Aus dem Nachlass: Sünde ohne Ablass
Wenn man einen Nachlass ordnet, kann man Überraschungen finden. Soeben ist der bisher umstrittenste Text der Autorin bei deren Lebzeiten wieder aufgetaucht! Im Original. Ein übles Machwerk von Satire, oder wie ein damals geschätztes Rechtanwaltsbüro schriftlich bescheinigte: "Gesamtwürdigend muss ich feststellen, dass der Artikel als ein gehässiges Pamphlet eingeordnet werden muss" und "der Straftatbestand einer rechtswidrigen Beleidigung im Sinne der §§ 185 ff. StGB erfüllt ist." Das klingt nicht nur unglaublich, das ist Realität: Die süße siebzehn Jahre zählende Damals-noch-nicht-Autorin und die Redaktion wurden hochoffiziell verknackt und konnten sich nur durch einen Vergleich dank einer noch geschätzteren Anwaltskanzlei vor Schlimmerem bewahren. Der angedrohte Wurf von der Schule kurz vor dem Abitur verlor dann seine Wirkkraft, als das Konkurrenzgymnasium tönte: "Wir nehmen euch mit Kusshand!"
Wie wir alle wissen, wurde die Schülerin nach einigen Irrfahrten ausgerechnet Journalistin und schrieb fürs Feuilleton einer Tageszeitung noch viel härtere Pamphlete, für die sie auch noch bezahlt wurde. Es gab damals einige Lehrer, welche die Schülerin heimlich zum Kaffee einluden, um ihr zu erzählen, dass sie ein gewisses Talent habe und sich durch eine Strafzahlung ja nicht vom Schreiben abhalten lassen solle. Damit haben sie historisch Bedeutsames verursacht, denn jener Straftatbestand ist der erste veröffentlichte belletristische Text der Autorin. Damals noch handschriftlich niedergelegt auf sechs nummerierten DIN-A-5-Seiten, in der Redaktion abgetippt und per Copyshop im Eigenverlag der Schülerzeitung publiziert. Die Exemplare gingen weg wie nix und wurden nach dem Einschalten der Kanzlei von Fans in Massen raubkopiert.
Etwa dreißig Jahre später liest sich der Text, wie sich eben Schülertexte so lesen. Ein großer Wurf war es noch nicht, die satirischen Überspitzungen gerieten in der Tat häufig zu plump, nicht scharf genug, nicht zielgenau treffend. Viele Witze sind solche "Insider", dass ein Raubkopierer aus fernerem Umfeld wohl kaum seine Freude erleben konnte. Außerdem hätte sich die kleine Autorin kürzer fassen können, der Artikel hat Längen.
Aber der Text erschreckt die Autorin in positivem Sinne, weil er deutlich macht, wie wenig man sich selbst beim Schreiben verändert - trotz aller Entwicklung. Er zeigt, wie leicht es eigentlich wäre, mit dem scharfen Blick aus zeitlichem Abstand die Eigenheiten, Schwächen und Stärken zu erkennen. So ein alter Textversuch könnte hilfreich sein, wenn man sich selbst zu verlieren scheint, wenn man das Schreiben zu sehr anpasst und die eigene Stimme zu verlieren droht. So ein alter Textversuch kann die Augen öffnen.
Meine Art, Menschen zu bebachten, Figuren zu charakterisieren oder ironisch überspitzt zu formulieren, hat sich kaum verändert. Ganz schlimm ist die Feststellung, dass ich die im Blog geübte Marotte, im letzten Satz noch einmal einen Gedankenschlenker oder einen Gag einzubauen, womöglich sogar durch Wiederholung mit kleiner Variation, schon mit siebzehn Jahren praktizierte. Mein berühmter letzter Satz...
Ich weiß nicht, ob der Lehrer, dem wir damals Schmerzensgeld zahlen mussten, glücklich geworden ist mit seiner Reaktion. Immerhin hat er Aufregendes geschafft: Ich habe von ihm im Unterricht zwar nicht viel gelernt, wusste aber seither, wie man die Freiheit der Literatur auch per Anwalt verteidigt. Und wenn er nicht gewesen wäre, hätten die anderen Lehrer nie einer zukünftigen Schriftstellerin gesagt, dass sie nie mit dem Schreiben aufhören soll, weil sie ein gewisses Talent hätte.
Zum "Machwerk"...
Wie wir alle wissen, wurde die Schülerin nach einigen Irrfahrten ausgerechnet Journalistin und schrieb fürs Feuilleton einer Tageszeitung noch viel härtere Pamphlete, für die sie auch noch bezahlt wurde. Es gab damals einige Lehrer, welche die Schülerin heimlich zum Kaffee einluden, um ihr zu erzählen, dass sie ein gewisses Talent habe und sich durch eine Strafzahlung ja nicht vom Schreiben abhalten lassen solle. Damit haben sie historisch Bedeutsames verursacht, denn jener Straftatbestand ist der erste veröffentlichte belletristische Text der Autorin. Damals noch handschriftlich niedergelegt auf sechs nummerierten DIN-A-5-Seiten, in der Redaktion abgetippt und per Copyshop im Eigenverlag der Schülerzeitung publiziert. Die Exemplare gingen weg wie nix und wurden nach dem Einschalten der Kanzlei von Fans in Massen raubkopiert.
Etwa dreißig Jahre später liest sich der Text, wie sich eben Schülertexte so lesen. Ein großer Wurf war es noch nicht, die satirischen Überspitzungen gerieten in der Tat häufig zu plump, nicht scharf genug, nicht zielgenau treffend. Viele Witze sind solche "Insider", dass ein Raubkopierer aus fernerem Umfeld wohl kaum seine Freude erleben konnte. Außerdem hätte sich die kleine Autorin kürzer fassen können, der Artikel hat Längen.
Aber der Text erschreckt die Autorin in positivem Sinne, weil er deutlich macht, wie wenig man sich selbst beim Schreiben verändert - trotz aller Entwicklung. Er zeigt, wie leicht es eigentlich wäre, mit dem scharfen Blick aus zeitlichem Abstand die Eigenheiten, Schwächen und Stärken zu erkennen. So ein alter Textversuch könnte hilfreich sein, wenn man sich selbst zu verlieren scheint, wenn man das Schreiben zu sehr anpasst und die eigene Stimme zu verlieren droht. So ein alter Textversuch kann die Augen öffnen.
Meine Art, Menschen zu bebachten, Figuren zu charakterisieren oder ironisch überspitzt zu formulieren, hat sich kaum verändert. Ganz schlimm ist die Feststellung, dass ich die im Blog geübte Marotte, im letzten Satz noch einmal einen Gedankenschlenker oder einen Gag einzubauen, womöglich sogar durch Wiederholung mit kleiner Variation, schon mit siebzehn Jahren praktizierte. Mein berühmter letzter Satz...
Ich weiß nicht, ob der Lehrer, dem wir damals Schmerzensgeld zahlen mussten, glücklich geworden ist mit seiner Reaktion. Immerhin hat er Aufregendes geschafft: Ich habe von ihm im Unterricht zwar nicht viel gelernt, wusste aber seither, wie man die Freiheit der Literatur auch per Anwalt verteidigt. Und wenn er nicht gewesen wäre, hätten die anderen Lehrer nie einer zukünftigen Schriftstellerin gesagt, dass sie nie mit dem Schreiben aufhören soll, weil sie ein gewisses Talent hätte.
Zum "Machwerk"...
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