändler fragst, ob sie ein gewisses Buch haben oder bestellen können.

    Wenn aber im Laden keine ausgebildeten Buchhändlerinnen mehr stehen, sondern Hilfsverkäuferin, die vorher in der "Nordsee" angestellt waren (schon erlebt), wird das ein Problem - und die Regale müssen eindeutig sein. Und wenn Bücher von kleineren Verlagen u.ä. in gewissen Buchhandlungen angeblich nicht zu bestellen sind, dann greift der frustrierte Leser auch häufiger in die Fix-und-Fertig-Regale ... oder bestellt künftig lieber online.

    Die Herausforderung der Zukunft: Wie findet das Buch zum Leser?
    Herzlichst,
    Petra

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  10. "Wenn aber im Laden keine ausgebildeten Buchhändlerinnen mehr stehen, sondern Hilfsverkäuferin, die vorher in der "Nordsee" angestellt waren (schon erlebt), wird das ein Problem - und die Regale müssen eindeutig sein."

    Ich merke da auch große Unterschiede, und frage eigentlich nur noch in kleinen Läden die Buchhändlerin/den Buchhändler.
    Ja, wie kommt das Buch ohne Schublade zum Leser? Mich würde es zum Beispiel neugierig machen, wenn da mal ein Regal stünde mit "Büchern, die in keine Schublade passen." Aber ob das andere Leser auch interessiert?

    Herzlichst
    Christa

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  11. Tja, Christa,
    da kann man sich fragen, warum es in der sogenannten Literatur hervorragend funktioniert, wenn auf einem Buch einfach nur "Roman" steht. Oder warum manche Verlage, wie z.B. Diogenes oder Weissbooks, ihre Cover nicht nach Sparten, sondern nach Wiedererkennungswert für den Verlag gestalten - mit großem Erfolg.

    Die andere Sache "ohne Schublade" ist das, was ich immer predige: Markenbildung in Bezug auf den Autor, nicht seine Bücher. Das läuft aber dann auf ganz anderen Schienen.
    Herzlichst,
    Petra

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  12. @Nikola
    Man findet aber genauso oft bekannte Serienschauspieler, die plötzlich in großen Rollen auf der Theaterbühne stehen und zeitweise ganz aus dem Fernsehen verschwinden.

    Ich denke - egal in welcher Kunst - es gehört eine Menge Rückgrat und vor allem Risikofreude auf Seiten des Künstlers dazu, die eigenen Interessen zu verwirklichen und womöglich vielseitig zu bleiben. Und es macht bedeutend mehr Arbeit, sich ständig um neue Publikumsschichten zu bemühen, anstatt sich auf einem vermeintlich sicheren Stammpublikum auszuruhen.

    Wer kann / will widerstehen, wenn ein Verlag mit der Genreschublade winkt und verspricht, für drei abgeschnittene Köpfe auf dem Cover gäbe es besonders schöne Vorschüsse?

    Wer kann / will bewusst für kleinere Leserschaften schreiben, wenn man ihm Massen verspricht?

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  13. Der Verlag ist Manhattan, nicht goldmann - aber ansonsten stimmt's.

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  14. Oha, ein aufmerksamer Leser, danke! Ich habe es entsprechend verbessert, es ist nicht ganz so einfach:
    Gesprochen haben im Buchreport Verlegerin und Lektorin von Goldmann, die Hardcover erscheinen aber bei Manhattan.

    Goldmann und Manhattan gehören beide zu Random House, Manhattan macht Pratchetts HCs und Goldmann weiterhin die Taschenbuchausgaben.

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  15. So stimmt's, ja.
    Entschuldige bitte den reichlich knappen Kommentar.

    eine sehr schöne titel-Zweitverwendung übrigens. Da wären diese Bilder tatsächlich gut untergebracht.

    Ich verstehe ehrlich gesagt das Geeiere von Manhattan, Pratchett betreffend, nicht. Das ist ja nur der letzte auswuchs einer von Anfang an unglücklichen Verkettung von Ereignissen. Im Mai 2010 hat KingOli in seinem Blog das schon mal schön zusammengefasst: http://www.kingoli.net/blog/2010/05/02/terry-pratchett-manhattan-eine-glucklose-verbindung/

    Und das Drama mit der Übersetzung von "Nation" ("eine Insel") ist ja nur das schönste Beispiel von einigen: http://www.achronos.de/tom/2009/04/pratchett-ubersetzungen-ein-trauerspiel/

    Dabei wäre das wirklich genau das richtige Buch gewesen, um Pratchett auch Nicht-Fantasy-Lesern nahe zu bringen. Was Manhattan wirklich glorreich vergeigt hatte. Aber was Öffentlichkeitsarbeit angeht, lernen sie dort wohl nur sehr langsam dazu.

    Grüße und schönes Restwochenende,
    Tom

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  16. Man darf hier auch knapp kommentieren ;-) - und willkommen im Blog!
    Ein übles Drama, das mit der Übersetzung - aber leider kein Einzelfall in der Arbeit von Übersetzern, denen man dann meist die Schwächen eines Buchs anlastet.
    Dass ein Kollege aufgrund des Lektorats so weit gehen muss, den Abdruck nur unter Pseudonym zu erlauben und einen solchen offenen Brief zu schreiben, lässt auf tatsächliche Ausmaße schließen.

    Aber leider: Das ist nicht der einzige Fall, nicht der einzige Verlag und nicht der einzige Übersetzer, der mit seinem Namen nicht mehr für das Lektorat geradestehen möchte.
    Dazu kommt, dass die Lektoren ebenfalls unter einem enorm wachsenden Druck von oben stehen, so über Texte zu bügeln. Vor allem die freien...

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  17. "Ich will kein Homo-Autor sein"
    http://blogs.taz.de/reptilienfonds/2010/09/24/volker_surmann_ich_will_kein_homo-autor_sein/

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