Eremitenrausch

Von wegen, das Schriftstellern sei ein einsames Geschäft. Drei intensivste Tage mit Kreativen habe ich hinter mir und an einem hat sich mein alter Traum verwirklicht: Menschen aus allen möglichen Künsten an meinen runden Tisch zu setzen (nur die bildenden haben gefehlt). Was danach bleibt, ist ein eigenartiges Gefühl, das andere Menschen vielleicht mit Drogen erleben. Explodierende Kreativität im Austausch plus permanentes Ausklammern von Schlaf plus Reflektieren des eigenen Projekts hinterlassen das Gefühl, man müsse erst einmal ins Bett fallen und sich eine kaum spürbare, nur gewusste Erschöpfung wegschlafen. Aber genau das geht nicht, weil der Geist hellwach ist und auf Papier Ideen und Gedanken sprühen will, weil einem um tausend Ecken Dinge einfallen und obendrein ja auch noch Termine da sind. Da gibt es nur eins: Einen großen Kaffee trinken, Stift und Notizbuch in der Hand, dann ein Schläfchen am hellichten Tage. Und hinterher, beim Laufen mit dem ebenso platten Hund, ordnen sich langsam die Gedanken zu einer neuen Textexplosion.

Sollte man sich öfter gönnen. Zum einen habe ich mit Überraschung festgestellt, wie dehnbar so ein runder Tisch ist. Und jetzt stehe ich da mit einem Kalender, der die Zeit nicht mehr korrekt misst, weil man auch Tage immens dehnen kann. Nur an den Leuten draußen, die immer den gleichen Trott leben, kann ich erahnen, dass eine halbe Woche vergangen sein muss. Ich sitze mit einem Denkschatz am Schreibtisch, der sich wie ein Monat anfühlt. Und habe genau vier Tage Zeit für meinen Katalogtext. Kalendertage. Ich habe für solche Texte auch schon vier Wochen gebraucht. Im Eremitenrausch jedoch, das weiß ich, überfallen einen die Ideen dann manchmal innerhalb von vier Minuten. Hoffentlich...

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