Journalismus absurd

Es tut mir aufrichtig leid, dass ich es immer noch nicht zu einem Vertrag mit den Happy Hours geschafft habe. Also mal wieder schwarz. Weil das Geld der Welt auf schwarzen Märkten mit weißen Westen floriert, weil Erdöl schwarz ist ... ach was, natürlich glaube ich nicht an den Untergang des Abendlandes, wäre ich sonst noch hier?

Außerdem bin ich von einer gewissen lebenserhaltenden Naivität. Als mir Anfang der Neunziger ein Filmproduzent sagte, die Inhalte des Privatfernsehens seien nur lustig bunte Platzhalter für das eigentliche Anliegen, nämlich die Werbung, lachte ich kindlich naiv auf, als habe er einen Witz erzählt. Als ich bei einer Zeitung den ersten Artikel "entschärfen" musste, weil man sonst wichtige Anzeigenkunden vergraulen könnte, tippte ich mir naiv an die Stirn, in der Meinung, nur mein Blatt habe nichts von Pressefreiheit und Informationspflicht gehört.

Ich schreibe weiter, habe meine Naivität also nicht besiegt. Denn ich kann staunen wie ein kleines Kind. Etwa über das, was die WELT inzwischen unter Journalismus versteht. Solche Absurditäten fallen einem gestandenen Journalisten doch sonst nur im Alptraum ein, oder?

Nein, noch geht das Abendland nicht unter. Seine Chancen steigen ins Unermessliche. Wer nicht schreiben kann, knipst einfach, und dafür braucht er auch nichts mehr zu können. Denn die Kameras von heute erkennen dank Software aus der Antiterror-Überwachungs-Branche Gesichter jetzt vollautomatisch, verfolgen sie bis ins schattigste Eck und halten drauf, drücken ab. Notfalls mit leichten Faustschlägen zu bedienen. Dazwischen quetschen wir ein paar ungelenke Zeilen; poetisch ist, was nicht klingt und nicht verstanden wird. Wozu Verlagsverträge? Wir drucken Fotobücher mit Instant-Layout, online bestellt, und schmuggeln unverkäuflichen Text darunter.

Ich meine, wenn schon große Zeitungen aus NICHTS bestehen, mit NICHTS Geld machen und Kunden fangen - warum dann nicht endlich endlich auch NICHTS zwischen Buchdeckel klemmen? Oder bin ich mit meinen Utopien zu naiv?

2 Kommentare:

  1. "Nichts" zwischen Buchdeckeln ist eine gute Idee. Wenn ich mir anschaue wieviel Scheiße oft zwischen Buchdeckeln landet, dann wäre es eine nerverschonende Alternative. Man hätte "Nichts" zum Aufregen.

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  2. Hmmm... ich kaufe immer diese schönen Nichtse im Schreibwarenladen. Jetzt komme ich aber ins Grübeln: Wenn man für die doch keine Autoren braucht, warum sind die dann oft teurer als ein bedrucktes Buch?
    Ich war schon immer schlecht in Mathematik. Ich komme einfach nicht auf den Fehler im System...

    Und noch ein Aufreger: Früher konnte man in mein Geschreibsel Heringe einpacken. Jetzt sind die Seiten zu klein.

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