Viele fahren derzeit ja wieder nach hüben wie drüben zum Einkaufen, wo sich - wie ich bereits schrieb - Grundsätzliches verändert hat. Das Elsass ist nicht mehr das gelobte Billigland, sondern kommt als teuerstes Departement gleich hinter Paris /Ile de France und Cote d'Azur.
Tanken lohnt sich weiterhin auf alle Fälle in Frankreich, wobei je nach Tageskurs manchmal weitere Strecken nur lohnen, wenn man sowieso fährt. Typische regionale Spezialitäten sucht man lieber in kleineren Läden, denn Supermärkte und Hypermarchés verkaufen fast ausschließlich Konfektionsware auch beim Essen. Aber selbst bei den Kleinen muss man aufpassen: Nur ein Bäcker, der "artisanale" arbeitet, bäckt noch wirklich selbst, alles andere ist Fabrikware in Bäckerverkleidung. Die Blätterteigplatten für Croissants werden aber auch beim "artisanale" fertig geliefert - teure Handarbeit wissen Kunden kaum noch zu schätzen und in Frankreich hat man nicht mehr viel Geld in der Tasche. Viele Bäcker haben jetzt in der Saison Urlaub, das Geschäft mit den Touristen würde sich nicht lohnen. Märkte findet man mittlerweile im Internet und über Touristenbüros, Städte haben meist eine Markthalle.
Was man im Elsass besser nicht kauft, weil teurer, aber nicht besser als in Deutschland:
Elektronik und Computerzubehör, Kosmetik und französische Parfums (letztere sind nur in großen Ketten günstiger), nicht-französische Weine (da scheint eine Protektionsabgabe fällig zu sein, so irre sind die Preise), Olivenöl (das ist zwar in den Erzeugerregionen gut und günstig, ist aber in der Qualität und zu diesem Preis in den anderen nicht zu haben), Sauermilchprodukte (kennen die Elsässer nicht, Kefir gibt's allenfalls mal in von Türken frequentierten Läden), Bioware (selten zu finden, kaum Erzeugerhandel, Supermarktware horrend teuer), Marken-Tierfutter und Tierzubehör, Pflanzen und Blumen...
Überhaupt sind Lebensmitteleinkäufe im Elsass im Schnitt dreimal so teuer als im deutschen Grenzland, die Restaurantpreise dementsprechend gestiegen.
Was man besser und/oder billiger im Elsass kauft:
Französischen Wein (der Cotes du Rhone, der in D. als gut um die 6 E verkauft wird, ist bei uns der Billigsüffwein für 2,40 E), die gigantische Auswahl an Käse (besonders zu empfehlen: Rohmilchkäse, lait cru, und Käse direkt vom Erzeuger), italienische Pasta (gestern Markenware zu 2,75 E in einem deutschen Discounter gesehen, bei uns um 1 E), Kaffee und italienischen Espresso (wobei das Elsass mit Sati und Reck auch eigene Kaffeeröstereien hat, sati hat jetzt sogar Biokaffee und fair gehandelten, 250 g ab 3.05 E), Schaumwein (vin mousseux, ab 1,30 E gut trinkbar) und Sekt (Crémant, ab 3.99 E - der bei der teureren "methode traditionelle", womöglich mit AOC-Lage sogar dem Champagnerverfahren entspricht), all die Leckereien, die man von zu Hause her nicht kennt, Haushaltswaren vom "Johrmärik" oder fliegenden Märkten (wie wirklich ewig scharfe Sauerkrauthobel), Milchdesserts (riesige Auswahl), Fisch und Meeresfrüchte (kommt innerhalb von Stunden vom Meer, aber nur in den Monaten mit "r" im Binnenland, wo man im Sommer in die Hypermarchés muss), Stoffe (Strasbourg!), Spezialitäten und Produkte (Tahine-Formen, Teegläser, Haarteile etc.) aus arabischen und afrikanischen Ländern, Schnäpse und Liköre (am besten vom Erzeuger), Sirup (große Sortenauswahl), Flohmarktware (in den Dörfern als "vide grenier" oder "marché au puces" angekündigt...
Außerdem hat man auch in mittleren Städten eine weitaus größere kulturelle Vielfalt (ab Größe Haguenau), so kann man z.B. in Strasbourg koscher einkaufen und speisen, bekommt eine echte Mechoui oder Modedesign à la Tzigane. (Strassbuch: DER Führer, in jeder Buchhandlung und am Kiosk).
Die Liste ließe sich unendlich fortsetzen und über manches lässt sich streiten. Etwa ob man lieber die traumhaft schicken Schuhe in Strasbourg kauft, weil man auch schmalere Füße hat - oder ob man für breitere Füße deutsche Markenware in Hauenstein in der Pfalz besorgt. In beiden Städten mischen sich Nationen und Vorlieben.
Und manchmal treibt das dann auch europäische Blüten, indem man die alte Winstubkultur besser in der Pfalz sucht, denn im Elsass haben sie die Touristen kaputt gemacht... Oder Europa schiebt einen Riegel vor, weil Europa ohne Grenzen ja zu schön wäre. So muss man z.B. aufpassen, ob man Badeinrichtungen und Installationen aus den Baumärkten zweier Länder kombinieren will: die Anschlussgrößen sind unterschiedlich. Hier kann man zwar Adapter zwischenschalten, verliert damit aber die Garantie des Originalteils, wenn es im falschen Land steht! Adapter braucht man auch für Telefone und diverse Fernsehtechnik, aber hier fällt wenigstens nur das Billigkabel aus der Garantie.
Viel Spaß beim nächsten Einkaufsausflug!
(Sorry, mein amerikanischer Server kassiert alle Akzente)
Achtung, weitere Artikel zum Thema Elsass und Dreiländereck finden sich ab jetzt auch in meinem "Zweitprojekt" auf http://sinnesreisen.blogspot.com
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