Nerventanz

Der Mantel war knallrot und hatte einen schneeweißen falschen Pelzkragen, das goldene Haarband stammte von einer Pralinenschachtel. Ach, sieht sie niedlich aus in ihrem Russenmäntelchen, sagten alte Damen, die dem braven Mädchen beim Sonntagsspaziergang begegneten. Das Mädchen auf dem Foto bin ich, vier Jahre alt. Ich kann mich nicht an das sichtbare Bild von außen erinnern, aber ich habe dieses Gefühl nie vergessen: Irgendein Glück brachte mich schier zum Platzen, so dass ich es heraustanzen musste. Ich erinnere mich auch noch an das Wissen, dass solches Glück einfach alles einnehmen müsse - es ließ mich die Zeit anhalten und den Raum sprengen.
Ich erinnere mich leider auch an den Tag danach. Nimm das affige Band aus dem Haar, Fasching ist vorbei. Tanz nicht so blöd rum. Sei brav.

Vielleicht bin ich so zum Schreiben gekommen. Es war eine heimliche Kunst, eine, die nach außen hin aussah, als sei man brav, bewege sich nicht übermäßig ... aber nein, falsch, brav wurde ich nie. Nur wenige Jahre später wurden meine Freundinnen und ich dabei erwischt, wie wir in Erwachsenenroben und Stöckelschuhen, die wir auf dem Speicher gefunden hatten, durch die Straßen stakten. Aber das ist wieder eine andere Geschichte...

Heute war das Gefühl wieder da und mein völlig erstaunter Hund musste miterleben, wie ein Indianertanz in Gummistiefeln in einer hohen Wiese wirkt. Anschließend sind wir gerannt - damit er den schauderhaften Anblick verarbeitet und damit meine Nerven langsam aus den Pirouetten kommen, die sie knapp unter den Wolken drehen. Ich bin aufgeregt wie eine Vierjährige. Nächste Woche ist etwas ganz Besonderes. Hätte man mir Anfang letzten Jahres davon erzählt, hätte ich vielleicht die Achseln gezuckt und gesagt: Aha, interessant! Jetzt habe ich das Gefühl, als würden an diesem Tag die Grenzen zwischen den Zeiten wieder einmal dünn, sehr dünn...

Na und dann habe ich heute erfahren, dass ich statt des Billigsekts heute Champagner hätte kaufen sollen, es aber so aussieht, dass ich das gesparte Geld in die teuerste Konzertkarte meines Lebens investieren müsse. Aberglaubengelübde muss man halten.
Neugierig?
Nächste Woche verrate ich mehr. Falls ich bis dahin nicht geplatzt oder brav geworden bin.

2 Kommentare:

  1. AAAaaaahh!
    Nächste Woche erst willst du mehr verraten?!

    Nein, das gilt nicht. Es ein bißchen spannend zu machen, schön und recht - aber so gar nichts sagen... erst nächste Woche... ach, nee...

    Also: Hat er genickt?

    Und übrigens - Spaghetti all'arrabiata sind was sehr feines :)

    Fröhliches Tanzen!
    Jan

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  2. Pfui, schäm dich, Jan ;-)
    Nächste Woche ist DER Tag. Nicht heute und nicht morgen. Hier geht es einfach nur um die große Geschichte, die Weltläufte und so und überhaupt.
    Und am Wochenende erzähle ich vielleicht, wie ein Hund dafür sorgte, dass drei Menschen darben mussten, weil eine ganze Pfanne..., nur weil Madame den Kopf woanders hatte...
    Morgen. Ein Pfannenrezept.
    Bonne nuit,
    Petra

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