Wenn man Grenzen übertritt, im Kopf wie in der Welt, eingebildete und reale, findet man oft Wege in die Träume hinein. Man muss nur den eigenen Weg verfolgen, bis zum Starrsinn. Lockt einer am Wegesrand, durch das Touristengebiet ginge es doch viel leichter, sollte man Nein sagen lernen. Überraschungen lauern dort, wo man mutig vertrautes Terrain verlässt.
Ich habe ja bereits von meinen zunächst hobbyhaften Abstechern ins Baden-Badener Theater erzählt, wo dann immer mehr Workshops plötzlich zur schriftstellerischen Arbeit passen - und noch besser, zu einer Schnapsidee. Noch ist da nur ein großer Koffer im Kopf, ein Emigrantenkoffer. Ich sehe all die Vorfahren, fern in der Vergangenheit, aber auch noch recht nah, die sich mit solchen Koffern aufmachten ins Unbekannte. Um zu überleben, um zu entkommen, aber auch, um zu erleben, um anzukommen. Kofferzauber in einem seltsamen Fantasieland, Geschichten erzählen und spielen statt trocken Bücher vorlesen.
Es fasziniert mich, das Thema "Grenze". Weil ich nie ohne Grenzübertritte leben konnte, so nah an der Rheinbrücke nach Frankreich geboren. Im Binnenland, egal wo, fühle ich mich eingesperrt. Bin ich hier, will ich dort sein, ob in meinem Kopf oder am großen Strom. Mich dem ausliefern, was hinter den Grenzen stecken mag. Hoffnungen, Chancen, Gefahren, Träume, Fremdes, Überraschendes. Immer weiter, bis zum Horizont - und dann schauen, was hinter dem Horizont noch alles liegen mag.
Früher hat man gesagt, die badisch-elsässischen Sümpfe im Ried seien nicht ganz geheuer, atmeten Schimären und seltsame Wesen aus. Manchmal kocht sich noch heute im Nebel Geheimnisvolles aus. Wege krümmen sich, laufen in neue Richtungen, treffen aufeinander. Und so etwas ist mir dann auch passiert, als ich meinen Faible für die Innereien des Theaters entdeckte.
War es Zufall? Grenzgängerzauber? Ich lernte kürzlich Leute kennen, die Kultur und Theater in meinen Canton bringen wollen und derzeit ein dreisprachiges Theaterprojekt vorbereiten. Und wie das Leben so spielt, werde ich das französische Theaterstück ins Deutsche übersetzen. Und wenn es so weit ist, hier natürlich hemmungslos Werbung machen für die Aufführungen im Elsass und im deutschen Grenzland. Denn das Thema könnte aus einem meiner Träume stammen: Frontiérès - Grenzen.
Liebe Petra,
AntwortenLöschennach Frankreich auswandern! Hmm, das hätte was, dann aber in die Bretagne.
Das Theater und die Schreiberei haben ja viel gemeinsam, schließlich schicken wir Autoren unsere Figuren auf imaginäre Bühnen. Aber selbst aktiv werden, im Sinne von "Vor Publikum agieren", gehört nach wie vor nicht zu meinen liebsten Vorstellungen. Hut ab, dass du das kannst und machst. Ich bin noch am Üben.
Liebe Grüße
Inge
Liebe Inge,
AntwortenLöschendie meisten "Ausgewanderten" hier, die ich kannte, sind alle wieder weg. Weil sie vergessen, dass man sich selbst überallhin mitnimmt.
Das mit dem Auftreten: kann ich auch nicht. Ich bin furchtbar schüchtern, sterbe mindestens einen Tag lang fast am Lampenfieber und habe zwei Stunden vor Beginn ein erhöhtes Slapstickrisiko.
Ich bin die, die bei ihrer ersten Lesung auf einer riesigen leeren Bühne über das einzige am Boden festgeklebte Kabel stolperte und das Publikum im Flug begrüßte, bevor die Nase die Bretter der Welt berührte. Seither weiß ich: man muss lächelnd fallen. Dann glauben alle, das sei mühsam einstudiert. ;-)
Also nicht zuviel üben - das Kabel liegt immer da, wo man es nicht vermutet...
Herzliche Grüße,
Petra
Liebe Petra,
AntwortenLöschenich bin wahrlich kein Grammatikpinkel, in Blogs noch viel weniger, aber Himmel! "Scheinte" die Sonne?? :D
Pingelgrüße
Marco