Gedenkminute

Gedenkminute für den politisch unabhängigen, kratzigen Journalismus mit Rückgrat in Deutschland.
Zumindest das ZDF hat sich heute erfolgreich und endgültig davon befreit, Chefredakteur Nikolaus Brender muss gehen, Roland Koch kann sich freuen. Einem Nachfolger kann man jetzt schon herzliches Beileid wünschen. Und folgerichtig titelt ein Kommentar im Spiegel von Markus Brauck:
"Deutschland ist jetzt Berlusconi-Land."

Wer diesen Kommentar liest, erfährt, warum die Sache nicht nur Journalisten angeht, sondern jeden einzelnen Fernsehzuschauer und Demokraten. Wer wissen will, worum es eigentlich ging und geht, der findet die Affäre im Moment in so gut wie jeder Zeitung, etwa in der Süddeutschen. Und auch die Kommentare überschlagen sich derzeit, wie z.B bei Carta. Bei Twitter findet man aktuelle Nachrichten realtime unter den Hashtags #Brender und #ZDF. Der beste Kommentar dort war der Hinweis, dass man künftig die GEZ-Gebühren wohl als Parteienspende absetzen könne.

Tja, nach Kernprogrammen à la Kerner und Lanz ist jetzt eines sicher: Mit dem Zweiten kocht man besser!

5 Kommentare:

  1. Vielleicht koennte man auch sagen, ohne Fernsehen lebt man besser, was wir tun - was allerdings auch nicht bedeutet dass wir nicht fern-sehen koennen. Wer fern sieht, sieht anders.

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  2. Ach, damit habe ich gestern auch versucht zu lachen - mein Fernseher besteht nur noch aus einem schmalen Bildstreif und Ton...
    Aber das gestern hat mich doch sehr getroffen, nicht nur, weil es ein hervorragender Kollege ist, sondern weil ich mit Grusel beobachte, was aus diesem Beruf geworden ist und noch werden mag.

    Als ich in den Achtzigern einmal freiwillig eine Zeitung verließ, weil diese von ihren Redakteuren parteikonforme Berichterstattung per Unterschrift erzwingen wollte, haben alle mit dem Finger auf die Zeitung gezeigt und die Abonnentenzahlen sind in den Keller gerauscht.

    Heute ist es umgekehrt. Das Stimmvieh wird weiter ZDF schauen und kritische Journalisten werden einfach davongemobbt. Was aus solcher "freier" Berichterstattung wird, sehen wir ja nicht nur in Italien. Wir leben beide in einem Land, in dem vor noch nicht allzu langer Zeit Tausende von kritischen Journalisten entlassen wurden und so gut wie keine unabhängige Presse mehr existiert.

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  3. Sabine Kanzler28/11/09 09:52

    Ich sag mal einfach, dass das die Haken am öffentlich-rechtlichen System bei den Fernsehanstalten ist und dass der Staatsvertrag das Verfahren festlegt, wie der Posten besetzt werden soll. Das ist nicht das erste Mal passiert, dass die politische "Ausgewogenheit" zugeschlagen hat und es wird auch nicht das letzte Mal sein..... Mobbing halte ich allerdings nicht für den passenden Begriff. Es ist nach meinem Verständnis eher eine strukturelle Frage, wie solche Posten besetzt werden

    Dass es bedauerlich ist, das steht auf einem anderen Blatt!

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  4. Hast Recht, Sabine, Mobbing ist die falsche Vokabel, was ich bezeichnen wollte, war das wochenlange "Gezerre" einschließlich auch unrühmlicher Zitate eines Herrn Koch. Davon hat man eigentlich eher in Journalistenblogs und internen Berichterstattungen von Journalistenveranstaltungen gehört, seltener in Printmedien und gar nicht im Fernsehen (zumindest ist mir letzteres nicht positiv aufgefallen).

    Über Hintergründe des Verfahrens und was da gebeugt und gemauschelt und gemacht wird, hat der Medienjournalist Stefan Niggemeier schon vor dem bewussten Tag einen guten Beitrag geschrieben:
    http://www.stefan-niggemeier.de/blog/nikolaus-brender-und-die-heuchler/
    Und auch beim Carta-Link in meinem Beitrag finden sich jetzt ganz interessante Kommentare.
    Ganz bestimmt empfinden Journalisten die Sache wahrscheinlich als haariger als die Gebührenzahler...

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  5. Sabine Kanzler28/11/09 13:23

    Ich habe die Diskussion auch verfolgt und finde so eine politische Einflussnahme.....nein, ich schreib es jetzt nicht hin, das wäre zuuu unfein.

    Aber es liegt nun mal nicht an irgendeinem konkreten Politiker. Die Personen sind austauschbar. Es liegt an der dahinter liegenden Konstruktion, wie sich der Rundfunkrat zusammensetzt.

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